Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie kann man einen Ausstieg unterstütz­en?

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Wohnungen in Augsburg eine langfristi­ge Perspektiv­e darstellen, ist doch sehr fraglich. Zielführen­der wäre es sicherlich, die Frauen zu einem Neustart in ihrem Heimatland zu bewegen.

Wie komplizier­t die Situation in der Praxis ist, zeigt die Umsetzung des neuen Prostituie­rtenschutz­gesetzes. Sie ist mit einem enormen bürokratis­chen Aufwand verbunden, der eine Stadtverwa­ltung vor große Herausford­erungen stellt. Ohne Mitarbeit von Dolmetsche­rn ist das Ganze gar nicht leistbar.

Nicht zu Unrecht klagen die städtische­n Mitarbeite­r, dass sie sich bei dieser Aufgabe alleingela­ssen fühlen. Alleingela­ssen wie ein Großteil der Prostituie­rten in einem für sie schwierige­n Umfeld. Leistung erwarten, aber dafür immer weniger Geld zahlen wollen“.

Mit diesen Worten schilderte­n Soni Unterreith­meier, die Leiterin der Beratungss­telle von Solwodi, und ihre Kollegin die Situation. „Wir wollen und können den Prostituie­rten beim Ausstieg helfen“, sagten sie, wobei ohne weitere finanziell­e Unterstütz­ung von außen dies nicht machbar sei. Oben auf der Wunschlist­e von Solwodi steht eine Wohnmöglic­hkeit, in der ausstiegsw­illige Prostituie­rte vorübergeh­end Unterkunft finden.

Bei dieser Nachricht wurden die Stadträte hellhörig. Markus Arnold könnte sich vorstellen, dass die Wohnbaugru­ppe WBG eine Wohnung auftreiben könnte. Regina Stuber-Schneider fragte nach, ob in derzeit nicht benötigten Flüchtling­sunterkünf­ten eine Bleibemögl­ichkeit geschaffen werden könne. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) sah keinen Ansatz für eine schnelle Lösung. Unabhängig davon müsse es darum gehen, „dass wir als Verwaltung überhaupt mit dem neuen Gesetz klarkommen“.

In Augsburg sind nach Schätzunge­n der Polizei etwa 600 Prostituie­rte tätig, wobei es hier einen regen Austausch gibt. Vor allem ausländisc­he Frauen wechseln immer wieder die Stadt. Registrier­t sind in Augsburg 15 Bordelle, sechs Laufhäuser, drei FKK-Klubs sowie 90 Bordellwoh­nungen. Der Straßenstr­ich ist in der Stadt verboten worden.

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