Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vom Drang, über Bücher zu sprechen
Es ist schon seltsam mit der Literatur. Wer ein Buch liest, der taucht ein in den Monolog eines Autors. Überall sind Worte und Sprache. Und doch kann es vorkommen, dass einen während des Lesens immer stärker die Einsamkeit packt und danach die Sehnsucht nach einer Zwiesprache, nach einem Gespräch. Vielleicht liegt dieses Verlangen, sich mit anderen über Bücher auszutauschen, auch darin begründet, sich des Gelesenen zu vergewissern. Geht man als Leser einem Autor gerade auf den Leim? Versteht man ihn falsch? Überschätzt man ihn?
Literaturkreise pflegen solche Gespräche über Bücher. Und klar, man erfährt beim Reden über Literatur mindestens genauso viel über die Leser und Gesprächspartner als über das Buch.
Dazu haben sich in Augsburg gleich zwei öffentliche Formate etabliert, die das Gespräch über Romane suchen – und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. In dieser Woche fand zum dritten Mal der Literarische Salon, den der Buchhändler Kurt Idrizovic ins Leben gerufen hat, in der Haag-Villa statt. Und Idrizovic meldet jetzt, dass alle drei Veranstaltungen im ersten Halbjahr am neuen Standort ausverkauft waren und er hoffe, dass es dort im Herbst weitergehe. Daneben bietet das Sensemble Theater gemeinsam mit dem evangelischen Forum Annahof die Augsburger Literaturgespräche an – zuletzt zum Brechtfestival. Auch in der Umgegend wird über Literatur gesprochen. Die Buchecke Diedorf etwa veranstaltet zur Frankfurter Buchmesse immer ein Literarisches Quartett. Ja, auch wenn die digitale Revolution unaufhörlich fortschreitet – solange es solche diskussionswilligen Leser gibt, leben die Bücher.