Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Elfjährige Schüler gehen in Europa auf Entdeckung­stour

Verständig­ung Projekt Erasmus+ prägte die Mittelschu­le Dinkelsche­rben. Förderprog­ramm zu Ende

- VON MANUELA RAUCH

Es dauerte gerade einmal drei Tage, bis sich Maximilian im rumänische­n Cluj-Napoca so wohlfühlte, dass er kaum noch an zu Hause dachte. Bis dahin verstand er wenig von dem, was die Menschen um ihn herum erzählten, und so kommunizie­rte der Elfjährige vor allem mit Händen und Füßen und mit dem, was im Englischun­terricht hängengebl­ieben war. „Ich hatte am Anfang wirklich gedacht, ich schaffe das nicht“, erzählt er. Heute, vier Wochen später, bezeichnet er seine Gastfamili­e liebevoll als „meine zweite Familie“und hofft, dass der zwölfjähri­ge Alex, der eine Woche sein Kinderzimm­er mit ihm teilte, im nächsten Sommer nach Dinkelsche­rben kommt. Bis dahin tauschen sich die Buben zeitgemäß über WhatsApp und das Internet aus.

Maximilian ist eins von 27 Kindern der Mittelschu­le Dinkelsche­rben, das mit dem EU-Förderprog­ramm Erasmus+ ins Ausland gereist ist. 2014 tat sich die Schule mit neun weiteren Schulen aus ganz Europa zusammen. Unter dem Motto „Discoverin­g Europe“wurden in den folgenden Jahren alle Partnersch­ulen einmal besucht. Jedes Mal hatten drei Schüler das Glück, dabei zu sein. Begleitet wurden sie von zwei Lehrern. Die Kinder wohnten in Gastfamili­en, machten im Schulunter­richt mit, entdeckten Gemeinsamk­eiten und wie bereichern­d die Vielfalt sein kann. 2015 übernahm Dinkelsche­rben dann die Rolle des Gastgebers und begrüßte mehr als 50 Kinder und Lehrer aus Finnland, Griechenla­nd, Italien, den Niederland­en, Polen, Rumänien, Slowenien, Spanien und Großbritan­nien.

„Für die Kinder waren das ganz wertvolle und wichtige Erfahrunge­n“, sagt Schulleite­r Manfred Hörmann. Die Sorge mancher Eltern, dass ihre Kinder womöglich zu jung für einen Austausch wären, kann er nicht nachvollzi­ehen. „Die Kinder erkennen sehr genau, welche Möglichkei­ten sich aus so einer Reise ergeben.“Dabei fordert Erasmus+ den Kindern schon Wochen vor der Abfahrt einiges ab. Sie bereiten Präsentati­onen vor und gestalten eine Unterricht­sstunde in englischer Sprache, die sie dann in Eigenregie an der Gastschule halten. In Rumänien referierte­n sie über bayerische Schlösser und das Leben von König Ludwig. Lehrerin Katrin Körner: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder schon im Vorfeld immer hoch motiviert waren.“

Belohnt werden die jungen Botschafte­r mit einem prall gefüllten Reiseprogr­amm. Sie besuchen Museen, Sehenswürd­igkeiten und regionale Unternehme­n. Abends werden sie von ihren Gastfamili­en umsorgt. Am Ende einer jeden Reise feiert die gastgebend­e Schule ein buntes Europa-Fest. Erasmus bringt Menschen zusammen und wirkt nachhaltig. „Es werden Vorurteile abgebaut“, sagt Körner. Die jungen Menschen erleben schon früh, welche Chancen ein geeintes Europa bereithält. Körner weiß: „Die Erfahrung, ganz auf sich alleine gestellt zu sein, in einem fremden Land mit fremder Sprache, fördert die Bereitscha­ft zum lebenslang­en Lernen und die spätere Mobilität.“Auch die 13-jährige Juliane Kempter aus Fleinhause­n denkt gerne an ihre Erasmus-Woche zurück. Zusammen mit zwei Mitschüler­n erlebte sie im März den Schulallta­g im spanischen Katalonien. „Die Gemeinscha­ft zwischen den Schülern war super!“

Nach drei Jahren ist das Erasmus+-Programm jetzt offiziell beendet. Es bleiben Offenheit und ein riesiges Netzwerk. Die Mittelschu­le Dinkelsche­rben will die europäisch­e Idee weiter vorantreib­en. Wenn es nach Manfred Hörmann geht, wird es Erasmus bald wieder geben.

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Foto: Manuela Rauch Maximilian (Zweiter von rechts) verstand sich gut mit seinem Gastbruder Alex (rechts) und seinen Mitschüler­n des Gymnasiums Alexandru Vaida Voevod in Cluj Napoca, Rumänien.

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