Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Kinderspaß“macht wenig Freude

Finanzen Das Planschbec­ken im Dinkelsche­rber Freibad soll erneuert werden. Doch um mögliche Fördergeld­er gibt es Zoff

- VON MANUELA BAUER

Das Dinkelsche­rber Waldfreiba­d soll einen neuen Kinderbere­ich bekommen. „Kinderspaß“hat Bürgermeis­ter Edgar Kalb das Projekt überschrie­ben – doch bisher haben die Beteiligte­n daran wenig Spaß. Stattdesse­n herrscht ziemlich dicke Luft zwischen dem Gemeindera­t auf der einen und Fördermitt­elgebern auf der anderen Seite. Das wurde in der jüngsten Marktratss­itzung deutlich. Die Gemeinde hätte für ihr Freibad nämlich gerne Geld aus dem europäisch­en Leader-Programm. Doch für die Regionalen­twicklung Real West und das Landwirtsc­haftsamt ist das Vorhaben nicht förderwürd­ig – zumindest in der bisherigen Form. Benjamin Walther, der Geschäftsf­ührer von Real West, war deshalb in die Sitzung gekommen. Dort musste er sich den Fragen und der Kritik vieler Gemeinderä­te stellen. Die Diskussion lief über weite Teile nach dem Motto: einer gegen alle.

Darum geht es: Im Januar hat der Gemeindera­t beschlosse­n, ein neues Kinderbeck­en zu bauen und das Bad barrierefr­ei zu machen. Kosten: etwa 756000 Euro. Viel Geld, deshalb hat man sich nach Fördergeld­ern umgesehen. Der Erholungsg­ebiete-Verein Augsburg hat bis zu 135000 Euro in Aussicht gestellt. Den größten Zuschuss erhofft sich der Markt aus dem Leader-Programm. Doch Real West, das dafür die Anträge bearbeitet und bewertet, hat dem in den Vorgespräc­hen eine Absage erteilt. Der wichtigste Grund: Es dürften keine Sanierunge­n und reine Ersatzbesc­haffungen gefördert werden. „Wir brauchen eine Umgestaltu­ng mit neuer Konzeption, müssen dem Projekt einen Mehrwert verpassen“, erklärte Walther. Es reiche also nicht aus, das geflieste Planschbec­ken durch eines aus Edelstahl auszutausc­hen. Real West hatte vorgeschla­gen, stattdesse­n ein naturnahes Becken mit einer Art Matschplat­z und dazu einen Naturlehrp­fad zu gestalten. Kalb wiederum kritisiert­e: „Wenn wir das noch weiter aufblasen, dann wird es ja noch teurer und die höhere Förderung verpufft.“

Doch Walther machte unmissvers­tändlich klar: „Die Wahrschein­lichkeit, dass die zwei Projekte durchgehen, ist gering.“Er schlug vor, die beiden Vorhaben „Kinderspaß“und „Barrierefr­eiheit“zu einem zusammenzu­fassen. So erreiche man mehrere Menschen – Familien, Senioren und Behinderte – und könne dadurch eine bessere Bewertung bekommen. Bei einem Projekt würde die Ge- meinde aber höchstens 200 000 Euro, bei zweien bis zu 380000 Euro bekommen. Bürgermeis­ter Kalb meinte deshalb ärgerlich: „Ich habe das Gefühl, wir sollen die Projekte nur zusammenle­gen, damit die Gemeinde nicht mehr von den 1,1 Millionen bekommt, die Real West insgesamt zur Verfügung stehen.“

Wer das Geld bekommt, entscheide­t der Koordinato­r am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Nördlingen, Erich Herreiner. Er war bei der Sitzung nicht dabei, schilderte aber auf Anfrage unserer Zeitung seine Sicht der Dinge. Herreiner bestätigt Walthers Aussagen – mit zwei Projekten ist die Förderung unwahrsche­inlich, mit einem könnte es klappten – und machte deutlich: Wenn es von Real West eine negative Stellungna­hme zu einem Projekt gibt, dann werde das Amt zu 99,9 Prozent keinen Förderbesc­heid ausstellen. Er betont: „Die Bewertung ist keine Willkür, jeder wird gleich behandelt.“Die Dinkelsche­rber sehen das anders. So meinte Albert Zott (CSU): „Was uns nicht gefällt, ist dass wir gegenüber den Nachbargem­einden nicht gleich behandelt werden.“Immer wieder verwiesen die Räte auf das Naturfreib­ad Fischach und den Rothsee Zusmarshau­sen. Beide Projekte hatten europäisch­e Fördermitt­el bekommen. Doch auch die Gemeinden hatten ihre ursprüngli­chen Ideen überarbeit­en müssen, sagt Herreiner. „So etwas schafft man nie im ersten Anlauf.“Der Rothsee zum Beispiel sei nicht nur saniert, sondern komplett

umgestalte­t worden, mit Kinderbere­ich, Volleyball­feld und Rundweg.

Herreiner betont auch, dass in dieser Phase des Projekts die Zusammenar­beit zwischen Gemeinde, Real West und AELF besonders wichtig sei. Daran scheint es gerade zu haken. Herreiner meinte, vom Markt Dinkelsche­rben fehlten noch viele Unterlagen – während der Bürgermeis­ter kritisiert­e: „Es ist alles so wachsweich. Sagt doch einfach genau, was ihr von uns wollt.“Kalb bestand am Ende der Diskussion darauf, dass der Steuerkrei­s von Real West sich mit den zwei separaten Projekten beschäftig­t. „Bei einer Ablehnung bin ich gespannt auf die Begründung.“Danach könne man die Projekte ja immer noch zusammenfa­ssen und den Antrag verändern.

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Foto: Benedikt Siegert Das Kinderbeck­en im Freibad Dinkelsche­rben soll erneuert werden. Immer wieder brechen Fliesen heraus.

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