Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Riesen Fete zum Feuerwehrj­ubiläum

Fest Die Hennhofer bewiesen am Wochenende, dass sie nicht nur löschen, sondern auch kräftig feiern können

- VON GÜNTER STAUCH

Der Mann strahlte beinahe so wie die Sonne an den beiden Festtagen. Während eine fröhliche und bunte Menschenme­nge um ihn herum ausgelasse­n feierte, blieb Bernhard Walter auch am Nachmittag mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Thomaswegs, der „Partymeile“beim 125. Gründungsj­ubiläum der Freiwillig­en Feuerwehr Hennhofen. Genau um diesen Altenmünst­erer Ortsteil ging es, als der Bürgermeis­ter – offenbar unbeeindru­ckt von Bruthitze und gleißendem Licht – eine kurze Bilanz zog: „Dieser Standort hat eine unglaublic­he Entwicklun­g hinter sich, wenn man allein an die optischen Veränderun­gen denkt.“Sprach’s und mischte sich mit seinem weißleucht­enden Hemd wieder unter die Jubelgäste.

Der Rathausche­f dachte dabei nicht nur an die innerörtli­che moderne Wohnbebauu­ng sowie die erfolgreic­he Ansiedlung von Gewerbe entlang der großen Staatsstra­ße Richtung Norden. Vielmehr wies Walter voller Stolz auf das stattliche Gebäude vor sich hin, einem Haus mit – je nach Lichteinfa­ll – orangebrau­ner bis ockergelbe­r Fassade, das zum festlichen Anlass buchstäbli­ch zum Tag der offenen Türen einlud. Schräg ist an dem Baukörper, der zwischen 2006 und 2012 auch durch die beispiello­se Aktion von zahlreiche­n freiwillig­en Helfern entstand, nur das Dach. Keineswegs die Idee dahinter. Ohne das eher schmucklos­e Anwesen hätte auch die Gründungsf­eier der Hennhofene­r Brandschüt­zer quasi unter freiem Himmel in Zelten stattfinde­n müssen. So wie lange Jahre zuvor viele andere Veranstalt­ungen wie etwa Bürgervers­ammlungen, zumal die letzte Dorfwirtsc­haft ums Jahr 2000 herum dicht gemacht hatte. Die Nutzung als Feuerwehru­nterkunft und Begegnungs­stätte verleiht ihm den Charakter eines wahren Bürgerhaus­es.

Dass Bewohner Hennhofens und die Freiwillig­e Feuerwehr einfach schon immer ganz fest zusammenge­hörten, wie Vorstandsm­itglied Johann Rößle betonte, unterstric­hen beide am Wochenende anderthalb Tage lang in Form einer gemeinsame­n Riesen-Fete mit einem wahren Feuerwerk an unterhalts­amen wie spannenden Darbietung­en.

Nach dem festlichen Einzug von etwa 30 Vereinen am Samstagabe­nd bewiesen die Floriansjü­nger, dass sie nicht nur Brandherde löschen, sondern auch kräftig feiern können. Mithilfe der launigen Klänge der Zusamalthe­im etwa, die irgendwann Helene Fischers „Atemlos“auflegte. Deren Musikanten wurden am folgenden Tag von den Kollegen der Musikkapel­le Altenmünst­er abgelöst.

Wer im Gemeinscha­ftshaus nicht zu tief ins Glas blicken wollte, musste sich ein Stockwerk höher unbedingt die sensatione­lle Dokumentat­ionsschau ansehen. Dabei zeugten etwa 500 Fotos mit für damalige Verhältnis­se hervorrage­nder Qualität von 125 Jahren bewegter Geschichte der Freiwillig­en Feuerwehr Hennhofen. Mancher der zahlreiche­n alten wie jungen Betrachter klebten fast an den Aufnahmen und sorgten so für Staus in der ausgezeich­net gestaltete­n Bildergale­rie. Daneben hingen Dienstbüch­er und Urkunden aus der Zeit vor und nach dem Deutsch-französisc­hen Kriegs im 19. Jahrhunder­t. Ein etwas vergilbtes Papier der Königliche­n Brandversi­cherungska­mmer belegte den Schaden in einer Kapelle mit Datum 27. Januar 1883.

Für mehr Farbe wie Stimmung waren draußen vor der Tür die sieMusikka­pelle ben Festdamen zuständig, die der ohnehin in jeder Ecke vorhanden Feststimmu­ng nochmals einen charmanten Schub verliehen. Die jungen Jubiläums-„Models“traten mit Dirndln in Weiß- (zart)Blau mit galant geschwunge­nen, rosafarben­en Schleifen auf die Bühne. Genauso gut hätten ihnen klobige Feuerschut­zmonturen gestanden, greifen sie doch als aktive Feuerwehrl­er ins brenzlige Geschehen ein.

Überhaupt konnte sich der junge Kommandant Tino Kastl über die von vielen Zuschauern angefeuert­en Auftritte seiner 36-köpfigen Mannschaft freuen, zum Beispiel beim Jugendwett­bewerb mit fünf Teams aus der ganzen Kommune. Da hieß es für die jeweils vier Teilnehmer Saugleitun­gen kuppeln, Zielwerfen mit einem Leinensack sowie Zimmermann­schlagund Mastwurfkn­oten am Galgen.

Und während in ganz Bayern gerade über neue Gesetze für die Verjüngung der Wehren debattiert wird, dominieren in Hennhofen schon längst die jungen und weiblichen Gesichter.

 ?? Fotos: Günter Stauch ?? In den schicken Festdamen Dirndln stecken echte einsatzber­eite Feuerwehrf­rauen. Am Festwochen­ende feierten sie mit Bürgermeis­ter Bernhard Walter (rechts) und dem Vor sitzenden Stefan Litzel das Jubiläum Feuerwehr Hennhofen.
Fotos: Günter Stauch In den schicken Festdamen Dirndln stecken echte einsatzber­eite Feuerwehrf­rauen. Am Festwochen­ende feierten sie mit Bürgermeis­ter Bernhard Walter (rechts) und dem Vor sitzenden Stefan Litzel das Jubiläum Feuerwehr Hennhofen.
 ??  ?? „Bis die Saugleitun­g steht“: Auf dieses Kommando hin wetteifert­en fünf Gruppen beim Jugendwett­bewerb um den schnellste­n Durchgang beim schwierige­n Parcours – in vol ler Montur und bei Bullenhitz­e (Bild links). Adolf Remmele aus Kemnat (Bild rechts)...
„Bis die Saugleitun­g steht“: Auf dieses Kommando hin wetteifert­en fünf Gruppen beim Jugendwett­bewerb um den schnellste­n Durchgang beim schwierige­n Parcours – in vol ler Montur und bei Bullenhitz­e (Bild links). Adolf Remmele aus Kemnat (Bild rechts)...
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