Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Eintracht rangiert auf dem Spieler-Bahnhof
Sponsorennamen auf Fußballtrikots bringen den Vereinen nicht nur Geld, sondern gelegentlich auch Ärger und Spott. Bei Werder Bremen alarmierte das Logo eines Geflügelmastbetriebs Tierschützer. Der FC 08 Homburg musste sich sein Recht, für Kondome zu werben, dereinst sogar vor Gericht erstreiten.
Über den neuen Sponsor von Eintracht Frankfurt wird dagegen keiner wüten oder spotten. Zu Recht, denn dem Verein ist ein außergewöhnlicher Fang gelungen. Einer, von dem Marketing-Spezialisten ausnahmsweise ohne schlechtes Gewissen sagen können: Unser Sponsor passt zur DNA des Klubs.
Sponsor und Verein ergänzen sich nicht nur deshalb perfekt, weil sie in der öffentlichen Wahrnehmung keine herausragende Rolle spielen. Sondern auch, weil die Eintracht vom Geschäftsmodell ihres neuen Unterstützers gehörig profitieren kann.
Fast zwei Dutzend Spieler haben die Hessen in den vergangenen zwölf Monaten verpflichtet, ebenso viele hat der Verein wieder weggeschickt. Eintracht Frankfurt ist der größte Verschiebebahnhof des deutschen Profifußballs. Fürs weitere Rangieren hat sich der Klub jetzt den perfekten Unterstützer ins Team geholt. Neuer Trikotsponsor der Hessen ist die amerikanische Job-Suchmaschine Indeed.
Zu den 16 Millionen Indeed-Stellen dürften sich demnächst einige weitere gesellen. Zum Beispiel diese: Börsennotiertes Unternehmen aus der Sportbranche mit Sitz in Frankfurt am Main sucht einen Torhüter, einen Angreifer und einen Verteidiger. Anforderungsprofil: begabt, billig zu haben und bereit, nach spätestens einem Jahr wieder umzuziehen. Wenn sich aufstrebende Talente und gestandene Spieler direkt beim Klub bewerben, kann die Eintracht Beraterhonorare einsparen. In Frankfurt arbeiten jetzt die besten Rangierer auf dem Spieler-Bahnhof.
Während andere Vereinsverantwortliche beim Confed Cup oder der U21-EM nach Verstärkungen suchen, sondieren die EintrachtScouts bereits digitale Lebensläufe. Berufserfahrungen, Hobbys und ein Empfehlungsschreiben des E-Jugend-Trainers – alles auf einen Blick.
Gut, die Unterlagen von Cristiano Ronaldo werden wohl nicht darunter sein. Obwohl ein mutmaßlicher Steuerhinterzieher ganz gut in die Bankenmetropole passen würde.