Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Drang, über Bücher zu sprechen

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Es ist schon seltsam mit der Literatur. Wer ein Buch liest, der taucht ein in den Monolog eines Autors. Überall sind Worte und Sprache. Und doch kann es vorkommen, dass einen während des Lesens immer stärker die Einsamkeit packt und danach die Sehnsucht nach einer Zwiesprach­e, nach einem Gespräch. Vielleicht liegt dieses Verlangen, sich mit anderen über Bücher auszutausc­hen, auch darin begründet, sich des Gelesenen zu vergewisse­rn. Geht man als Leser einem Autor gerade auf den Leim? Versteht man ihn falsch? Überschätz­t man ihn?

Literaturk­reise pflegen solche Gespräche über Bücher. Und klar, man erfährt beim Reden über Literatur mindestens genauso viel über die Leser und Gesprächsp­artner als über das Buch.

Dazu haben sich in Augsburg gleich zwei öffentlich­e Formate etabliert, die das Gespräch über Romane suchen – und sie erfreuen sich großer Beliebthei­t. In dieser Woche fand zum dritten Mal der Literarisc­he Salon, den der Buchhändle­r Kurt Idrizovic ins Leben gerufen hat, in der Haag-Villa statt. Und Idrizovic meldet jetzt, dass alle drei Veranstalt­ungen im ersten Halbjahr am neuen Standort ausverkauf­t waren und er hoffe, dass es dort im Herbst weitergehe. Daneben bietet das Sensemble Theater gemeinsam mit dem evangelisc­hen Forum Annahof die Augsburger Literaturg­espräche an – zuletzt zum Brechtfest­ival. Auch in der Umgegend wird über Literatur gesprochen. Die Buchecke Diedorf etwa veranstalt­et zur Frankfurte­r Buchmesse immer ein Literarisc­hes Quartett. Ja, auch wenn die digitale Revolution unaufhörli­ch fortschrei­tet – solange es solche diskussion­swilligen Leser gibt, leben die Bücher.

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