Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Mühlbach soll erlebbar werden
Dorferneuerung In Ellgau wird der Mühlbach auf einer Länge von 300 Metern neu gestaltet. Wie man den Charakter des Dorfes stärken und mehr Aufenthaltsqualität erreichen will
Abschnittsweise bereits sehr naturnah
Im idyllischen Ellgau hat man einen ganz besonderen Bezug zum Wasser, fließt doch der Lech direkt am Ort vorbei und Ellgau war in seiner Vergangenheit als Flößerdorf bekannt. Auch der Mühlbach im Ort verbindet Ellgau mit dem Thema Wasser. „Das ist ein sehr schönes Gewässer“, findet Landschaftsarchitekt Walter Herb, der auch die Planung für die Neugestaltung des Mühlbachs entworfen hat. Derzeit liegt die Planung beim Amt für Ländliche Entwicklung Krumbach zur Genehmigung. „Die Gemeinde Ellgau wird Bauträger sein“, erläutert Bürgermeister Manfred Schafnitzel das Vorhaben und freut sich, dass diese zweite „Schlüsselmaßnahme der Dorferneuerung“– die erste war die Neugestaltung der Dorfmitte – kräftig gefördert werden soll.
Noch heuer will Ellgau die Ausschreibung der Arbeiten auf den Weg bringen, Baubeginn soll im Frühjahr 2018 sein. An Kosten rechnet Schafnitzel mit circa 700 000 Euro. In dieser Summe ist auch die Bachstraßen-Sanierung mit enthalten, denn dort werden die Wasserrinnen ausgefräst und der Bereich zum Bach hin abgeschrägt, neu begrünt und bepflanzt – anschließend muss natürlich auch die Straße wieder mit einem neuen Belag versehen werden. Insgesamt umfasst die Mühlbach-Erneuerung einen 300 Meter langen Bereich im Innerort.
„Abschnittsweise ist der Mühlbach schon sehr naturnah und teilweise auch gut begehbar“, so Landschaftsarchitekt Herb. Dennoch gebe es Bereiche, die nicht so schön seien und gar nicht zum Charakter des Dorfes passten. Sie sollen nun aufgewertet und die Aufenthaltsqualität am Mühlbach in einzelnen Bereichen gesteigert werden; auch an die Kinder habe man dabei gedacht. Einen durchgehenden Pfad entlang des Bachs wird es laut Herb allerdings auch künftig nicht geben. Der Grund: Die privaten Flächen der Hausbesitzer reichen oft direkt bis an den Bach.
Vorab wurden die Bürger und die Vereinsvorstände in die Planung mit einbezogen, konnten ihre Wünsche und Ideen vorbringen. Die Bürger von Ellgau waren es auch, die eine Neugestaltung des Mühlbachs als dringliche Maßnahme der Dorferneuerung eingestuft hatten.
Wie Bürgermeister Schafnitzel erläutert, umfasst die Planung für die Neugestaltung des Mühlbachs acht Abschnitte: ● Beginn ist im Süden von Ellgau. Mit dem Einbau von Buhnen – großen Granitblöcken, die ins Wasser gelegt werden – soll der Bachlauf eingeengt werden. Auch entstehen durch die Steine Verwirbelungen und Unterstände für Fische. Hinter den Buhnen kommt es auf natürliche Weise zu Verlandungen, sodass sich der Mühlbach einengt und einen geschwungeneren Verlauf erhält. ● Wesentlich ist in diesem Bereich laut Schafnitzel die Uferbefestigung mit Wasserbausteinen. Bisher sei das Ufer unbefestigt und der Bach dadurch recht breit geworden, sodass er schon in die Privatgrundstücke hineinreiche. Auf der Westseite, wo keine Bebauung ist, bleibt das Ufer jedoch weiterhin unbefestigt. ● Auch hier sind Uferbefestigungen geplant und zudem Sichtschutzmaßnahmen. „Dort haben viele ihre Terrassen“, erläutert der Bürgermeister die Notwendigkeit des Sichtschutzes, den man möglichst einheitlich gestalten wolle. Bei der Gehölz- und Staudenauswahl haben die Bürger Mitspracherecht. Auch bei der Pflanzung können sie helfen, denn die Grundstückseigentümer sollen das Grün später auch pflegen.
Zudem erhalten alle Grundstücke einen neuen Steg ins Wasser. Die alten Stege kommen ebenso weg wie die alte Uferbefestigung aus Rasengittersteinen. Natursteinblöcke und sogenannte Steinwalzen sollen für die neue Uferbefestigung verwendet
werden. Von den Steinwalzen – Plastiksäcke mit Steinen – sei das Amt für Ländliche Entwicklung nicht so begeistert, sagt Schafnitzel, doch sie seien laut Fachbüro sehr effizient. Dort, wo es betonierte Uferbefestigungen gibt, soll der Beton in Teilbereichen abgeschnitten werden, damit der Bach wieder erlebbar wird. ● Dieser Bereich wird ganz besonders aufgewertet. Trittsteine kommen in den Bach, damit man trockenen Fußes hin– überlaufen kann. Auch Ruhebereiche, ein neuer Weg, Steinhaufen für Eidechsen und weitere Bepflanzung sind hier vorgesehen. Der bestehende Trafoturm soll gestalterisch aufgewertet werden und teilweise sogar
als Vogel- und Insektenhotel dienen. ● Dort passiert nur wenig, teils eine Uferbefestigung zur Sicherung von Gebäuden. Der größte Teil bleibt naturbelassen. ● Vor dem Feuerwehrhaus soll der Bach um jeweils etwa zwei Meter links und rechts aufgeweitet werden. Der Neubau der dortigen Mühlbachbrücke ist bereits ausgeschrieben. Das Brückengeländer sowie alle anderen Geländer am Bach sollen künftig einheitlich aus einer Holz-Stahlkonstruktion bestehen. ● In Teilbereichen ist eine Uferbefestigung als Sicherung der angrenzenden Gebäude vorgesehen.