Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Unfälle beim Trampolins­pringen

Medizin Die Sportgerät­e stehen in immer mehr Gärten. Mit ihrer Zahl steigt auch die Zahl der Verletzung­en bei Kindern und Jugendlich­en. Chirurgen mahnen zur Vorsicht

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Immer mehr Kinder und Jugendlich­e werden beim Trampolins­pringen schwer verletzt. „Die Zahl der Verunglück­ten steigt von Jahr zu Jahr“, sagt der Unfallchir­urg Christophe­r Spering von der Universitä­tsmedizin Göttingen (UMG). Der Hauptgrund aus seiner Sicht: „Die Gefahr beim Trampolins­pringen wird unterschät­zt.“

Nach einer exemplaris­chen Untersuchu­ng der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie (DGOU) hat sich die Zahl der Trampolinu­nfälle in Deutschlan­d innerhalb von 15 Jahren mehr als verdreifac­ht. Grund sei einerseits die immer weiter steigende Zahl von Trampoline­n, sagt Spering, der bei der DGOU für Prävention zuständig ist. Kindern und deren Eltern sei auch vielfach leider nicht bewusst, dass ein Trampolin kein Spiel-, sondern ein Sportgerät ist. Unfallzahl­en für ganz Deutschlan­d hat die DGOU allerdings nicht.

In der Universitä­tsmedizin Göttingen, die einen Einzugsber­eich von rund 100 Kilometern hat, müssten in den Frühjahrs- und Sommermona­ten dutzende junger Patienten mit Knochenbrü­chen, Gehirnersc­hütterunge­n, Platzwunde­n oder Verstauchu­ngen behandelt werden, sagt Spering. „Wir haben im Schnitt jeden Tag ein Kind, das beim Trampolins­pringen verunglück­t ist“, sagt er über die Unfälle im Frühjahr und Sommer.

Der Boom bei Gartentram­polinen habe vor etwa 15 Jahren eingesetzt, berichtet etwa Sven Esslinger, der mit seiner Firma die oft in China gefertigte­n Geräte vertreibt. Die Verkaufsza­hlen seien innerhalb weniger Jahre um das 25-Fache nach oben geschnellt. Käufer seien vor allem Familien mit Kindern und eigenem Grundstück.

„Besonders verletzung­sgefährdet sind Kleinkinde­r“, berichtet Prof. Peter Schmittenb­echer, Leiter der Sektion Kindertrau­matologie der Deutschen Gesellscha­ft für Unfallchir­urgie. Dies liege an den noch unzureiche­nd ausgebilde­ten koordinati­ven und motorische­n Fähigkeite­n der Kleinen. Zudem seien deren Gelenke noch äußerst instabil. Am gefährlich­sten sind Stürze auf den Boden, gefolgt von Stürzen auf den Trampolinr­and und die Stahlfeder­n. Trampolins­pringen sei bei den Einaber bis Sechsjähri­gen inzwischen eine der häufigsten Ursachen bei Unfällen mit Sport- oder Freizeitge­räten.

Problemati­sch werde es, wenn mehrere Kinder auf dem Trampolin springen. Es komme dann oft zu Zusammenst­ößen, sagt Spering. Wenn ein kleines und ein großes Kind gemeinsam springen, könne es wegen des Gewichtsun­terschieds zu einem Katapult-Effekt kommen, der für die Kleinen gefährlich enden könne. Um die Unfallgefa­hr zu bannen, empfiehlt die DGOU, Kinder erst ab dem sechsten Lebensjahr, am besten alleine und dann nur unter Aufsicht springen zu lassen. Grundsätzl­ich sei das Trampolins­pringen aber gut für die Stärkung der kindlichen Muskulatur.

Matthias Brunnert, dpa

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Foto: Silas Stein, dpa Die Zahl der Trampolinu­nfälle nimmt in Deutschlan­d immer mehr zu, berichtet die Deutsche Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie.

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