Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn’s anderen Menschen scheinbar besser geht
Theater Freilichtbühne Lützelburg zeigt heuer Peter Landstorfers Schwank „Umdraaht“
Gablingen Lützelburg Das Leben der Anderen erscheint von außen oft leichter als das eigene. Und genau diesem Thema nimmt sich die Theaterabteilung des TSV Lützelburg mit der Komödie „Umdraaht“von Peter Landstorfer an. Die Freilichtbühne startet am kommenden Freitag wieder in die neue Saison. An bis zu acht Abenden wollen die Schauspieler und die zahlreichen Helfer hinter der Bühne das Publikum unterhalten.
Der zeitlose und allgegenwärtige Inhalt der Komödie habe sie sofort angesprochen, sagt die Leiterin der Theaterabteilung des TSV Lützelburg, Anita Reinermann. In den drei Akten wird die Geschichte von acht Dorfbewohnern erzählt, die den Alltag der Anderen als viel leichter und besser erachten als den eigenen. Um diese Vermutung zu bestätigen, tauschen sie untereinander ihre täglichen Verpflichtungen.
Die Wirtin wechselt ihre Küchenarbeit gegen die Geschäfte des Viehhändlers Preller-Hanse (gespielt von Michaela Meir und Markus Drechsler). Das Krenweiberl Gundl (Anita Reinermann) übernimmt die Aufgaben der Gerichtsschreiberin Georgia Dipfl (Tini Reichenbach). Der mittellose Poet und Maler Simpl (Andreas Winter) verlässt die Schreibstube und versucht sich als Richter (Josef Braun). Und selbst ein Paar tauscht im Laufe des Stücks die Rollen: Die Großbäuerin Theresia Duckerer (Simone Faltenbacher) und ihr Ehemann Leopold (Martin Kempter) ordnen ihr Eheleben neu.
Bei dem wilden Tauschen ist Chaos und Humor vorprogrammiert. Aber nur seichte Unterhaltung sei zu wenig. Denn ein „gewisser Hintergrund“und kleiner Denkanstoß dürfe nicht fehlen, so Reinermann. Das Publikum solle am Ende der Vorstellung den kleinen Trost mitnehmen, dass wenn im eigenen Leben auch nicht alles glatt laufe, es nicht bedeute, dass das der Anderen besser sei.
Die Auswahl des Stücks und die spätere Besetzung wurde wieder von der Regisseurin Heide Baumer übernommen. Bereits beim ersten Lesen des Skripts sei ihr klar gewesen, dass sie die Gundl übernehmen werde, erzählt Reinermann. Und auch Michaela Meir, die stellvertretende Leiterin der Theaterabteilung, ist zufrieden mit ihrer Figur. „Da ich früher selbst mal bedient habe, sei die Rolle der derben Wirtin genau das Richtige für mich.“
Reinermann und Meir sind schon seit Jahren in dem Verein aktiv und dabei in etliche Rollen geschlüpft. „Beim Theaterspielen kann ich aus meinem Alltag abtauchen und eine ganz andere Welt betreten“, betont Reinermann, die mit Leib und Seele Laienschauspielerin ist. Genau diese Freude für die Sache ist nötig, damit die Aufführungen ein Erfolg werden. Seit dem Frühjahr laufen die Vorbereitungen. Bis zu drei Mal in der Woche proben die Schauspieler. Und selbst die Osterfeiertage mussten für ein intensives Probewochenende ausfallen.
Aber auch den Helfern im Hintergrund wird viel abverlangt. Anton Ley übernahm mit Leo Falch den Bühnenbau. Seit 20 Jahren sei er beim Auf- und Abbau der Kulisse mit dabei, sagt Ley. Heuer ließ er sich wieder einige Tricks einfallen.
In diesem Jahr liegen das Abschied nehmen und das Willkommen heißen eng beieinander. Denn die Regisseurin Heide Baumer räumt nach mehr als einem Jahrzehnt den Regiestuhl, will aber künftig noch im Hintergrund mitwirken. Neu sind zwei Schauspieler, die erstmals auf der Lützelburger Freilichtbühne auftreten werden: Andreas Winter und Josef Braun. Winter feiert am Freitag sogar sein Debüt. Noch nie zuvor sei er auf einer Bühne gestanden. Josef Braun hat bereits bei anderen Laiengruppen mitgewirkt.