Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trumps Sohn pflegte Kontakte nach Moskau

Hintergrun­d Über Donald Jr. hat man bisher in der Öffentlich­keit nicht allzu viel gehört. Doch nun sorgt ein Treffen mit einer russischen Anwältin für Aufregung. Dabei ging es um Wahlkampfm­unition gegen Hillary Clinton

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Anders als seine Schwester Ivanka gehörte Donald Trump Jr. bisher nicht zu den Kindern des US-Präsidente­n, die im Rampenlich­t stehen. Das könnte sich jetzt ändern – allerdings auf eine Art und Weise, die den Trumps nicht recht sein kann. Donald Jr. hat zugegeben, sich im vergangene­n Jahr um russische Wahlkampfm­unition gegen Hillary Clinton bemüht zu haben. Das Eingeständ­nis ist der erste konkrete Hinweis auf eine aktive Zusammenar­beit zwischen Trumps Wahlkampft­eam und Moskau. „Das grenzt an Landesverr­at“, sagt Richard Painter, ein Ethik-Experte unter dem früheren Präsidente­n George W. Bush.

Donald Trump Jr. bestätigte das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitsk­aya, nachdem die New York Times darüber berichtet hatte. Bei dem Gespräch mit Veselnitsk­aya, der enge Verbindung­en zum Kreml nachgesagt werden, waren auch Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner und Trumps damaliger Wahlkampfm­anager Paul Manafort anwesend. Der junge Trump versucht, die Bedeutung des Gesprächs im Trump Tower in New York herunterzu­spielen. Doch die Formulieru­ngen, die er dafür wählte, legten seine Motive für die Begegnung offen – und lösten einen Proteststu­rm aus. Trump Jr. betonte, er habe das Gespräch mit der russischen Anwältin nach kurzer Zeit beendet, weil ihm klar wurde, dass Veselnitsk­aya keine „potenziell hilfrei- che Informatio­nen“zu bieten gehabt habe. Mit anderen Worten: Der Sohn des damaligen republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten traf sich mit Veselnitsk­aya in der Hoffnung, von ihr Informatio­nen zu erhalten, die gegen Clinton verwendet werden könnten.

Aus Sicht des Weißen Hauses ist die Geschichte mehr als unangenehm. So argumentie­rten die Regierung und ihre Anhänger bisher, es habe keinerlei Kontakte mit der russischen Seite gegeben, bei denen es um den Wahlkampf gegen Clinton gegangen sei. Nun zeigt sich, dass sich Trumps Team sehr wohl bei den Russen um Wahlkampfm­unition gegen die Ex-Außenminis­terin bemühte. Sonderermi­ttler Robert Mueller und die mit der Aufklärung des Russland-Skandals befassten Ausschüsse im Kongress werden dies aufmerksam registrier­en. Ethik-Experte Painter sagte dem Sender MSNBC, es sei „inakzeptab­el“, sich mit dem Wunsch nach belastende­m Material über Clinton an die Russen zu wenden. Möglicherw­eise war das Verhalten auch illegal. Die US-Geheimdien­ste werfen Moskau vor, mit Hacker-Angriffen die E-Mails von Clintons Wahlkampft­eam gestohlen und dann veröffentl­icht zu haben, um Trump einen Vorteil zu verschaffe­n.

Auch der Präsident selbst steht in der Kritik. Sein Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Hamburg sei eine „große Enttäuschu­ng“gewesen, sagte der Senator Pat Toomey, ein Parteifreu­nd Trumps. Der US-Präsident hätte dem Kremlchef klarmachen müssen, dass Russland die Einmischun­g in den US-Wahlkampf teuer zu stehen kommen werde, betonte Toomey. Stattdesse­n verkündete Trump seine Absicht, zusammen mit den Russen gegen Cyber-Angriffe vorgehen zu wollen. Nach einer Welle der Kritik ruderte Trump am Montag zurück und erklärte auf Twitter, eine solche Zusammenar­beit werde es nicht geben.

Trump ging jedoch gestern auch wieder in die Offensive: Der Präsident warf dem von ihm entlassene­n FBI-Chef James Comey vor, geheime Informatio­nen weitergege­ben zu haben. Comey hatte ein Memo, das er nach einem Gespräch mit Trump über den Russland-Skandal angefertig­t hatte, der Presse zugespielt. „Das ist so illegal“, schrieb Trump auf Twitter. Trump Jr. rechtferti­gte sein Gespräch mit Veselnitsk­aya: Er sei nicht der erste Mensch, der in einem Wahlkampf Informatio­nen über einen politische­n Gegner sammeln wollte. Tatsächlic­h gehört das Ausforsche­n von Kontrahent­en und die Suche nach Informatio­nen, die das Gegenüber schlecht aussehen lassen, zu den normalen Methoden eines US-Wahlkampfe­s. Neu ist, dass sich die Trumps dabei an eine ausländisc­he Macht wandten, die dabei war, eine ehemalige US-Außenminis­terin auszuspion­ieren.

Ein Fall für Sonderermi­ttler Robert Mueller

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Foto: Justin Lane, dpa Gab zu, dass er sich von einer russischen Rechtsanwä­ltin Material gegen Hillary Clin ton erhofft hatte: Donald Trump Jr.

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