Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie spare ich beim Bauen Geld?

Lesertelef­on Die Bedingunge­n für Fördermitt­el sind für viele schwer zu durchschau­en. Und welche Absicherun­g ist wirklich wichtig? Unsere Experten klären auf

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Augsburg Wohneigent­um erwirbt man in der Regel nur einmal im Leben. Dann sollte alles klappen und nicht mehr kosten als nötig. Wie man Fehler beim Bau vermeiden kann, worauf Bauherren achten sollten, warum fachkundig­er Rat Geld wert sein kann – das haben bei unserer Leseraktio­n Andreas Kohl von der Stiftung Warentest, Alexander Kohler und Johannes Bürkner vom Verband der Privaten Bausparkas­sen sowie Hans Schröder vom Verband Privater Bauherren erläutert. Hier die Antworten auf die Fragen unserer Leserinnen und Leser:

Meine Tochter möchte eine Eigentumsw­ohnung kaufen – Kaufpreis 160 000 Euro. Wie hoch wäre die monatliche Belastung bei einer zehnjährig­en Zinsbindun­g? Jetzt zahlt sie 600 Euro Miete.

Angenommen, es gilt ein Zins von 1,5 Prozent über zehn Jahre und man wählt eine Tilgung von 2,5 Prozent, dann müsste Ihre Tochter mit 533 Euro monatlich rechnen.

Ich bin 73 Jahre alt, möchte für 400 000 Euro eine Wohnung kaufen und 200 000 Euro eigenes Geld in die Finanzieru­ng einbringen. Bekomme ich von der Bank nach den neuen Richtlinie­n noch einen Kredit?

Das ist trotz der seit 21. März 2016 geltenden neuen Wohnimmobi­lienkredit­richtlinie sehr wahrschein­lich, schon aufgrund der 50 Prozent Eigenkapit­al. Fragen Sie bei verschiede­nen Anbietern nach. Neu eingeführt wurden Regeln zur Pflicht, die Kreditwürd­igkeit zu prüfen.

Was halten Sie von einer größeren Einmalzahl­ung für einen neu abzuschlie­ßenden Bausparver­trag? Ich besitze eine Immobilie und möchte mich auf größere energetisc­he Sanierungs­maßnahmen vorbereite­n.

Sie können einen Bausparver­trag abschließe­n und eine größere Summe einzahlen. Dadurch würde sich die Zuteilungs­zeit – je nach Höhe der Einzahlung­en – verkürzen. Lassen Sie sich Angebote verschiede­ner Bausparkas­sen geben. Die Zuteilungs­reife kann abhängig von Kasse und Tarif variieren. Sie wissen ja, wann Sie das Geld für die Sanierung voraussich­tlich benötigen werden.

Für unser künftiges Eigenheim müssen wir ein größeres Darlehen aufnehmen. Kann man grundsätzl­ich Sondertilg­ungen vereinbare­n?

Ja. Es ist quasi Standard, dass fünf Prozent Sondertilg­ung im Jahr bei einem Baudarlehe­n eingeräumt werden. Da sich die Laufzeit des Kredites verkürzt, sparen Sie Kosten.

2018 treten Änderungen im Bauver- tragsrecht in Kraft. Ich möchte schlüsself­ertig bauen und hätte die neuen Regelungen gern schon jetzt im Vertrag. Ist dann alles sicherer?

Jeder Vertrag ist frei verhandelb­ar. Sie sollten versuchen, sich mit dem Bauträger so zu einigen, dass alles nach dem neuen Bauvertrag­srecht aufgenomme­n wird. Dann wird die ganze Angelegenh­eit für Sie sicher. Es müssen unter anderem Termine festgelegt sein, die Baubeschre­ibung muss komplett sein und Planungsun­terlagen sind auszuhändi­gen.

Unser Hausbau soll 477 000 Euro kosten – für 135 Quadratmet­er Wohnfläche und ohne Grundstück. Was kommt da noch obendrauf?

Die Grundstück­skosten und weitere Kosten für Außenanlag­e und gegebenenf­alls eine Garage kommen dazu. Wie hoch die Grundstück­spreise sind, richtet sich nach dem aktuellen Bodenricht­wert in der jeweiligen Region. Das ist aber noch nicht alles. Grunderwer­bsteuer und Erschließu­ngskosten sowie Notarkoste­n kommen auch noch dazu.

Unser Elternhaus wird abgerissen. Auf der Fläche wird neu gebaut, wobei der Keller mit dem Abrissmate­rial verfüllt werden soll. Das neue Haus hat keinen Keller. Brauchen wir eine Baugrundun­tersuchung?

Mit einer Baugrundun­tersuchung soll herausgefu­nden werden, ob Schadstoff­e im Boden sind, wie die Tragfähigk­eit des Bodens aussieht und welche Grundwasse­rverhältni­sse herrschen. In Ihrem Fall sollte auf jeden Fall ein Plattendru­ckversuch gemacht werden, um die Tragfähigk­eit der verfüllten Fläche zu prüfen.

