Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Kinderspaß“macht wenig Freude
Finanzen Das Planschbecken im Dinkelscherber Freibad soll erneuert werden. Doch um mögliche Fördergelder gibt es Zoff
Das Dinkelscherber Waldfreibad soll einen neuen Kinderbereich bekommen. „Kinderspaß“hat Bürgermeister Edgar Kalb das Projekt überschrieben – doch bisher haben die Beteiligten daran wenig Spaß. Stattdessen herrscht ziemlich dicke Luft zwischen dem Gemeinderat auf der einen und Fördermittelgebern auf der anderen Seite. Das wurde in der jüngsten Marktratssitzung deutlich. Die Gemeinde hätte für ihr Freibad nämlich gerne Geld aus dem europäischen Leader-Programm. Doch für die Regionalentwicklung Real West und das Landwirtschaftsamt ist das Vorhaben nicht förderwürdig – zumindest in der bisherigen Form. Benjamin Walther, der Geschäftsführer von Real West, war deshalb in die Sitzung gekommen. Dort musste er sich den Fragen und der Kritik vieler Gemeinderäte stellen. Die Diskussion lief über weite Teile nach dem Motto: einer gegen alle.
Darum geht es: Im Januar hat der Gemeinderat beschlossen, ein neues Kinderbecken zu bauen und das Bad barrierefrei zu machen. Kosten: etwa 756000 Euro. Viel Geld, deshalb hat man sich nach Fördergeldern umgesehen. Der Erholungsgebiete-Verein Augsburg hat bis zu 135000 Euro in Aussicht gestellt. Den größten Zuschuss erhofft sich der Markt aus dem Leader-Programm. Doch Real West, das dafür die Anträge bearbeitet und bewertet, hat dem in den Vorgesprächen eine Absage erteilt. Der wichtigste Grund: Es dürften keine Sanierungen und reine Ersatzbeschaffungen gefördert werden. „Wir brauchen eine Umgestaltung mit neuer Konzeption, müssen dem Projekt einen Mehrwert verpassen“, erklärte Walther. Es reiche also nicht aus, das geflieste Planschbecken durch eines aus Edelstahl auszutauschen. Real West hatte vorgeschlagen, stattdessen ein naturnahes Becken mit einer Art Matschplatz und dazu einen Naturlehrpfad zu gestalten. Kalb wiederum kritisierte: „Wenn wir das noch weiter aufblasen, dann wird es ja noch teurer und die höhere Förderung verpufft.“
Doch Walther machte unmissverständlich klar: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die zwei Projekte durchgehen, ist gering.“Er schlug vor, die beiden Vorhaben „Kinderspaß“und „Barrierefreiheit“zu einem zusammenzufassen. So erreiche man mehrere Menschen – Familien, Senioren und Behinderte – und könne dadurch eine bessere Bewertung bekommen. Bei einem Projekt würde die Ge- meinde aber höchstens 200 000 Euro, bei zweien bis zu 380000 Euro bekommen. Bürgermeister Kalb meinte deshalb ärgerlich: „Ich habe das Gefühl, wir sollen die Projekte nur zusammenlegen, damit die Gemeinde nicht mehr von den 1,1 Millionen bekommt, die Real West insgesamt zur Verfügung stehen.“
Wer das Geld bekommt, entscheidet der Koordinator am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Nördlingen, Erich Herreiner. Er war bei der Sitzung nicht dabei, schilderte aber auf Anfrage unserer Zeitung seine Sicht der Dinge. Herreiner bestätigt Walthers Aussagen – mit zwei Projekten ist die Förderung unwahrscheinlich, mit einem könnte es klappten – und machte deutlich: Wenn es von Real West eine negative Stellungnahme zu einem Projekt gibt, dann werde das Amt zu 99,9 Prozent keinen Förderbescheid ausstellen. Er betont: „Die Bewertung ist keine Willkür, jeder wird gleich behandelt.“Die Dinkelscherber sehen das anders. So meinte Albert Zott (CSU): „Was uns nicht gefällt, ist dass wir gegenüber den Nachbargemeinden nicht gleich behandelt werden.“Immer wieder verwiesen die Räte auf das Naturfreibad Fischach und den Rothsee Zusmarshausen. Beide Projekte hatten europäische Fördermittel bekommen. Doch auch die Gemeinden hatten ihre ursprünglichen Ideen überarbeiten müssen, sagt Herreiner. „So etwas schafft man nie im ersten Anlauf.“Der Rothsee zum Beispiel sei nicht nur saniert, sondern komplett
umgestaltet worden, mit Kinderbereich, Volleyballfeld und Rundweg.
Herreiner betont auch, dass in dieser Phase des Projekts die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Real West und AELF besonders wichtig sei. Daran scheint es gerade zu haken. Herreiner meinte, vom Markt Dinkelscherben fehlten noch viele Unterlagen – während der Bürgermeister kritisierte: „Es ist alles so wachsweich. Sagt doch einfach genau, was ihr von uns wollt.“Kalb bestand am Ende der Diskussion darauf, dass der Steuerkreis von Real West sich mit den zwei separaten Projekten beschäftigt. „Bei einer Ablehnung bin ich gespannt auf die Begründung.“Danach könne man die Projekte ja immer noch zusammenfassen und den Antrag verändern.