Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Deutsche sollen sich benehmen
Mallorca Neuer Bürgermeister von Palma nennt Randale-Touristen „Abschaum“und spricht von einer „Diktatur der Reiseveranstalter“. Was er nun von der Bundesregierung fordert
Palma de Mallorca Palmas neuer Bürgermeister Antoni Noguera ist erst ein paar Tage im Amt, aber er kündigte gleich einen neuen Feldzug gegen den Schmuddeltourismus auf Mallorca an: Nach den Exzessen deutscher Neonazis und randalierender Sauftouristen im Partyviertel an der Playa de Palma wählt er harte Worte, um seiner Empörung Luft zu machen: Er nennt die deutschen Problemtouristen „Abschaum“und warnt davor, dass diese Auswüchse zu einer Deutschenphobie führen könnten. Er fordert Deutschland zudem auf, dafür zu sorgen, dass sich die germanischen Touristen besser benehmen.
„Der Abschaum, der uns geschickt wird, ist nicht angenehm“, wetterte Noguera, der der linken Regionalpartei Més angehört. Mitverantwortlich dafür seien jene Reisekonzerne, die solche konfliktträchtigen Urlauber mit billigen auf die Insel lockten. Noguera spricht von der „Diktatur der Reiseveranstalter an der Playa de Palma“, der Hochburg des deutschen Partytourismus. Allein an dieser Vergnügungsmeile östlich der Inselhauptstadt Palma, die auch als Ballermann-Viertel bekannt ist, stehen rund 40 000 Gästebetten.
Aber die dortigen Hoteliers, die schon seit Jahren über die Auswüchse alkoholisierter Urlauber klagen, seien dabei, mit einer Qualitäts- und Sittenoffensive gegenzusteuern. Immer mehr Billigabsteigen werden in gute Hotels verwandelt. Die Vierund Fünf-Sterne-Hotels sind auf dem Vormarsch. Viele Hoteliers beginnen, ihre Betten selbst zu vermarkten – also ohne die großen Reiseveranstalter.
Das Preisniveau an der Playa de Palma steige und das werde, so hofft Noguera, die unerwünschten Randaletouristen abschrecken. Diese Problemurlauber seien zwar nur ein kleiner Teil der Touristen, räumt Palmas oberster Sittenwächter ein. Aber sie schädigten das Bild des deutschen Urlaubers auf der Mittelmeerinsel.
Das Verhalten dieser Minderheit nähre bei den Einheimischen Klischees und Vorurteile gegen die Deutschen. Es wachse eine besorgniserregende Deutschenphobie, warnt Noguera. Auch wenn ihm natürlich klar sei, dass viele deutsche Urlauber kommen, um ganz normale Ferien zu verbringen.
Mehrere Auswüchse an der Playa de Palma hatten in den letzten Wochen die Empörung hochkochen lassen: Erst pöbelten deutsche Neonazis herum, riefen ausländerfeindliche Parolen und breiteten eine Reichskriegsflagge aus.
Dann prügelten sich deutsche Touristen am helllichten Tag auf der Strandpromenade. Hinzu kommen tägliche Alkoholexzesse, wie zum Beispiel das Sangríasaufen am Strand, begleitet von Gegröle, sexuPauschalangeboten ellen Belästigungen und öffentlichem Urinieren. „Wir verlangen von den Herkunftsländern ein bisschen Mitverantwortung“, sagt der Bürgermeister.
Er will nun auch Reiseveranstalter und die Bundesregierung in Berlin in die Pflicht nehmen, damit sie mit Sittenkampagnen dafür sorgen, dass sich die Urlauber gebührend benehmen. Darüber wolle er auch mit der deutschen Konsulin auf Mallorca sprechen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bürger aus Palma sich in Berlin so benehmen“, schimpft Noguera.
Biel Barceló, der Tourismusminister der Balearischen Inseln, zu denen auch Mallorca gehört, kündigte ebenfalls weitere Schritte gegen den Sauftourismus an. Nach einem Treffen mit den großen Reiseveranstaltern stellte er klar: „Wir wollen diese Art von Urlaubern nicht.“Man werde alles unternehmen, um mit diesem unzivilisierten Tourismus Schluss zu machen.