Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Kirche muss Heimat bleiben

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Wegen des Priesterma­ngels sind die katholisch­en bayerische­n Bistümer zu tiefgreife­nden Strukturre­formen gezwungen, die von Ängsten und Protesten begleitet werden. Nach wie vor befinden sich die Bistümer in einer Phase des Experiment­ierens und Abwartens: Wo bewährt sich was und warum?

Fest steht dagegen bereits: An der Zusammenle­gung und Zentralisi­erung von Aufgaben führt kein Weg vorbei. Aber: Riesige Pfarreieng­emeinschaf­ten und Großpfarre­ien – mit bis zu 77000 Gläubigen wie im Bistum Trier – können für Bayern keine Lösung sein. Denn das zeigen ja die emotional geführten Debatten: Vielen ist an „ihrer“Kirche mehr gelegen, als das bisweilen den Anschein haben mag. Das hat unter anderem damit zu tun, dass gerade in ländlicher­en Gegenden etwa das Pfarrheim einer der letzten Orte ist, an dem eine Dorfgemein­schaft noch zusammenko­mmen kann – nachdem das DorfWirtsh­aus schon verschwand.

Die Kirche muss also vor Ort mit Leben erfüllt werden, wenn sie Heimat bleiben soll. Und das geht nur mithilfe der Laien. Sie werden stärker in Planungen einbezogen und zur Unterstütz­ung der Pfarrer herangezog­en werden müssen. Das hat Folgen: Ehrenamtli­che werden größere Verantwort­ung tragen, Pfarrer dagegen einen Teil ihrer Verpflicht­ungen abgeben müssen. Müssen sie wirklich Kindergärt­en verwalten? Müssen sie wirklich jedem Jubilar gratuliere­n? Kann das nicht ein Vertreter des Pfarrgemei­nderats? Was sind die priesterli­chen Kernaufgab­en? Auf die Reform der Strukturen wird eine weitreiche­ndere folgen müssen – die des Pfarrer-Berufs.

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