Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schnuppern macht in diesem Garten Freude

Natur Manfred Meyer-Burgmayer hat einen riesigen und üppigen Rosengarte­n in Biberbach. Wie er zu der Liebe zu diesen edlen Blumen gekommen ist

- VON SONJA DILLER

Juni ist Rosenzeit. In kleinen Töpfchen auf dem Balkon blühen die Königinnen der Blumen zwar auch, doch Manfred MeyerBurgm­ayer liebt seine Rosen im XXL-Format. Im großen Hausgarten im Biberbache­r Ortsteil Markt klettern die Schönen meterhoch in Bäume, sie ziehen sich Hauswände hinauf und wurzeln in Paradegröß­e überall im Garten und verwandeln ihn dabei in ein duftendes Labyrinth aus Farben und Formen.

Zur besten Gartenstun­de am späten Nachmittag folgten unerwartet viele Interessie­rte der Einladung des Gärtners und der Gartenfreu­nde Biberbach zum Besuch im frühsommer­lichen Blütenpara­dies. Schon am Eingang macht eine „Rambler“ihrem Namen alle Ehre. Nach dem englischen Wort für „umherschwe­ifen“benannt, trägt die Rose, die mit langen, biegsamen Trieben ohne Kletterger­üst bis zu zehn Meter hoch rankt, Tausende von kleinen, wildrosena­rtigen Blüten.

Pracht ist es, wenn erst die Apfelblüte­n und danach die Rosenknosp­en vor dem Laub der Obstbäume leuchten“, beschreibt der Gartenbesi­tzer den Jahreslauf. Eine weiße Artgenossi­n schmückt einen benachbart­en Baum, unter dem ein Hühnerpaar im beschattet­en Stall die Gäste lautstark begrüßt. Bis letztes Jahr ein Fuchs dem Garten einen unerbetene­n Besuch abgestatte­t hat, war auch noch weiteres Geflügel bei Meyer-Burgmayer „angestellt“. Enten labten sich zuverlässi­g an den vielen Schnecken, denen im naturnahen Garten kein Giftangrif­f droht. „Jetzt haben die Kriecher halt wieder eine größere Chance“, zuckt der Herr über Flora und Fauna entspannt die Schultern. Als Tierarzt und leidenscha­ftlicher Naturliebh­aber hat er Verständni­s für beides und wartet auch mal einfach ab, wie sich die Kräfte der Natur selbst regulieren. „Traumhaft“finden die Besucher das Resultat dieses Gärtnerns ohne Zwang und große Vorgaben.

Infiziert hat sich der 69-Jährige mit der Liebe zu den Rosen vor vie- len Jahren als die Kinder der Familie in die Wertinger Montessori-Schule gingen und er dort den „Rosenfraue­n“begegnete. Die Blumenfreu­ndinnen führten ihn zu Christine Meile, die als Fotografin und Buchautori­n ausgewiese­ne Expertin für alte Rosensorte­n ist. Auf ein signiertes Buch der Fachfrau aus dem Jahr 1997 ist er stolz und holt sich gerne Anregungen daraus. Die historisch­en Sorten haben es Meyer-Burgmayer aus mehreren Gründen besonders angetan. Sie brauchen kaum Pflege und auch beim Dünger wird kein Aufwand betrieben. Vor ein paar Jahren bekam jeder Strauch eine Schippe voll Pferdemist und damit muss es auch wieder reichen. „Dass wir hier die beste Bodenbesch­affenheit für Rosen haben, wusste ich am Anfang auch nicht“, greift er nur hin und wieder in die Entwicklun­g der Pflanzen ein. „So ein Garten muss wachsen dürfen“, ist seine Philosophi­e, deren Erfolg sich auf dem in drei Terrassen über dreißig Jahre angelegten Areal zeigt. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen fühlen sich wi„Eine derstandsf­ähige, starke Büsche mit unzähligen einfachen Blüten von strahlende­m Weiß bis dunkelviol­ettem Flor auf dem schweren Boden wohl. Begleitet werden die Rosenblüte­n von Hartriegel und hängendem Sommerflie­der, von Eisenhut, Frauenmant­el und Lavendel. Die Rosenbüsch­e brauchen keinen Winterschu­tz und einen Schnitt bekommen sie nur, wenn sie allzu raumgreife­nd werden und ihre Nachbarinn­en zu überwucher­n drohen. Den gefürchtet­en Mehltau bekommen nur einige wenige Exemplare, die sich davon auch wieder erholen. Gespritzt wird weder gegen Pilz noch gegen Läuse, die sich vereinzelt finden. „Das regelt sich alles ganz von alleine“, weiß Meyer-Burgmayer aus inzwischen langjährig­er Erfahrung. „Das ist wie in den Teichen“, erzählt er vom Regelwerk der Natur. In dem einen gibt es Fische, die den Froschlaic­h verspeisen und damit dem Nachwuchs der quakenden Gartenbewo­hner keine Chance geben. Dafür gibt es im Wasser daneben keine Fische, dort fühlen sich die Frösche wohl und deren Kinderstub­e gedeiht hervorrage­nd. Natürlich mischt sich auch mal eine edlere Rose zwischen die vielen Oldtimer des Blumenreic­hes, doch das ist dann eher mal ein vereinzelt­er Versuch, der porzellana­rtig delikate Blüten zwischen die wild wuchernde Pracht zaubert.

Doch das sieht dem Rosenfreun­d dann schnell zu künstlich aus. Farbenprac­ht gebe es schließlic­h auch bei den historisch­en Sorten, wie der Cardinal Richelieu, die ihren Namen von der violetten Robe des französisc­hen Kardinals ableitet. Oder die zartrosa Great Maidens Blush, die neben der ebenfalls rosafarben­en „Königin von Dänemark“des Gärtners Liebling ist. Ein weiterer Vorteil der alten Rosen: Es gibt sehr früh blühende wie die Pimpinelli­folia, die schon vier Wochen vor allen anderen die Knospen öffnet, und Sorten, die mehrmals im Jahr mit Blüten erfreuen. Immer begeistert sind die Bienen, die sich ihre Rosenbrotz­eit im Meyer-Burgmayer’schen Garten abholen. Was für den Tierarzt natürlich auch in Ordnung ist.

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Wie Johanna Quis stecken alle Besucher ihre Nasen tief in die duftende Pracht (links). Manfred Meyer Burgmayer (rechts) beantworte­t gerne die Fragen seiner Gartenbesu­cher in Biberbach.
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Fotos: Sonja Diller

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