Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ohne Fernseher, dafür aber mit der Heiligen Familie
Geschichte Im Bauernmuseum Staudenhaus gibt es viele verborgene Winkel zu entdecken. Sie erinnern an eine andere Lebenswelt
Wer das strohgedeckte Staudenhaus in Oberschönenfeld betritt, taucht in eine andere Lebenswelt ein. Die sorgt bei Kindern bisweilen für Verwunderung: „Wo ist denn hier der Fernseher“, fragen sie immer wieder. Natürlich gibt es den nicht, auch keine Satellitenschüssel auf dem Dach. Dafür vermitteln viele Exponate einen Eindruck davon, wie beschwerlich das Leben vor über 100 Jahren in den Stauden gewesen sein muss.
Da gibt es den Krautstampfer, die Beerenmühle und das Rührbutterfass. In der Küche steht ein uralter Herd, der das Datum 1851 trägt. Zwei unbequeme Sofas laden in der Stube nicht zum längeren Verweilen ein. Dafür war damals auch gar keine Zeit, denn man hatte genug zu tun.
Im Obergeschoss gibt es eine Schlafkammer für die Eltern mit einem imposanten Ehebett. Die sogenannte Mädlakammer mutet da schon spartanischer an, obwohl in dem kleinen Bett sogar mehrere Kinder schlafen mussten. Freilich war im Inneren des Hauses nicht nur Platz für die ganze Familie, sondern auch fürs liebe Vieh und für die Tenne. Alles ist liebevoll bis ins Detail ausgestattet, überall hängen Schutzengel- und Heiligenbildchen.
Viel haben die Helfer des Heimatvereins zusammengetragen, um ein Bild vom Leben in den waldreichen Stauden zu vermitteln. Der Landstrich galt früher als berüchtigt. Deshalb ließen Geschäftsleute sogar Anzeigen in Zeitungen veröffentlichen, in denen sie auf die Vorzüge der Gegend hinwiesen: günstige Lebensmittel und genügend mietbare Geschäftsräume. Niemand müsse in den Stauden Angst vor Räubern haben.
Ob die auch einmal im Staudenhaus eingekehrt sind, ist nicht bekannt. Verbürgt ist nur, dass eine Brandversicherungsanstalt 1858 angab, dass das Haus 120 Jahre alt ist. Demnach wurde es 1738 in Döpshofen errichtet. Damals heiratete ein Martin Mair und übernahm das Anwesen von seinem Vater. Viele Jahrzehnte später sollte das baufällig gewordene Haus abgebrochen werden. Viele Liebhaber – darunter der damalige Bezirksheimatpfleger Dr. Hermann Endrös – setzten sich für den Erhalt und den Wiederaufbau ein. Die Sölde wurde schließlich als Bauernmuseum ans Ufer der Schwarzach versetzt und 1980 zugänglich gemacht. O
Termin Während des Töp fermarkts am 1. und 2. Juli geht es rund ums Stauden haus um die Imkerei. Die Bienen werden sogar besungen: Am Sonntag, 2. Juli, um 15 Uhr werden Bienen , Honig und Imkerliedern mit Evi Heigl von der Beratungsstelle für Volksmusik des Bezirks gesungen. Der Titel der Veranstaltung: „Mein Herz, das ist ein Bienen haus.“