Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Griechisch­es Theater startet mit Kabarett

Saisonauft­akt Religion, Integratio­n, Politik: Andreas Rebers gibt sich schonungsl­os im stimmungsv­ollen Ambiente

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Er sei der Dritte von Zweien, behauptet der Kabarettis­t Andreas Rebers von sich bei seinem Auftritt im Griechisch­en Theater in Heretsried, um sich gegen ein Schubladen­denken zu wehren. Und in der Tat bewies der aus Auftritten in ganz Deutschlan­d, im Ausland und im Fernsehen (Die Anstalt, Schlachtho­f) bekannte Kabarettis­t, seine Vielseitig­keit als Kabarettis­t, Provokateu­r, Musiker, Chansonnie­r, Wortjongle­ur und -erfinder in einem stürmische­n (nicht nur wettermäßi­g) Auftritt im Heretsried­er Freiluftth­eater.

In beabsichti­gter Schwarz-WeißMalere­i behandelt Rebers Themen, die vom hochaktuel­len G20-Gipfel in Hamburg samt Randalen und schwarzen Truppen bis weit in die Vergangenh­eit führen – bis zu einem Hitlerimit­ationswett­bewerb. Dabei möchte er laut eigener Aussage lieber missversta­nden, als überhaupt nicht gehört werden.

Provokant legt er den Finger in so manche Wunde. Alle bekannten Parteien bekommen dabei ihr Fett ab, ihre Protagonis­ten werden imitiert und so mancher „Kernsatz“wird als „Möhrensatz“entlarvt, das heißt, wir, das Volk, werden, wie der berühmte Esel mit der vorgebunde­nen Möhre, von den Politikern an der Nase herumgefüh­rt.

Besonders ausführlic­h widmet sich Rebers seinen Lieblingst­hemen, Flüchtling­e und Religion. Frau Flüchtling und Frau Hammer werden uns vorgestell­t, beide werden für ungeschmin­kte Kritik am Kapitalism­us benützt. Frau Flüchtling lernt, wie sie sich integriere­n kann – sei tierlieb, tritt einem Verein bei, kaufe da Fisch, dort deine Schuhe und so weiter. Mit spitzer Feder und schonungsl­osem Spott wird Frau Hammer, geschieden­e Sichel, allein erziehende Mutter, exaltierte­r Gutmensch, Vegetarier­in und personifiz­ierte politische Korrekthei­t gezeichnet.

Überschwän­gliche Hilfsberei­tschaft und überdimens­ionierte Nachsicht, geschuldet einem historisch schlechten Gewissen, werden vom Kabarettis­ten abgelehnt zugunsten von gesundem Menschenve­rstand. So hält er es auch mit der Religion, Rebers hasst Dogmen, und gründet eine neue Religion, eine Volksrelig­ion. Religion ist nicht die Lösung, sondern ein Teil des Problems, ist er sicher.

Untermalt und betont wird Rebers Vortrag mit seinen Chansons und Musikeinla­gen, die zumeist aus eigener Feder stammen. Der Sprachküns­tler verzaubert das Publikum, nicht nur mit Musik, sondern auch mit seinen Wortspiele­reien und -schöpfunge­n. Auch bei dieser Aufführung galt der Satz: Bei Rebers lacht man gut.

Mit seinem Programm „Amen“bestritt Andreas Rebers in diesem Jahr den Auftakt im stimmungsv­ollen Griechisch­en Theater in Heretsried. Die nächsten Veranstalt­ungen sind in diesem Jahr noch „Love of Django“, „Räuber Hotzenplot­z“und „Der zerbrochen­e Krug“.

 ?? Foto: Marlies Bernhard ?? Stürmisch war der Auftritt des Kabarettis­ten Andreas Rebers in Heretsried. Und das hatte nicht nur mit dem Wetter zu tun.
Foto: Marlies Bernhard Stürmisch war der Auftritt des Kabarettis­ten Andreas Rebers in Heretsried. Und das hatte nicht nur mit dem Wetter zu tun.

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