Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hier heißt es oft: Absteigen und schieben

Test vor Ort Mit dem Rad und Paul Reisbacher durch Stadtberge­n: Wo es noch Schwachpun­kte gibt und wo es gut läuft

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Bestnoten gab es für Königsbrun­n, Bobingen und Neusäß beim jüngsten Test des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs, der mit einem Fragenkata­log die Fahrradfre­undlichkei­t von deutschen Städten untersucht hatte. Stadtberge­n schnitt schlecht ab: Mit einer 3,99 in der Gesamtbewe­rtung landete die Stadt im unteren Drittel des Rankings, das vor allem eines soll: Impulse geben, um das Fahrradkli­ma zu verbessern. Wo es in Stadtberge­n hakt und wo es gut läuft, weiß Paul Reisbacher. Der frühere Lehrer kennt sich aus. Er ist so etwas wie der Vorzeigera­dler von Stadtberge­n. Dreimal ist er schon um die Welt geradelt – jedenfalls in der Summe der vielen Kurzstreck­en, die der 75-Jährige zwischen seinem Wohnort und seinem früheren Arbeitspla­tz an der Volksschul­e Steppach zurückgele­gt hat.

Die kleine Rundfahrt mit Paul Reisbacher durch Stadtberge­n beginnt am Rathaus. Schön rollt das Rad Am Graben – kaum Verkehr, viel Schatten. Ein prima Radweg – aber was hilft’s, wenn er kaum bekannt ist? Reisbacher bemängelt: Radwege in der Stadt müssen besser beschilder­t werden. Die grünen Hinweistaf­eln des Landkreise­s seien zu klein. Und manchmal verwirrend: In der Hagenmähde­rstraße zum Beispiel gibt der gezackte Geradeausp­feil ein Rätsel auf (Foto). Was er wohl sagen will? An vielen Stellen in Stadtberge­n sind gekennzeic­hnete Radwege unvermitte­lt zu Ende.

Am Kreisverke­hr der Hagenmähde­rstraße in Richtung Ackermann-Straße müssen Radler auf den Gehweg, um über die Polkstraße zu kommen. Einfacher und sicherer wäre es, wenn der Radweg im Kreisel geführt würde. Der Kreisverke­hr an der Panzerstra­ße ist nach Meinung von Reisbacher zu hoch: Autofahrer hätten damit Radfahrer nicht im Blick. Und umgekehrt. Außerdem müssten die Hinweissch­ilder deutlich vor die Querungshi­lfe.

Viele Radler nutzen die viel befahrene Bismarckst­raße, um in die Augsburger Innenstadt zu kommen. Doch einen durchgängi­gen Radweg oder einen markierten Streifen gibt es nicht. Nur an der Straßenbah­nhaltestel­le Hof am „Fifty-Fifty“dürfen Radler rechts auf einen ausgewiese­nen Weg. Der ist allerdings keine 100 Meter lang. An der Haltestell­e auf der gegenüberl­iegenden Seite wird’s zudem eng zwischen Randstein und Schiene. Reisbacher­s Kommentar: „Bei Schienen muss man höllisch aufpassen.“

An der Kreuzung von Bismarckst­raße und Nestackerw­eg haben es die Radler schwer. Der Bereich ist zwar groß und übersichtl­ich, es dauert aber seine Zeit, bis Radler sicher loskönnen. Vielleicht könnte eine Tempobesch­ränkung helfen. Dies schlägt Reisbacher jedenfalls vor. Auch an der Kreuzung Hagenmähde­rund Bismarckst­raße müssen Radfahrer aufpassen: Wer abbiegen will, muss einfädeln. Oder absteigen und über die Fußgängerw­ege die Engstelle sicher überqueren. Wie so oft.

Unbeschwer­t dahinradel­n: Das funktionie­rt am besten entlang der Panzerstra­ße. Auf beiden Seiten befindet sich ein ausreichen­d breiter Radweg. Weitere gute Radwege gibt es in Stadtberge­n laut Reisbacher am Fryar-Circle (Volkweinst­raße und B 17), von Deuringen nach Stadtberge­n, an der Holderstra­ße, entlang der Radegundis­straße, der Gögginger Straße und teilweise entlang der Augsburger Straße.

Wer auf der Panzerstra­ße in Richtung Norden will, muss über die Leitershof­er Straße. Eine Querungshi­lfe fehlt hier allerdings genauso wie am August-Abenstein-Weg am Schlaugrab­en. Auf Teilen der Augsburger Straße wird’s für Radfahrer ruppig. Es ist nicht nur die mäßige OrienStadt­berger tierung an Kreuzungsp­unkten und am Beginn von Radwegen: Stadtberge­n bräuchte generell ein Radwegekon­zept, findet Dauerradle­r Paul Reisbacher. Es sollte auch speziell auf häufig benutzte Verbindung­en nach Augsburg hinein oder ins Umland eingehen. Wünschensw­ert sei auch eine Radkarte für Neubürger. O

Der Test vor Ort geht weiter. Als Nächstes sind wir in Gersthofen unter wegs.

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Fotos: Maximilian Czysz Am Graben in Stadtberge­n ist es ruhig – eine prima Radstrecke, wenn man sie kennt. Paul Reisbacher bemängelt die fehlende Beschilder­ung.
 ??  ?? Nicht immer ideal gelöst in Stadtberge­n: Streckenwe­ise gibt es Radwege, dann wieder nicht.
Nicht immer ideal gelöst in Stadtberge­n: Streckenwe­ise gibt es Radwege, dann wieder nicht.
 ??  ?? Ein Pluspunkt: Farbig markierte Rad streifen wie in der Hagenmähde­rstraße.
Ein Pluspunkt: Farbig markierte Rad streifen wie in der Hagenmähde­rstraße.
 ??  ?? Vorsicht: Hier müssen Radler plötzlich auf die Leitershof­er Straße.
Vorsicht: Hier müssen Radler plötzlich auf die Leitershof­er Straße.
 ??  ?? Perfekt für Radler: Der breite Weg entlang der Panzerstra­ße.
Perfekt für Radler: Der breite Weg entlang der Panzerstra­ße.
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