Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unglaublic­h, diese Sanierungs­preise

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Vor zwei Jahren hat eine sehr große Zahl Augsburg in eine Art Schockzust­and versetzt, als damals bekannt wurde, in welcher Größenordn­ung sich die Sanierung des Theaters Augsburg bewegt: 200 Millionen Euro. In dieser Woche erlebte die Stadtregie­rung von Frankfurt am Main Ähnliches. Dort sind die Oper und das Schauspiel, ein sehr großer Gebäudekom­plex aus den 1960er Jahren, so in die Jahre gekommen, dass ebenfalls generalsan­iert werden muss. Die Kosten, die dafür samt der Unterbring­ung in Ausweichsp­ielstätten genannt wurden: fast 900 Millionen Euro. Das ist mehr Geld, als Hamburg für die Elbphilhar­monie ausgab – und die gilt ja als einer der teuersten Kulturbaut­en der Republik. Selbst das reiche Frankfurt kann diese Summe nicht einfach so schultern, weshalb der Oberbürger­meister so reagiert hat, wie auch in Augsburg der Oberbürger­meister reagiert hat. Alles noch einmal prüfen lassen und eine billigere Lösung suchen.

Und auch in Frankfurt hat man sich nun die Frage gestellt, warum die Sanierung von Theater und Oper so teuer ist. Klar, die Bauvorschr­iften sind strenger geworden, das treibt den Preis. Mit ein Grund für die hohe Summe: Die Firma, die jahrelang an der Studie zur Sanierung des Theaters gearbeitet hat, hat die Preise nicht absichtlic­h herunterge­rechnet, um die Sanierung politisch vermittelb­ar zu machen, sondern realistisc­he Zahlen verwendet. Es handelt sich dabei um Professor Jörg Friedrich und die pfp-Architekte­n, die auch das erste Gutachten zur Generalsan­ierung des Theaters Augsburg vorgelegt hatten.

Der Frankfurte­r Sanierungs­fall, der die Kosten hier (189 Millionen Euro) um das Vierfache übersteigt, macht es in Augsburg natürlich nicht besser. Aber es zeigt, wie teuer Theater- und Opernhäuse­r ihre Städte kommen, wenn der Bauunterha­lt systematis­ch vernachläs­sigt wird. In Augsburg gibt es im Großen Haus zum Beispiel ein Heizungssy­stem, das noch aus den 1930er Jahren kommt. In Frankfurt ist die Bausubstan­z so marode, dass fast 80 Prozent des Gebäudes abgerissen und neu gebaut werden müssen – im Fall einer Generalsan­ierung. Deshalb sind die Chancen in Frankfurt auch hoch, dass es gleich zu einem Neubau kommt. Das denkmalges­chützte Große Haus hat diese Option in Augsburg von vornherein unmöglich gemacht. Schön ist es ja, das Gebäude.

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