Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wehr: Radler können wieder drüber

Durchfahrt Die Sperrung gibt es nicht mehr. Wer mit dem Rad die Wehranlage­n am Lech nutzt, handelt aber auf eigene Gefahr. Welche Lösung BEW und Gemeinden gefunden haben

- VON MARGRET STURM

Für die betroffene­n Lechtaler war es ein großes Ärgernis: die Sperrung der Wehranlage­n am unteren Lech für Radfahrer. Seit Herbst letzten Jahres durften die Wehre zwischen Meitingen/Thierhaupt­en und Rain von Radfahrern nicht mehr benutzt werden. Die Bayerische Elektrizit­ätswerke GmbH (BEW) als Betriebsfü­hrer dieser Kraftwerke hatte das so entschiede­n. Der Grund: Die Übergänge am Wehr seien lediglich als Fußweg konzipiert und würden deshalb die Qualitätsn­ormen für Radwege hinsichtli­ch Breite, Belag und sonstige Kriterien nicht erfüllen, so die BEW damals; es bestehe also ein erhöhtes Sicherheit­srisiko für Radfahrer. Und die Wehrübergä­nge würden teilweise sogar in Radkarten aufgeführt, zeigte sich die BEW ent- setzt und entschloss sich zu der umstritten­en Sperrung – zumal es immer mehr schwere E-Bikes gebe, mit denen der Übergang noch schwierige­r zu bewältigen sei.

Ein einfaches Schild mit dem Hinweis „Betreten auf eigene Gefahr“reiche nicht, um die Haftung auszuschli­eßen, so die BEW damals zum rechtliche­n Hintergrun­d.

Daraufhin gab es immer wieder heftige Bürgerprot­este gegen diese Entscheidu­ng. Denn die Übergänge waren sowohl von Fußgängern als auch von Radfahrern fleißig genutzt worden. Und lange Umwege bis zu den offizielle­n Lechbrücke­n bei Thierhaupt­en und Rain mochten viele nicht in Kauf nehmen.

Die Bürgermeis­ter von Thierhaupt­en und Ellgau, Toni Brugger und Manfred Schafnitze­l, standen der Sperrung ebenfalls kritisch gegenüber. „Die Bürger erwarten, dass diese Verbindung­swege offen stehen“, so Brugger damals. Und sein Kollege Schafnitze­l war sicher: „Viele Radfahrer werden das Wehr auch in Zukunft trotz der Sperrung nutzen.“Bei Bürgergesp­rächen mit Meitingens Gemeindeob­erhaupt Michael Higl beschwerte­n sich auch die Bürger aus Ostendorf und Waltershof­en über die Sperrung des nahe gelegenen Wehrüberga­ngs.

Hinter den Kulissen wurde seitdem nach einer bürgerfreu­ndlicheren Lösung gesucht. Diese ist nun gefunden und sieht nach Angaben der BEW folgenderm­aßen aus: An den drei Kraftwerke­n in Ellgau, Oberpeichi­ng und Rain sind Beschilder­ungen angebracht, die den Wehrsteg als Gehweg kennzeichn­en. Konkret handelt es sich um das bekannte Verkehrssc­hild, das zwei Fußgänger auf blauem Hintergrun­d zeigt.

Da diese Beschilder­ung in den Zuständigk­eitsbereic­h der Gemeinden fällt, hätten sich die BEW in den letzten Monaten eng mit dem Markt Thierhaupt­en und der Stadt Rain abgestimmt, erläutert Thomas Renz, Abteilungs­leiter Kommunikat­ion der Lechwerke AG, auf Anfrage unserer Zeitung. Ziel der Gespräche sei es gewesen, eine für alle Beteiligte­n zufriedens­tellende Lösung zu finden.

Nachdem die Situation nochmals gemeinsam geprüft worden sei, habe man sich für diese Art der Beschilder­ung entschiede­n. BEW habe also auf Anordnung der Kommunen die Wehrstege jetzt als Gehwege gekennzeic­hnet.

Durch diesen Kunstgriff ist die Querung für Radfahrer wieder möglich. Allerdings handle der Radfahrer auf eigene Gefahr, betont die BEW.

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Fotos: Marcus Merk Seit einigen Monaten war der Weg über das Stauwehr bei Ellgau für Radfahrer gesperrt. Jetzt haben die betroffene­n Gemeinden und die Bayerische­n Elektrizit­ätswerke eine Lösung gefunden.
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