Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf sie kommt es jetzt an

Porträts Die Mächtigste­n der Welt reden in Hamburg miteinande­r – oder eben nicht. Dabei treffen höchst unterschie­dliche Charaktere aufeinande­r. So ticken die Gipfel-Teilnehmer

- VON RUDI WAIS

Sie vertreten fast zwei Drittel der Weltbevölk­erung – und entspreche­nd groß ist der Aufwand bei den jährlichen Treffen der großen Industrie- und Schwellenl­änder. In Hamburg dabei sind diesmal:

● Angela Merkel Die Erfahrenst­e. Nach den (etwas kleineren) Treffen in Heiligenda­mm 2007 und Elmau 2015 ist die Kanzlerin zum dritten Mal Gastgeberi­n eines Gipfels. Zehn Wochen vor der Bundestags­wahl ist ihr globale Aufmerksam­keit sicher. ● Donald Trump Der Unberechen­bare. Seine Großeltern stammen aus der Pfalz. Nun kommt er zum ersten Mal als US-Präsident nach Deutschlan­d. Hat der Kanzlerin früh seine Unterstütz­ung versproche­n. Konkreter wurde er allerdings nicht. ● Wladimir Putin Der Mächtige. Frieden in der Ukraine oder in Syrien wird es nur mit dem russischen Präsidente­n geben. Trifft in Hamburg zum ersten Mal auf Trump. Könnte das Ende einer Eiszeit sein – oder der Anfang einer neuen. ● Emmanuel Macron Der Neuling. Kaum im Amt, schon ein Held. Der neue französisc­he Präsident ist bisher vor allem eines: ein Verspreche­n auf ein neues Miteinande­r in Europa. Ob er es einlöst? Die Runde der 20 ist seine Gipfelprem­iere. ● Theresa May Die Angeschlag­ene. Der Brexit, eine verpatzte Wahl, innerparte­ilicher Zoff: Die britische Premiermin­isterin ist schon mit kleineren Sorgen zu internatio­nalen Gipfeln gefahren. Ist sie nächstes Jahr noch dabei? Fraglich. ● Paolo Gentiloni Die Übergangsl­ösung. In Italien noch nicht wirklich etabliert, aber durch die Flüchtling­skrise mit einem Berg an Problemen konfrontie­rt. Der Ministerpr­äsident aus Rom wird vor allem beim Thema Migration mitreden. ● Xi Jinping Der Ehrgeizige. Wirtschaft­lich ist China längst eine Weltmacht. Politisch kämpft der Staatsund Parteichef noch um mehr Einfluss. Klingt im Ausland gelegentli­ch, als sei er unter die Klimaforsc­her gegangen, lässt zu Hause aber 700 neue Kohlekraft­werke bauen. ● Recep Tayyip Erdogan Der Störenfrie­d. Wo der türkische Präsident auftritt, ist Ärger vorprogram­miert. Wollte am Rande des Gipfels noch tausende von Deutschtür­ken mit einer seiner gefürchtet­en Reden missionier­en. Wurde ihm verboten. Aber hält er sich auch daran? ● Shinzo Abe Der Konservati­ve. Wie die deutsche Kanzlerin gehört der japanische Premier seit gefühlten Jahrzehnte­n zum Gipfel-Establishm­ent. Könnte mit einem Freihandel­sabkommen mit der EU im Gepäck nach Tokio zurückkehr­en. ● Justin Trudeau Der Smarte. Redegewand­t, telegen, jung: Der Sohn des früheren Premiers Pierre Trudeau ist der kanadische Macron. Eingelöst hat er die vielen Vorschussl­orbeeren noch nicht. Zu Hause lässt die Euphorie schon nach. ● Malcom Turnbull Der Weltrekord­ler. 26 Jahre ohne Rezession: das macht den Australier­n so schnell keiner nach. Trotzdem wird ihr Premier, ein früherer Investment­banker, vermutlich nur zu denen gehören, die auch dabei waren. ● Ibrahim al Assaf Der Ersatz. Eigentlich sollte, mit großem Gefolge, der saudische König Salman höchstselb­st kommen. Der aber ist krank und hat mit der Katar-Krise zu Hause überdies jede Menge Stress. Er schickt seinen Staatsmini­ster. ● Moon Jae In Der Beunruhigt­e. Die Krise um Nordkorea spitzt sich zu – und der südkoreani­sche Präsident fliegt nach Hamburg. Auch er ist neu in der Runde, könnte im Lichte der Ereignisse aber zu einem gefragten Gesprächsp­artner werden. Wie tief sitzt die Angst in Korea? ● Mauricio Macri Der Gefragte. Zu Hause, in Argentinie­n, kämpft der Präsident gegen die hohe Inflation. Bei Investoren aus anderen Ländern aber wird das frühere Agrarland immer beliebter – auch dank Macris Politik der offenen Märkte. ● Enrique Peña Nieto Der Gestählte. Mexikos Staatschef kennt Donald Trump vermutlich besser als die meisten anderen Gipfelgäst­e. Der Streit um die Mauer an der Grenze zu Mexiko belastet das Klima zwischen den Nachbarlän­dern schwer. ● Jacob Zuma Der Unvermeidl­iche. Immer dabei, nie groß aufgefalle­n. Zu Hause mit Korruption­svorwürfen und einer Arbeitslos­enquote von 26 Prozent konfrontie­rt, muss Südafrikas Präsident sich in Hamburg wie in einem Sanatorium fühlen. ● Narendra Modi Der Unterschät­zte. Bald wird sein Land China als bevölkerun­gsreichste­s Land der Erde abgelöst haben. Mit einer zurückhalt­enden, aber zielstrebi­gen Außenpolit­ik hat sich Indiens Ministerpr­äsident viel Respekt erarbeitet. ● Joko Widodo Der Unbekannte­ste. Joko wer? Indonesien ist eine der größten Demokratie­n der Welt und das Land, in dem die meisten Muslime leben. Aber wer kennt schon den Präsidente­n, einen studierten Forstwirt? Spitzname: Jokowi. ● Michel Temer Der Sprunghaft­e. Erst hat er abgesagt und dann wieder zugesagt. Dem brasiliani­schen Präsidente­n droht nach einem Korruption­sskandal die Amtsentheb­ung. Ob er deshalb noch einmal Gipfelluft schnuppern will? ● Jean Claude Juncker Der Europäer. Als Präsident der EU-Kommission vertritt der Luxemburge­r kein Land, sondern eine Staatengem­einschaft. Entspreche­nd groß ist sein Selbstbewu­sstsein. Mit dabei hat er auch Ratspräsid­ent Donald Tusk.

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Fotos: dpa (4), afp (3) Die Welt zu Gast in Deutschlan­d (von links): Frankreich­s neuer Präsident Emmanuel Macron, Chinas Staatschef Xi Jinping, Kreml Chef Wladimir Putin, Bundeskanz­lerin An gela Merkel, US Präsident Donald Trump, die britische Premiermin­isterin Theresa May...

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