Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abrocken mit den ganz Großen

Musik Was die Augsburger Band Rebels of the Jukebox auf dem Southside-Festival erlebt hat

- VON JULIAN WÜRZER

Die Nervosität ist fast verflogen. Die fünf Mitglieder der Vinylrockb­and Rebels of the Jukebox stehen backstage. In drei Minuten geht es los, dann steht einer der größten Auftritte der Bandgeschi­chte an. Letzte Umarmung, letzte aufmuntern­de Worte. Dann bilden die Musiker einen Kreis und feuern sich an wie Sportler. Gleich warten die Bühne und das Publikum des Southside-Festivals auf die Augsburger.

Rund 60 000 Besucher pendelten auch in diesem Jahr wieder nach Neuhausen ob Eck, ein 2500 SeelenDorf in der Nähe von Tuttlingen (Baden-Württember­g). Hochkaräte­r wie Linkin Park, Green Day oder Casper stehen auf der Bühne. Und mitten drin die Rebels. Etwa drei Stunden Fahrt haben die Musiker aus Augsburg hinter sich, ehe sie am Vortag ihres Auftrittes auf dem Festivalge­lände ankommen. Während die großen Bands mit ihren Nightliner­n vorfahren, kommt die Band in privaten Autos. Sängerin Carolin Rieger hat sich, wie der Rest, extra für das Wochenende freigenomm­en. „Ich bin eigentlich jedes Jahr als Besucher auf dem Festival. Und seit Langem habe ich mir gesagt, dass ich hier spielen will. Dass es dieses Jahr soweit ist, kann ich kaum glauben“, sagt Carolin Rieger. Sie kann es kaum glauben, dass der Traum wirklich in Erfüllung geht.

Das hat auch einen bestimmten Grund: Die Rebels of the Jukebox hätten bereits im vergangene­n Jahr auf dem Southside-Festival spielen sollen. Damals fiel das Festival aber einem Unwetter zum Opfer. „Das war frustriere­nd und wir dachten uns, dann dieses Jahr erst recht“, beschreibt Gitarrist Benjamin Bernotat die Gefühle der Bandmitgli­eder.

Diesmal sind die Voraussetz­ungen um Längen besser als im Vorjahr. „Wir konnten uns richtig darauf vorbereite­n“, sagt Carolin Rieger. Für die Proben hat die Band so- gar die Originalgr­öße der Bühne abgeklebt. „So wussten wir genau, wie viel Platz wir für unseren Auftritt haben.“Dann hieß es, einschließ­en im Proberaum und für den großen Auftritt üben. Am Vortag des Gigs ging dann die richtige Arbeit los. „Wir können von keinem erwarten, dass er aufsteht und sich denkt: Geil um 15 Uhr spielen die Rebels. Da muss ich hin“, sagt Benjamin Bernotat. Daher war Werbung auf den Campingplä­tzen angesagt. Mit Logostempe­l, Stickern und einem als Jukebox verkleidet­en Crewmitgli­ed zogen die Augsburger los und begeistert­en die Festivalbe­sucher für ihre Musik. „Dass die Leute so auf unseren Trommelwir­bel abgehen, hätten wir nicht erwartet“, sagt Carolin Rieger.

Das Resultat sollten die Augsburger Musiker am nächsten Tag sehen. „Ich habe eigentlich ganz gut geschlafen“, sagt Bassist Sebastian Grünwald auf dem Weg zum Frühstück. Hier ist Tuchfühlun­g mit den Stars angesagt. „Da muss man sich echt zusammenre­ißen, wenn da auf einmal Casper neben dir sitzt“, sagt Johannes Göppel, Drummer der Rebels. Zeit zur Ehrfurcht bleibt kaum, denn der Soundcheck steht an. Die Instrument­e und das Zubehör bringen die Bandmitgli­eder selbst auf die Bühne. Alles passt in zwei größere Autos. Im Gegensatz dazu: Die Punkrockba­nd Green Day fährt mit ein paar Lastwagen vor. „Ich hoffe einfach, dass viele Leute kommen“, sagt Berni Magg, Gitarrist wenige Stunden vor dem Auftritt. „Für Nervosität habe ich keine Zeit, denn wir haben hier ja noch einen Job zu erledigen.“

Es ist 15 Uhr. Die Rebels of the Jukebox eröffnen als eine der ersten Bands das Southside-Festival. Die Besucherza­hl hat die Erwartunge­n der Rebels übertroffe­n. Über Tausend Menschen wollten die Vinylrockb­and auf der Bühne sehen. Die Mühe am Abend davor hat sich also ausgezahlt. Nach einer halben Stunde ist dann alles vorbei. „Ich kann meine Gefühle gerade nicht in Worte fassen. Über ein Jahr mussten wir auf diesen Auftritt warten. Das hat sich aber gelohnt“, beschreibt Carolin Rieger ihre Gefühlslag­e unmittelba­r nach dem Auftritt. „Ich gönne mir jetzt erst mal ein Bier“, sagt Benjamin Bernotat. Doch was bleibt für die Band? „Wir konnten richtig gute Werbung für uns machen“, sagt Drummer Johannes Göppel. Und er freut sich mit den anderen, dass die Band Jennifer Rostock das Logo der Rebels in einem ihrer Trailer in die Kamera hält.

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Foto: Vanessa Wagner Den Auftritt vor Tausenden von Fans auf dem Southside Festival wird die Augsburger Band Rebels of the Jukebox nicht so schnell vergessen.

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