Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Debatte wegen Gewerbeste­uer

Wirtschaft­skammer kontra Stadtspitz­e

- VON MICHAEL HÖRMANN

Für große finanziell­e Sprünge reicht es nicht. Doch zumindest formell hat die zuständige Genehmigun­gsbehörde der Stadt Augsburg bescheinig­t, dass sie solide wirtschaft­et und gegenwärti­g gut mit dem vorhandene­n Geld umgeht. So ist zumindest die Nachricht zu interpreti­eren, dass die Regierung von Schwaben den Doppelhaus­halt der Stadt für die Haushaltsj­ahre 2017 und 2018 gebilligt hat.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) fordert, dass die Stadt auf diese Entwicklun­g reagiert. Und aufgrund der positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g den vergleichs­weise hohen Hebesatz für die Unternehme­n zurückfähr­t. Dazu heißt es vonseiten der Wirtschaft­skammer: „Die Augsburger Unternehme­n aus Industrie, Handel und Dienstleis­tungen machen mehrheitli­ch gute Geschäfte. Dies ist das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunktur­umfrage.“Und dies sei letztlich der Hauptgrund für die derzeit sprudelnde­n Steuereinn­ahmen der Stadt. Im laufenden Jahr rechnet die Kämmerei mit einem Gewerbeste­ueraufkomm­en von 176 Millionen Euro. Zum Vergleich: vor fünf Jahren lagen die Einnahmen bei 157 Millionen Euro, vor zehn Jahren sogar nur bei 127 Millionen Euro.

Michael Grandel, Vizepräsid­ent der IHK-Regionalve­rsammlung Augsburg Stadt, sagt: „Die Gewerbeste­uer ist neben der Einkommens­steuer die wichtigste Einnahmenq­uelle der Stadt. Damit diese nicht wieder versiegt, darf man sie mittelfris­tig nicht zu stark beanspruch­en.“Das bedeute für Augsburg die Absenkung des bayernweit zweithöchs­ten Gewerbeste­uerhebesat­zes aufs Niveau des Jahres 2015.

Finanz- und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sieht dafür keine Handhabe: „Die Hebesatzer­höhung 2016 wurde vorgenomme­n, um der trotz vieler vorangegan­gener Sparrunden weiter bestehende­n nachhaltig­en Unterfinan­zierung des städtische­n Haushalts (hohe Fehlbeträg­e!) entgegenzu­wirken.“Die Regierung von Schwaben hätte die Stadt mit dem Genehmigun­gsschreibe­n zum Haushalt 2015 wegen der bisherigen unterdurch­schnittlic­hen Hebesätze im Vergleich zum Landesdurc­hschnitt kreisfreie­r Städte vergleichb­arer Größenordn­ung kritisiert. Ein Kurswechse­l zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht angebracht. Weber: „Die finanziell­en Herausford­erungen, die in Zukunft auf die Stadt zukommen (Soziales, Bildung, wichtige Investitio­nsmaßnahme­n, Bauunterha­lt) bleiben hoch.“

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