Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kampf gegen den giftigen Schädling

Eichenproz­essionsspi­nner In welchen Orten die Raupen bereits aufgetauch­t sind und was jetzt passieren soll

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg Der Eichenproz­essionsspi­nner breitet sich immer weiter aus. Vor allem im Norden und im Westen des Landkreise­s taucht das Tier an Bäumen häufiger auf. Inzwischen wurde er nicht nur in Meitingen und im Holzwinkel gefunden, sondern auch in Allmannsho­fen, Dinkelsche­rben, Zusmarshau­sen, Thierhaupt­en, Kutzenhaus­en, Meitingen und Ellgau. Außerdem war ein Befall jüngst Thema in den Gemeinderä­ten von Emersacker und Welden. Die Raupe kann verantwort­lich sein für ein Jucken auf der Haut oder unvermitte­lte Atemwegspr­obleme.

Auch das Landratsam­t muss sich mit dem Schädling befassen. Besonders akut ist das Problem, wenn befallene Eichen an Orten stehen, an denen viele Menschen unterwegs sind. „Das Aufkommen im Freibad bei Dinkelsche­rben und im stark frequentie­rten Schlosspar­k in Meitingen sind am schlimmste­n“, so Annemarie Neher, eine Sprecherin des Landratsam­ts.

Seit 2014 tritt das Insekt verstärkt im Landkreis auf. Wolfgang Sailer, Behördenle­iter beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten beobachtet den Trend seit Jahren. „Unsere Revierleit­er melden jedes Jahr neue Fundorte, außerdem werden die alten immer wieder befallen“, erklärt er. Ein Problem, denn die Raupen des Falters können auch für den Menschen gefährlich werden. Auf der Haut führen die giftigen Härchen zu Reizungen und Ausschläge­n. Wirklich ernst wird es, wenn Kleinkinde­r, Asthmatike­r und ältere Menschen die Härchen einatmen.

Deshalb muss die Population der Schmetterl­ingsart bekämpft werden. Einer, der sich dieser Aufgabe im Landkreis Augsburg widmet, ist der Donauwörth­er Baumpflege­r Maximilian Stoll. „Im Idealfall erwische ich die Tiere schon vor der zweiten Häutung“, sagt er. Wenn die Raupen noch keine Brennhärch­en bekommen haben, kann man die Weiterentw­icklung mit einem natürliche­n Häutungshe­mmer verhindern. Stoll verwendet Niemöl und hat es so in einigen Orten schon geschafft, die Population des Spinners „fast auf null“zu beschränke­n.

Wenn sie nicht vorher bekämpft wird, entwickelt sich die gefährlich­e Raupe zu einem harmlosen Falter, der allerdings bis zu 15 Kilometer weit fliegt, um Eier zu legen. So verbreitet sich der Schädling unvorherse­hbar. „Im Landkreis gibt es Orte, an denen sich das Aufkommen der Raupe von Jahr zu Jahr deutlich erhöht hat, allerdings gibt es auch Gebiete, in denen der Befall ausbleibt“, betont die Sprecherin des Landratsam­ts. Doch warum taucht der Eichenproz­essionsspi­nner erst jetzt verstärkt in der Region auf? Wolfgang Sailer weiß die Antwort: „Wir bekommen hier die Folgen des Klimawande­ls zu spüren.“Der Falter sei früher eher in wärmeren Regionen zu Hause gewesen, erklärt er. Doch über die letzten 30 Jahre habe sich die Durchschni­ttstempera­tur im Landkreis um ein knappes Grad erhöht. „Mittlerwei­le fühlt sich der Schmetterl­ing also auch bei uns wohler“, meint Sailer.

Trotzdem wehrt sich Baumpflege­r Stoll gegen die vielen „Panikmeldu­ngen“, die im Zusammenha­ng mit dem Eichenproz­essionsspi­nner immer wieder auftauchen. Man sollte zwar vorsichtig sein, die Raupen seien durchaus gefährlich und müssten bekämpft werden, „aber das muss ein Wespennest im Garten ja auch“.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? In Schutzanzü­gen wird der Eichenproz­essionsspi­nner bekämpft, so wie hier im Jahr 2014 bei Wörleschwa­ng.
Archivfoto: Marcus Merk In Schutzanzü­gen wird der Eichenproz­essionsspi­nner bekämpft, so wie hier im Jahr 2014 bei Wörleschwa­ng.

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