Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kampf gegen den giftigen Schädling
Eichenprozessionsspinner In welchen Orten die Raupen bereits aufgetaucht sind und was jetzt passieren soll
Landkreis Augsburg Der Eichenprozessionsspinner breitet sich immer weiter aus. Vor allem im Norden und im Westen des Landkreises taucht das Tier an Bäumen häufiger auf. Inzwischen wurde er nicht nur in Meitingen und im Holzwinkel gefunden, sondern auch in Allmannshofen, Dinkelscherben, Zusmarshausen, Thierhaupten, Kutzenhausen, Meitingen und Ellgau. Außerdem war ein Befall jüngst Thema in den Gemeinderäten von Emersacker und Welden. Die Raupe kann verantwortlich sein für ein Jucken auf der Haut oder unvermittelte Atemwegsprobleme.
Auch das Landratsamt muss sich mit dem Schädling befassen. Besonders akut ist das Problem, wenn befallene Eichen an Orten stehen, an denen viele Menschen unterwegs sind. „Das Aufkommen im Freibad bei Dinkelscherben und im stark frequentierten Schlosspark in Meitingen sind am schlimmsten“, so Annemarie Neher, eine Sprecherin des Landratsamts.
Seit 2014 tritt das Insekt verstärkt im Landkreis auf. Wolfgang Sailer, Behördenleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beobachtet den Trend seit Jahren. „Unsere Revierleiter melden jedes Jahr neue Fundorte, außerdem werden die alten immer wieder befallen“, erklärt er. Ein Problem, denn die Raupen des Falters können auch für den Menschen gefährlich werden. Auf der Haut führen die giftigen Härchen zu Reizungen und Ausschlägen. Wirklich ernst wird es, wenn Kleinkinder, Asthmatiker und ältere Menschen die Härchen einatmen.
Deshalb muss die Population der Schmetterlingsart bekämpft werden. Einer, der sich dieser Aufgabe im Landkreis Augsburg widmet, ist der Donauwörther Baumpfleger Maximilian Stoll. „Im Idealfall erwische ich die Tiere schon vor der zweiten Häutung“, sagt er. Wenn die Raupen noch keine Brennhärchen bekommen haben, kann man die Weiterentwicklung mit einem natürlichen Häutungshemmer verhindern. Stoll verwendet Niemöl und hat es so in einigen Orten schon geschafft, die Population des Spinners „fast auf null“zu beschränken.
Wenn sie nicht vorher bekämpft wird, entwickelt sich die gefährliche Raupe zu einem harmlosen Falter, der allerdings bis zu 15 Kilometer weit fliegt, um Eier zu legen. So verbreitet sich der Schädling unvorhersehbar. „Im Landkreis gibt es Orte, an denen sich das Aufkommen der Raupe von Jahr zu Jahr deutlich erhöht hat, allerdings gibt es auch Gebiete, in denen der Befall ausbleibt“, betont die Sprecherin des Landratsamts. Doch warum taucht der Eichenprozessionsspinner erst jetzt verstärkt in der Region auf? Wolfgang Sailer weiß die Antwort: „Wir bekommen hier die Folgen des Klimawandels zu spüren.“Der Falter sei früher eher in wärmeren Regionen zu Hause gewesen, erklärt er. Doch über die letzten 30 Jahre habe sich die Durchschnittstemperatur im Landkreis um ein knappes Grad erhöht. „Mittlerweile fühlt sich der Schmetterling also auch bei uns wohler“, meint Sailer.
Trotzdem wehrt sich Baumpfleger Stoll gegen die vielen „Panikmeldungen“, die im Zusammenhang mit dem Eichenprozessionsspinner immer wieder auftauchen. Man sollte zwar vorsichtig sein, die Raupen seien durchaus gefährlich und müssten bekämpft werden, „aber das muss ein Wespennest im Garten ja auch“.