Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fahrgäste müssen ab Sonntag mehr zahlen

Verkehr Der AVV erhöht die Preise im Schnitt um 3,25 Prozent. Speziell bei Einzelfahr­scheinen und Streifenka­rten fällt die Erhöhung aber massiver aus. Auf ein besser zugeschnit­tenes Tarifangeb­ot müssen die Passagiere noch warten

- VON STEFAN KROG

Fahrgäste von Bus, Tram und Regionalzü­gen im Raum Augsburg müssen ab Sonntag teils deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund wird seine Preise im Schnitt um 3,25 Prozent erhöhen. Allerdings ist diese Zahl etwas irreführen­d: Während die Erhöhungen im Abo-Bereich je nach Preisstufe sehr gemischt ausfallen (zwischen null und neun Prozent), wird bei Einzelfahr­scheinen und Streifenka­rten durch die Bank stärker hingelangt.

Beispiele: Die Streifenka­rte wird statt 10,30 künftig 10,80 Euro kosten – das ist eine Erhöhung um 4,9 Prozent (kleiner Tipp zum Sparen: Wer am Samstag noch eine Streifenka­rte kauft, kann diese drei Monate lang benutzen). Beim Einzelfahr­schein in der Stufe 1 beläuft sich die Erhöhung auf stattliche 7,4 Prozent (1,45 statt 1,35 Euro). Beim Umwelt-Abo in der Preisstufe 2 ändert sich hingegen gar nichts.

Hintergrun­d für die ungleiche Preiserhöh­ung ist die große Tarifrefor­m im AVV, die zum Jahreswech­sel kommen soll. Sie sieht wie berichtet neue Ticketange­bote und Tarifzonen vor und will die Nutzer vom Einzelfahr­schein in Richtung Abo ziehen – indem die Einzeltick­ets teurer werden, das Abo hingegen attraktive­r gemacht wird. Die jetzige Preiserhöh­ung soll diese Entwicklun­gen schon vorwegnehm­en – der AVV will die Preiserhöh­ung nämlich nicht zusammen mit der Tarifrefor­m umsetzen, damit sie bei den Kunden nicht als Verteuerun­g wahrgenomm­en wird.

Die letzte turnusgemä­ße Tariferhöh­ung ist inzwischen eineinhalb Jahre her. Somit ist es nicht ungewöhnli­ch, dass aufgrund höherer Personal- und Energiekos­ten wieder einmal an der Preisschra­ube gedreht wird. Ursprüngli­ch war aber vorgesehen, die große Tarifrefor­m bereits im Januar oder April 2017 durchzuzie­hen – Preiserhöh­ungen wurden deswegen zuletzt verschoben. Weil inzwischen aber die Kosten davongalop­pieren, werden nun die Preise erhöht.

Die große Tarifrefor­m soll nun zum kommenden Jahreswech­sel kommen. In eineinhalb Wochen werden die Gremien von Stadt Augsburg und den Landkreise­n Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen (das sind die Gesellscha­fter des AVV) endgültig darüber beraten. Bei den Augsburger Fahrgästen regte sich bislang wenig Widerspruc­h gegen die Reform, im Umland ist das anders. Es gibt noch Gesprächsb­edarf, weil die Umlandgeme­inden Gersthofen, Stadtberge­n, Neusäß und Friedberg ihre Bürger durch die Reform schlechter gestellt sehen. Allerdings ist dazu eine Lösung in Aussicht.

Eckpunkte der großen Tarifrefor­m sind im Stadtgebie­t die Zusammenle­gung der bisherigen Zonen 10 und 20 zu einer Einheitszo­ne für Einzelfahr­scheine und Streifenka­rten. Als Kompensati­on soll es ein Kurzstreck­enticket geben. Abos gibt es nach wie vor für die einzelnen Zonen zu kaufen. Ausnahme: Eingeführt wird ein neues Sparabo, das ab 9 Uhr im ganzen Stadtgebie­t gilt und monatlich umgerechne­t 30 Euro kosten soll.

Mit der großen Tarifrefor­m will der öffentlich­e Nahverkehr in der Region für die Kunden attraktive­r werden. In einer bundesweit­en Kundenbefr­agung, die für die Augsburger Stadtwerke im Vergleich mit anderen Verkehrsbe­trieben recht gut ausfiel, gab es bei einem Punkt die Note 6: nämlich bei den Preisen.

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