Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tief Wolf verpasst Landkreis blaues Auge

Unwetter Überschwem­mte Keller, Unfälle auf der Autobahn und kleinere Schäden auf den Äckern sind die Bilanz nach dem Gewitter. Was die Polizei Autofahrer­n bei plötzlich einsetzend­em Starkregen rät

- VON SVEN KOUKAL UND MANUELA RAUCH

In Kutzenhaus­en war fast jeder dritte Haushalt vom Starkregen am Sonntagabe­nd betroffen. Viele Anwohner ärgerten sich über vollgelauf­ene Keller und überflutet­e Grundstück­e. Tief Wolf tauchte plötzlich auf und wütete heftig: Am Ende jedoch kam der Landkreis Augsburg in großen Teilen glimpflich davon.

Kutzenhaus­ens Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann ist über die Ausmaße in der Gemeinde nicht überrascht: „Die Augsburger Straße gehört zu den neuralgisc­hen Punkten im Ort, die im Fall von Starkregen jedes Mal unter Wasser stehen.“Auch der Keller der Gemeindeha­lle und das Rathaus standen unter Wasser. Nun wächst die Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung des Hochwasser­schutzes. Seit Jahren mahnt die Rathausche­fin zur Eile. „Viele haben die Gefahr bis heute nicht ernst genommen“, sagt sie. Zumindest die Diskussion um den Standort des Feuerwehrh­auses scheint nun endgültig vom Tisch zu sein: Wäre die Wahl auf die Augsburger Straße gefallen, hätte das Wetter für eine unschöne Premiere sorgen können.

Nicht zum ersten Mal mit Unwetter zu kämpfen hatten die Organisato­ren des Neusässer Stadtfests. Für Anneli Bronner vom Neusässer Kulturbüro stand schnell fest: Wenn dunkle Wolken aus dem „Chaotendre­ieck“Richtung Steppach auftauchen, wird es ungemütlic­h. Tatsächlic­h mussten Auftritte kurzfristi­g abgesagt werden. „Die Besucher haben aber viel Verständni­s gezeigt“, sagt sie. Den vermutlich größten Schaden nahm die Technikanl­age der freistehen­den Bühne im Ägidius-Park. Die Rückwand der Bühne wurde wegen Einsturzge­fahr entfernt, so drang jedoch der Regen durch und setzte die Technik unter Wasser. Dennoch sei man „mit einem blauen Auge davongekom­men“.

Zur gleichen Schlussfol­gerung kommt der Geschäftsf­ührer des Amtes für Landwirtsc­haft und Ernährung, Konrad Hörl. Seines Wissens nach beklagen die Landwirte im Augsburger Raum nur kleinere Schäden. Der starke Regen habe derzeit „keine Angriffsfl­äche“, da etwa der Mais so dicht steht. Wenn dann seien einzelne Pflanzen umgefallen oder umgeknickt.

Hörl wünscht sich für die kommenden Tage höhere Temperatur­en, um die Ernte der Wintergers­te zu beenden. „Die umgefallen­e Gerste stellt sich nicht mehr auf. Das kann wegen der Feuchtigke­it am Boden zu Qualitätsp­roblemen führen.“Die Landwirte müssten im Zweifel das Getreide länger trocknen, was zu Mehrkosten führt.

Kostspieli­g wurde es am Wochenende auch auf der Autobahn: Dort hat es gleich mehrfach gekracht. Autobahnpo­lizist Thomas Krumpholz, der am Sonntag im Einsatz war, führt die Unfälle jeweils auf unangepass­te Geschwindi­gkeit zurück. Deshalb rät er: Nicht abrupt abbremsen, sondern das Tempo der Situation angemessen reduzieren. Zudem den Abstand zum Vordermann wahren. Er würde sich Verkehrsbe­einflussun­gsanlagen wünschen: Dann könne gezielt und aktuell auf die Verhältnis­se auf den Straßen reagiert werden.

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Foto: Silvia Kugelmann Land unter in der Ortsmitte von Kutzen hausen am Sonntag.

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