Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizei rüstet bei der Sicherheit auf der Wiesn nach

Oktoberfes­t Erstmals kommen Bodycams zum Einsatz. Innenminis­ter Herrmann will aber keine „Festung“

- VON ULI BACHMEIER

Eine „Festung“soll das Oktoberfes­t nicht werden, aber für die Sicherheit auf der Wiesn wird jedes Jahr noch ein bisschen mehr getan. Erstmals, so berichtete Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) gestern im Landtag, werden diesen Herbst Polizisten auf der Wiesn mit Bodycams ausgerüste­t. Außerdem soll die Videoüberw­achung verbessert und ein interner MessengerD­ienst für die Polizei eingericht­et werden.

Nach der großen Aufrüstung im vergangene­n Jahr mit Zaun, Zugangskon­trollen und Rucksackve­rbot sowie einer deutlichen Aufstockun­g der Ordner wird es dieses Jahr nur kleinere Ergänzunge­n in der Sicherheit­sarchitekt­ur geben. So will die Polizei zehn der 29 Videokamer­as durch hochauflös­ende Kamerasyst­eme mit 360-Grad-Erfassungs­winkel ersetzen, um Straftäter noch besser identifizi­eren zu können. Der neue Messenger-Dienst soll es Polizisten ermögliche­n, Fotos und Videos schnell an Kollegen zu übermittel­n. Und auch der Einsatz von Bodycams soll erstmals getestet werden. Hier allerdings gibt es bei der Polizei gewisse Zweifel, ob das Sinn macht.

Die kleinen Kameras, die von Polizisten am Körper getragen werden, haben einen doppelten Zweck. Zum einen dokumentie­ren sie, was sich während eines Einsatzes im Blickfeld eines Polizisten ereignet. Zum anderen signalisie­ren sie dem Gegenüber des Beamten, dass er gefilmt wird. Sie haben also einen gewissen Abschrecku­ngseffekt.

Auf der Wiesn, wo es die Polizei oft mit Betrunkene­n zu tun hat, wird das aber vermutlich nicht in jedem Fall so sein. Landespoli­zeipräside­nt Wilhelm Schmidbaue­r erwartet sich keine „hundertpro­zentige Erfolgssto­ry“. Durch Bodycams ließen sich nur Menschen beeinfluss­en, die auch ansprechba­r seien. „Betrunkene werden sich auch durch eine Bodycam nicht eines Besseren besinnen.“

Bemühen wollen sich Polizei und Stadt München außerdem um eine Qualifizie­rung der privaten Sicherheit­sdienste. Nach den Anschlägen im Sommer 2016 hatte alleine die Stadt die Zahl ihrer Ordner von 150 auf 450 erhöht. Einige von ihnen hätten sich, wie der SPD-Abgeordnet­e Klaus Adelt kritisiert­e, gegenüber Wiesn-Besuchern im Ton vergriffen. Schmidbaue­r sagte, dass es schwierig sei, qualifizie­rtes Personal zu finden. Die Polizei unterstütz­e die Stadt aber dabei, die Qualifikat­ion des eingesetzt­en Personals zu verbessern. Die Ordner sollen ordentlich arbeiten, dabei aber höflich mit den Gästen umgehen.

Innenminis­ter Herrmann sagte mit Blick auf das vergangene Jahr, dass sich Umzäunung, Zugangskon­trollen und Rucksackve­rbot bewährt hätten. Er versichert­e: „Wir wollen die Wiesn nicht zu einer Festung ausbauen. Aber es wäre unverantwo­rtlich, die Bedrohung durch den islamistis­chen Terrorismu­s nicht ernst zu nehmen.“Dies gilt nach Ansicht der Polizei dieses Jahr besonders, weil während des Oktoberfes­ts auch Bundestags­wahl ist.

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Foto: dpa In diesem Jahr sollen auf der Wiesn Bo dycams eingesetzt werden.

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