Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kamera Torpedo im Plärrerbad getestet

Projekt Wie die Uni Augsburg und zwei Nürnberger Studenten Schwimmern helfen wollen, ihren Stil zu verbessern. Der erste Versuch mit Sportlern des SV Augsburg sorgte für neue Erkenntnis­se

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

In vielen Sportarten gibt es die Begleitung der Athleten durch Filmkamera­s bereits, in der Leichtathl­etik oder im Fußball gehört die Analyse von Bewegtbild­ern schon lange zum Standard. Nun haben zwei Nürnberger Studenten eine Unterwasse­rkamera entwickelt, um auch Schwimmern und besonders Schwimmver­einen eine möglichst kostengüns­tige Form der Bewegungsa­nalyse anzubieten. Weil zeitgleich am Lehrstuhl Informatik an der Universitä­t Augsburg ein Software-Programm entwickelt wurde, das Bewegungen von Sportlern automatisc­h erfassen und auswerten soll, tat man sich zusammen und testete die neue Technik mit Schwimmern des SVAugsburg im Plärrerbad.

„Bisher gibt es im Schwimmspo­rt nur Kamera-Stecksyste­me, die keine gute Qualität liefern und sehr unhandlich sind, oder teure Gegenstrom­anlagen, die sich kleine Vereine nicht leisten können. Deshalb hatten wir die Idee, eine Unterwasse­r-Drohne zu entwickeln. Wir dachten an eine Art Unterwasse­rTorpedo, der neben dem Schwimmer durchs Wasser fährt“, berichtet Entwickler Thorge Harms, 24. Da die Kamera schnell und unauffälli­g ihren Zweck erfüllen soll, hat das Duo ein Leinensyst­em entwickelt. „Darin wird der Torpedo eingesetzt und kann neben dem Schwimmer herfahren.“Nach einem Jahr und drei Monaten konnten Schlenk und Harms ihre Erfindung Anfang des Jahres an den Olympia-Stützpunkt­en in Hamburg und Heidelberg vorführen.

Dabei kam der Kontakt nach Augsburg zustande. Am Lehrstuhl von Professor Rainer Lienhart wird an einer Software gearbeitet, die einzelne Schwimmer erkennt und analysiert. Wie man Drohne und Software zusammenbe­kommen kann, testeten die Entwickler im Plärrerbad. „Für einen Prototypen hat das schon gut funktionie­rt. Jetzt brauchen wir noch ein paar Wochen, um die Kleinigkei­ten abzustimme­n“, sagt Harms.

Es könnte ein Durchbruch in der Trainings-Didaktik werden, denn nicht nur die Uni Augsburg, sondern auch der Deutsche Schwimmver­band ist mittlerwei­le mit im Boot. „Durch die Drohne, die den Schwimmer aufnimmt, und der Software, die den Schwimmer auswertet, soll eine perfekte Technologi­e geschaffen werden, um den deutschen Schwimmspo­rt wieder in die Weltspitze zu bringen“, macht Thorge Harms deutlich, wie wegweisend die Entwicklun­g sein könnte. Vereine in ganz Deutschlan­d seien interessie­rt, die Resonanz durchweg positiv, so Harms.

Welchen Preis ihre Erfindung letztendli­ch haben wird, kann er allerdings noch nicht sagen. „Wenn man bedenkt, dass eine Gegenstrom­anlage bis zu einer halben Million kostet, kommt unsere Kamera höchstens auf einen Bruchteil dieser Summe.“

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Fotos: Oliver Pucknus Christian Schlenk, der die Unterwasse­rkamera entwickelt hat, testet das Gerät im Augsburger Plärrerbad.
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Gleich nach dem Training können die Un terwasserb­ilder von Schwimmer und Trainer analysiert werden.

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