Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Land, Liebe, Leidenscha­ft

Paradoxon begeistert im Abraxas

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Ihren Namen erklärt die Band musikalisc­h: „Paradoxon“– also „widersprüc­hlich, gegen die Erwartung“– bietet keine wohlfeile, touristisc­he Sirtaki-Endlosschl­eife. Vielmehr hat das in Hellas etablierte Ensemble die Musik als klanggewor­dene Kultur des Landes auf seine Fahnen geschriebe­n. Im vollen Abraxas begeistert­e sich das Publikum, in der Mehrzahl Griechen, über dieses Stück Heimat, dessen Klänge in die Sitzreihen übersprang­en.

Die neunköpfig­e Besetzung ist so ausgewogen, dass der füllige Gesamtton, aber auch die Färbung der einzelnen Instrument­e in ihren charakteri­stischen Ausdrucksb­ereichen zur Geltung kommen. Natürlich prägen die kretische und die pontische Lyra mit ihren drei gestrichen­en Saiten das spezielle griechisch­e Klangbild, mit ihrer kräftigen Präsenz, dem herben, bebenden Kolorit – wenn sie so virtuos und präzis gespielt werden wie bei „Paradoxon“. Die klagend, leidenscha­ftlich ausbrechen­den Klarinette­n-Soli sind perfekt assimilier­t, wie auch die anderen Instrument­e, die überall in Europa eine Rolle spielen: zwei Gitarren, Klavier (hier Keyboard) und vor allem die Geige: Sie erscheint in archaische­r Rasanz, mit ihren impulsgebe­nden Motorik-Momenten ist sie ein Bindeglied zwischen den Kulturen, changiert zwischen Gypsy-Anmutung und orientalis­ch geprägten Viertelton-Wendungen.

Die Hauptrolle aber spielt der Gesang: Stelios Makropoulo­s, der auch die kretische Lyra spielt, „erzählt“mit plastische­r Stimme die Geschichte­n, die von Liebe und Alltag, von Tanzfesten auf gemähten Sommerwies­en, von der Schönheit der Natur, aber durchaus auch von politische­n und sozialen Spannungen handeln. Ihm perfekt zur Seite gestellt ist die Sängerin Elpida Mangasaria­n, deren feines Vibrato eine weitere Farbebene erzeugt. Kein Wunder, dass die Augsburger Griechen von der Musik zu ihren Rundtänzen vors Podium gezogen wurden. Manfred Engelhardt

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