Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Johannesheim – „ein segensreiches Haus“
Jubiläum Die Meitinger Senioreneinrichtung begeht ihr 90-jähriges Bestehen mit einem Fest. Wie sich von hier aus das „karitative Pflänzchen“in Meitingen weiter ausgebreitet hat
90 Jahre Johannesheim Meitingen – da gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel, dass es am Anfang eine Trinkerheilanstalt war, die von Max Josef Metzger, für den gerade das Seligsprechungsverfahren läuft, geleitet wurde. Metzger wurde von den Nazis enthauptet und das Johannesheim von der SS im Zweiten Weltkrieg zweckentfremdet. Doch auf all diese alten Geschichten wollte Stefan Pootemans, der seit 27 Jahren das Johannesheim leitet, gar nicht eingehen, als er gestern Nachmittag einen ganzen Saal voller Gäste und Ehrengäste zum Jubiläum begrüßte.
Vielmehr dankte er allen für die „vielen Mühen“um das Johannesheim, vor allem der Zweiten Vorstandsvorsitzenden des Johannesheims, Elfriede Kraus, der er einen großen Blumenstrauß überreichte. Zuvor hatte Caritasdirektor Andreas Magg, seit 2016 Vorstandsvorsitzender des Johannesheims und damit Nachfolger von Altbürgermeister Alfred Sartor, in der benachbarten Kapelle einen Gottesdienst zelebriert. Magg nahm das 90-jährige Bestehen zum Anlass, in seiner Predigt zu betonen, dass nicht die Länge des Lebens zählt, sondern ob die Zeit glücklich und erfüllt verbracht wurde. Die zahlreichen Senioren unter den Gästen – das Heim hat 95 Plätze und 32 seniorengerechte Wohnungen – konnten das sicher bestätigen.
Auch Meitingens Bürgermeister Michael Higl befasste sich in seinem Grußwort damit, wie wichtig es im Leben ist für andere da zu sein, die Hilfe brauchen. Im Johannesheim, das er ein „segensreiches Haus“nannte, sei man immer füreinander da. „Es gab hier immer Leute, die dieses Füreinander in den Mittelpunkt ihrer Schaffenskraft gestellt haben“, lobte der Bürgermeister das ehrenamtliche Engagement für diese Meitinger Senioreneinrichtung. Und er sei zuversichtlich, dass es so weitergehe.
Annemarie Bäumler vom benachbarten Christkönigsinstitut, das Max Josef Metzger gegründet hat, erinnerte an die Anfangsjahre des Johannesheims, als es noch Trinkerheilstätte war und von den Brüdern und Schwestern der Christkönigsgemeinschaft geführt worden sei. Daraus sei das „Karitasdorf Meitingen“geworden, zitierte sie einen Artikel aus der Neuen Augsburger
Zeitung aus dem Jahr 1931. Auch in all den weiteren Jahrzehnten habe sich dieses „karitative Pflänzchen“ und Meitingen zu einer Kommune mit starker sozialer Ebene gemacht. So nehme letztlich ganz Meitingen heute teil an dem, was vor 90 Jahren hier angefangen habe, betonte Bäumler.
Dass dieser gestrige Mittwoch ein ganz besonderer Tag war, darauf machte der frühere Herbertshofener Pfarrer Ludwig Hihler die Gäste aufmerksam, denn genau an diesem Tag im Jahre 1911 war die Priesterweihe von Max Josef Metzger.
Musikalisch mussten die Jubiläweiterentwickelt umsgäste gestern auch nicht darben: So spielten und sangen zum reichlichen Kuchenbüfett die Bläsergruppe der Grundschule Meitingen und die Kinder vom Montessori-Kindergarten.
Später ging das Fest im hinteren Teil des Gartens weiter, wo die Bewohner des Johannesheims zeigten, dass man auch im Sitzen sehr gut tanzen kann und die Herbertshofer Buam in Frack und Fliege lustige Lieder mit kabarettistischem Einschlag zum Besten gaben.