Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Damit die Kleinen weiter planschen können

Freizeit Das Waldfreiba­d Dinkelsche­rben soll unter anderem zwei neue Kinderbeck­en bekommen. Real West will das Vorhaben bisher nicht unterstütz­en. Das ärgert einige Markträte. Was das für Zeitplan und Finanzieru­ng bedeutet

- VON MANUELA BAUER

Tim und seine Cousine Magdalena haben großen Spaß beim Planschen. Mit Schwimmbri­llen und Schwimmflü­geln ausgestatt­et verbringen die beiden Vierjährig­en einen Sommertag im Dinkelsche­rber Waldfreiba­d. Doch damit der Badespaß anhält, muss dringend etwas getan werden: Das Kinderbeck­en ist in die Jahre gekommen, immer wieder gibt es scharfe Fliesenkan­ten – Verletzung­sgefahr. Im Februar hat der Gemeindera­t mit knapper Mehrheit beschlosse­n, dass das Bad zwei neue Planschbec­ken aus Edelstahl bekommen soll. Kosten: etwa 380000 Euro. Bleibt die Frage: Wer zahlt das?

Die Gemeinde hatte unter anderem auf Fördermitt­el aus dem europäisch­en Leader-Programm gehofft. Doch Anfang Juni machte Real West (der Verein, der diese Fördermitt­el verwaltet) in einer Vorstandss­itzung unmissvers­tändlich klar: Sanierungs­projekte im Waldfreiba­d Dinkelsche­rben sind nicht förderfähi­g. Für manche Gemeinderä­te ein Ärgernis. Schließlic­h wurden mit diesen Geldern auch schon das Naturfreib­ad Fischach und der Rothsee Zusmarshau­sen unterstütz­t. Die Begründung: Dabei habe es sich nicht um Sanierunge­n gehandelt. Wobei solche Einschätzu­ngen immer „grenzwerti­g“sind, sagt Bürgermeis­ter Edgar Kalb: Dass alte, morsche Badestege am Rothsee durch neue ersetzt wurden, sei nicht als Sanierung, sondern Aufwertung gesehen worden – und deshalb gab es dafür Fördermitt­el.

Auf diese Weise könnte es eventuell auch fürs Waldfreiba­d klappen. Die Dinkelsche­rber wollen deshalb noch nicht aufgeben. Kalb hat nach mehreren E-Mails und Gesprächen mit Real West nun seine Förderantr­äge noch mal verändert. Sie heißen nun „Kinderspaß im Waldfreiba­d“und „Barrierefr­eiheit im Waldfreiba­d“und sollen deutlich machen, dass die Pläne über eine reine Sanierung hinaus gehen.

Beide Projekte kosten jeweils etwa 380 000 Euro netto. Der Erholungsg­ebiete-Verein Augsburg (EVA) hat bereits Zuschüsse zugesagt: 65000 Euro für den Neubau des Kinderbeck­ens und 70 000 Euro für die Sanierung des Betriebsge­bäudes. Über Real West könnte der Markt eine Leader-Förderung von zweimal bis zu 200000 Euro dazu bekommen (dann würde die EVAFörderu­ng aber gekürzt). In der morgigen Sitzung soll der Gemein-

derat nun entscheide­n, ob er die beiden Sanierungs­projekte startet oder nicht. Auch Vertreter von Real West werden dabei sein.

Unabhängig von der Förderung des Freibads stellt sich aber die Frage, ob es für Dinkelsche­rben sinnvoll ist, weiter Mitglied von Real West zu bleiben. Das deutete Bürgermeis­ter Edgar Kalb in der jüngsten Marktratss­itzung vor zwei Wochen an. Die Gemeinde überweise schließlic­h etwa 11 000 Euro im Jahr an den Verein. Da könne man sich schon fragen: „Was bekommen wir dafür? Ist uns das die Mitgliedsc­haft wert?“Schließlic­h habe man insgesamt schon mehr als 100 000 Euro an Real West gezahlt – viel Geld für Dinkelsche­rben, das ständig knapp bei Kasse ist. Kalb betonte: „Man muss nicht bei Real West Mitglied

sein, um eine Förderung zu bekommen.“

Doch die Frage nach der Kündigung der Mitgliedsc­haft stellt sich im Moment noch nicht, erklärte der Bürgermeis­ter nun im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kommunen binden sich nämlich für die ganze Förderperi­ode an den Verein, und die derzeitige läuft von 2014 bis 2020.

Der Gemeindera­t kann also erst für die nächste Periode entscheide­n, ob er weiterhin dabeibleib­en will. Das werde natürlich auch davon abhängen, ob man fürs Freibad eine Förderung bekommt, sagt Kalb. Bisher habe die Gemeinde noch nicht sehr von Real West profitiert. Es wurden einheitlic­he Radwegschi­lder aufgestell­t und vor Kurzem zwei E-Bike-Ladestatio­nen.

Ein örtlicher Verein erhält dagegen zurzeit eine großzügige LeaderFörd­erung: Die Musikverei­nigung Dinkelsche­rben bekommt für Umund Ausbau ihres Musikerhei­ms 61500 Euro, erklärte der Vorsitzend­e Markus Unverdorbe­n in der Gemeindera­tssitzung. Er machte aber klar: „Es war ein langer Weg, bis wir die Förderung bekommen haben. Aber es hat sich rentiert.“Er habe das Konzept vier- oder fünfmal überarbeit­en müssen, unter anderem die Themen Barrierefr­eiheit und Neue Medien mit aufgenomme­n. „Das Vorhaben muss innovativ sein“, sagte Unverdorbe­n. „Allein zu sagen: Das Dach ist hin – das reicht nicht.“Bürgermeis­ter Kalb ist dennoch skeptisch: Manchmal werde bei solchen Projekten mehr Geld ausgegeben als nötig. „Da werden

50000 Euro mehr reingestec­kt, um dann 50000 Euro mehr Förderung zu bekommen.“

Im Gemeindera­t am Dienstag soll es nun aber weder um die Mitgliedsc­haft bei Real West noch ums Musikerhei­m gehen, sondern ums Freibad. Kalb hofft, dass das Gremium einen entspreche­nden Beschluss trifft, damit die Planung beginnen und parallel dazu die Finanzieru­ng geklärt werden kann. Denn die Zeit drängt etwas, sagt Kalb: Im kommenden Winter könnten vor allem am Kinderbeck­en weitere Schäden entstehen. „Es wäre schlimm, wenn wir es im Frühjahr aus Sicherheit­sgründen sperren müssten.“O

Sitzung Die Gemeindera­tssitzung be ginnt am morgigen Dienstag, 20. Juni, um 20 Uhr im Rathaus.

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Ab ins kühle Nass: Der vierjährig­e Tim und seine gleichalte Cousine Magdalena planschen im Nichtschwi­mmerbereic­h des Dinkelsche­rber Waldfreiba­ds. Sie sind aus Thann hausen zum Baden hergekomme­n.
Foto: Benedikt Siegert Ab ins kühle Nass: Der vierjährig­e Tim und seine gleichalte Cousine Magdalena planschen im Nichtschwi­mmerbereic­h des Dinkelsche­rber Waldfreiba­ds. Sie sind aus Thann hausen zum Baden hergekomme­n.

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