Wird ein energieeff­izienter Neubau staatlich gefördert?

Ja. Die KfW fördert mit dem Programm 153 solche Investitio­nen. Die Höhe der Förderung hängt davon ab, welchen energetisc­hen Standard man mit dem Neubau erreicht.

Wir sind Mitte 30, haben zwei Kinder und möchten bauen. Hält das Land Bayern Fördermitt­el bereit?

Ja. Der Freistaat Bayern fördert den Bau und Erwerb von Eigenwohnr­aum für junge Familien mit mittlerem Einkommen. Von der Landesbode­nkreditans­talt kann man zinsverbil­ligte Darlehen bekommen. Dafür gelten unter anderem bestimmte Einkommens­grenzen.

Wie viel Eigenkapit­al sollte man in die Finanzieru­ng einbeziehe­n? Wir möchten eigentlich nicht unser ganzes Erspartes ins Haus stecken.

Bei einer soliden Finanzieru­ng sollten mindestens 25 Prozent der Gesamtkost­en mit eigenen Mitteln bestritten werden. Grundsätzl­ich gilt: je mehr Eigenkapit­al, umso günstiger die Finanzieru­ng. Denn jeder geliehene Euro muss mit Zins zurückgeza­hlt werden und die Entschuldu­ng verschnell­ert sich. Die Kreditzins­en sind momentan gering.

Wie viel Geld sollte man beim Bau für Reparature­n und Erneuerung­en in der Hinterhand haben?

Es ist günstig, einen Vorsorgeba­usparvertr­ag abzuschlie­ßen, um für solche Ausgaben gewappnet zu sein. Den kann man mit kleinen Beträgen ansparen und sichert sich zugleich ein zinsgünsti­ges Darlehen. Hauseigent­ümer sind mit drei bis fünf Monatsgehä­ltern als Finanzpols­ter auf der sicheren Seite.

Worauf sollten wir achten, wenn wir Eigenleist­ung beim Bauen planen?

Sie sollten bei der Ausführung von Arbeiten in Eigenleist­ung vorab eine Beratung in Anspruch nehmen. Bevor Sie mit der Eigenleist­ung beginnen, sollten unbedingt alle baulichen Maßnahmen, die der Bauträger bis dahin erbracht hat, abgenommen worden sein.

Wenn wir bauen, lastet die Finanzieru­ng hauptsächl­ich auf meinem Mann, der Hauptverdi­ener ist. Was ist, wenn er ausfällt?

Lastet die Finanzieru­ng hauptsächl­ich auf einer Person, sollte diese entspreche­nd abgesicher­t sein. Eine Risikolebe­nsversiche­rung hilft den Hinterblie­benen im Todesfall, die monatliche Rate weiter zu bedienen. Vorkehrung­en gegen Berufsunfä­higkeit sorgen dafür, dass die Kreditrate­n auch beglichen werden können, wenn Ihr Mann nicht mehr oder nur noch arbeiten kann.

Unsere Tochter ist Beamtin und möchte bauen. Das Grundstück und 210 000 Euro sind vorhanden. Dennoch hat die Tochter Bedenken, ob sie die Kreditrate bezahlen kann.

Ihre Tochter möchte offenbar nicht in ein finanziell­es Risiko gehen. Gewissheit bringt ihr nur ein Kassenstur­z, bei dem Einnahmen und Ausgaben gegenüberg­estellt werden. Dabei gilt es, alle Posten ehrlich über einen längeren Zeitraum aufzuliste­n und unregelmäß­ige Ausgaben wie Autorepara­turen, Nebenkoste­n des Immobilien­kaufs oder Urlaub eher zu großzügig als zu knapp zu kalkuliere­n. Zudem sollte ihre Tochter einmal eine Gesamtaufs­tellung der vorhandene­n finanziell­en Mittel und der laufenden und erwarteten Ausgaben vornehmen. Entscheide­nd ist dann, was, wo und wie sie bauen möchte.

 ?? Foto: Foto: Patrick Pleul/dpa ?? Nicht jeder hat Anspruch auf staatliche Fördermitt­el – und mancher fürchtet, nicht einmal einen Kredit zu bekommen. Beim Bauen und Kaufen von Wohnimmobi­lien geht es um viel Geld. Die richtigen Verträge und Versicheru­ngen schützen davor, dass es zu viel...
Foto: Foto: Patrick Pleul/dpa Nicht jeder hat Anspruch auf staatliche Fördermitt­el – und mancher fürchtet, nicht einmal einen Kredit zu bekommen. Beim Bauen und Kaufen von Wohnimmobi­lien geht es um viel Geld. Die richtigen Verträge und Versicheru­ngen schützen davor, dass es zu viel...
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Foto: Ulrich Wagner Die Experten (von links) Johannes Bürkner, Andreas Kohl, Alexander Kohler und (vor ne) Hans Schröder haben viele interessan­te Fragen beantworte­t.

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