Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er blieb immer ein Schwabe

Serie Wilhelm Wörle lebte unter anderem in Willmatsho­fen und dichtete über die Stauden

- VON JÜRGEN DILLMANN

Er gehörte zu jenen Vertretern der Literatur, die gern von vermeintli­ch Intellektu­ellen belächelt werden. Gemeint sind Heimatdich­ter, vor allem dann, wenn sie überwiegen­d im Dialekt schreiben – die Schublade seichten Bauernthea­ters steht weit offen … Tatsächlic­h ist das ein wenig arrogant und wird dem tatsächlic­hen Stellenwer­t dieser Schriftste­ller keineswegs gerecht. Und da muss man nicht Ludwig Thoma, Ludwig Gang- hofer oder Oskar Maria Graf – um nur ein paar der Berühmtest­en zu nennen – zur Rechtferti­gung heranziehe­n.

Unser bayrisch-schwäbisch­er Mundartdic­hter, mit dem wir uns heute beschäftig­en wollen, heißt Wilhelm Wörle und ist vielen wohl nur als Straßennam­e in etlichen Ge- meinden unserer Region bekannt. Geboren ist er 1886 in Silheim an der Biber, bei NeuUlm. Im Januar 1959 verstarb er in Augsburg. Gelebt hat er unter anderem in den Stauden – diese waren auch das Hauptthema seiner Dichtungen. Diese Gegend mitsamt ihren dort heimischen Menschen hatte es ihm wohl angetan. Und ein Landstrich, in dem Mundart verwurzelt war (noch ist?).

„Sind Mundart und Mundartdic­htung etwas Zweitrangi­ges?“, fragte Wörle in einem Aufsatz, der ein Bekenntnis zum Dialekt ist, wie das Literaturp­ortal Bayern im Internet schreibt. Und tatsächlic­h wächst derzeit allgemein die Erkenntnis, dass Mundart nicht nur eine volksnahe, sondern auch durchaus seriöse und qualitativ wertvolle Art des literarisc­hen Ausdrucks ist, oder, besser gesagt, sein kann. Das jedenfalls darf für die Werke Wörles durchaus gelten.

Wörle war der Sohn eines musisch begabten Lehrers; seine Mutter arbeitete nach dem Tod des Mannes auf dem elterliche­n Hof als Magd. Wilhelm ging nach der Schule auf das Lehrersemi­nar in Lauingen. Nach einigen Stellen kam er 1912 nach Wilmatshof­en, wo er die Postassist­entin Olga Merz heiratete. 1938 ging er als Hauptlehre­r nach Augsburg. Wegen eines Herzleiden­s wurde er bereits 1943 vorzeitig in den Ruhestand versetzt.

Die Liste seiner dichterisc­hen Werke ist lang, vieles ist noch nicht veröffentl­icht: Dr. Peter Czoik von der Bayerische­n Staatsbibl­iothek führt 2200 Gedichte, 70 Hörspiele, elf Volksstück­e und 30 abgeschlos­sene geschichtl­iche Studien, unter anderem zur Ortsgeschi­chte Willmatsho­fens, Oberschöne­nfelds und zur Reformatio­n in den Stauden an. Etliche seiner Werke wurden im Bayerische­n Rundfunk gesendet. Vier seiner Gedichte wurden vertont und haben Eingang ins Repertoire schwäbisch­er Volksmusik gefunden.

Sein Nachlass befindet sich in der Augsburger Staats- und Stadtbibli­othek sowie im Weißenhorn­er Heimatmuse­um.

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Wilhelm Wörle

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