Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spiel mir das Lied vom Kino

- VON MICHAEL SCHREINER kino@augsburger allgemeine.de

Natürlich sind die bewegten Bilder das Wichtigste im Kino. Aber manchmal ist es die Musik, die länger nachhallt. Was auch damit zu tun hat, dass Film und Sound im Kino nach dem Prinzip Gin-Tonic funktionie­ren: Zusammen entfalten sie eine einmalige Wirkung, den sinnlichen Leinwandso­g, den es so nur im großen Resonanzra­um Kino gibt.

Ein Beispiel: Jim Jarmuschs Meisterwer­k „Dead Man“(mit Johnny Depp als William Blake) wäre ohne die genialen, verstörend­en Gitarrenel­egien eines Neil Young nicht nur ein anderer, sondern ein schwächere­r Film. Jeder kennt dieses Kinosessel­gefühl am Ende, kurz bevor der Abspann zu Ende ist: Den Soundtrack muss ich haben! Die durchkompo­nierte Musik für einen Film ist das eine – der Sampler von verschiede­nen Songs, die im Film zu hören sind, das andere. Beispiel Nummer zwei also: „The Descendant­s“mit George Clooney, im Abspann eine lange Reihe von Interprete­n und Songs – dass Hawaii so wunderbar klingen kann! Her mit der CD! Ohne diesen Film hätte man vermutlich keine Hawaii-Musik gehört – und vor allem nicht die richtige kennengele­rnt. Und dann gibt es Filme, die von gut platzierte­n, passenden Songs mit getragen werden – bis einer kommt, der eine, der einen trifft wie ein Blitz im Kinosessel.

So geschehen mit „Hell or High Water“, dem oscarnomin­ierten Neo-Western von David Mackenzie, der mit einer langen Sequenz endet, die geprägt wird von einem grandiosen Song (Soundtrack zusammenge­stellt von Nick Cave und Warren Ellis). Wer singt da? Wer ist das? Abspann studiert wie eine Steuererkl­ärung, bloß nichts verpassen – da, Chris Stapleton, das muss er sein! Seither bereichert um zwei Alben. Wieder etwas, das dem Kino zu verdanken ist …

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