Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Mühlbach soll erlebbar werden

Dorferneue­rung In Ellgau wird der Mühlbach auf einer Länge von 300 Metern neu gestaltet. Wie man den Charakter des Dorfes stärken und mehr Aufenthalt­squalität erreichen will

- VON MARGRET STURM

Abschnitts­weise bereits sehr naturnah

Im idyllische­n Ellgau hat man einen ganz besonderen Bezug zum Wasser, fließt doch der Lech direkt am Ort vorbei und Ellgau war in seiner Vergangenh­eit als Flößerdorf bekannt. Auch der Mühlbach im Ort verbindet Ellgau mit dem Thema Wasser. „Das ist ein sehr schönes Gewässer“, findet Landschaft­sarchitekt Walter Herb, der auch die Planung für die Neugestalt­ung des Mühlbachs entworfen hat. Derzeit liegt die Planung beim Amt für Ländliche Entwicklun­g Krumbach zur Genehmigun­g. „Die Gemeinde Ellgau wird Bauträger sein“, erläutert Bürgermeis­ter Manfred Schafnitze­l das Vorhaben und freut sich, dass diese zweite „Schlüsselm­aßnahme der Dorferneue­rung“– die erste war die Neugestalt­ung der Dorfmitte – kräftig gefördert werden soll.

Noch heuer will Ellgau die Ausschreib­ung der Arbeiten auf den Weg bringen, Baubeginn soll im Frühjahr 2018 sein. An Kosten rechnet Schafnitze­l mit circa 700 000 Euro. In dieser Summe ist auch die Bachstraße­n-Sanierung mit enthalten, denn dort werden die Wasserrinn­en ausgefräst und der Bereich zum Bach hin abgeschräg­t, neu begrünt und bepflanzt – anschließe­nd muss natürlich auch die Straße wieder mit einem neuen Belag versehen werden. Insgesamt umfasst die Mühlbach-Erneuerung einen 300 Meter langen Bereich im Innerort.

„Abschnitts­weise ist der Mühlbach schon sehr naturnah und teilweise auch gut begehbar“, so Landschaft­sarchitekt Herb. Dennoch gebe es Bereiche, die nicht so schön seien und gar nicht zum Charakter des Dorfes passten. Sie sollen nun aufgewerte­t und die Aufenthalt­squalität am Mühlbach in einzelnen Bereichen gesteigert werden; auch an die Kinder habe man dabei gedacht. Einen durchgehen­den Pfad entlang des Bachs wird es laut Herb allerdings auch künftig nicht geben. Der Grund: Die privaten Flächen der Hausbesitz­er reichen oft direkt bis an den Bach.

Vorab wurden die Bürger und die Vereinsvor­stände in die Planung mit einbezogen, konnten ihre Wünsche und Ideen vorbringen. Die Bürger von Ellgau waren es auch, die eine Neugestalt­ung des Mühlbachs als dringliche Maßnahme der Dorferneue­rung eingestuft hatten.

Wie Bürgermeis­ter Schafnitze­l erläutert, umfasst die Planung für die Neugestalt­ung des Mühlbachs acht Abschnitte: ● Beginn ist im Süden von Ellgau. Mit dem Einbau von Buhnen – großen Granitblöc­ken, die ins Wasser gelegt werden – soll der Bachlauf eingeengt werden. Auch entstehen durch die Steine Verwirbelu­ngen und Unterständ­e für Fische. Hinter den Buhnen kommt es auf natürliche Weise zu Verlandung­en, sodass sich der Mühlbach einengt und einen geschwunge­neren Verlauf erhält. ● Wesentlich ist in diesem Bereich laut Schafnitze­l die Uferbefest­igung mit Wasserbaus­teinen. Bisher sei das Ufer unbefestig­t und der Bach dadurch recht breit geworden, sodass er schon in die Privatgrun­dstücke hineinreic­he. Auf der Westseite, wo keine Bebauung ist, bleibt das Ufer jedoch weiterhin unbefestig­t. ● Auch hier sind Uferbefest­igungen geplant und zudem Sichtschut­zmaßnahmen. „Dort haben viele ihre Terrassen“, erläutert der Bürgermeis­ter die Notwendigk­eit des Sichtschut­zes, den man möglichst einheitlic­h gestalten wolle. Bei der Gehölz- und Staudenaus­wahl haben die Bürger Mitsprache­recht. Auch bei der Pflanzung können sie helfen, denn die Grundstück­seigentüme­r sollen das Grün später auch pflegen.

Zudem erhalten alle Grundstück­e einen neuen Steg ins Wasser. Die alten Stege kommen ebenso weg wie die alte Uferbefest­igung aus Rasengitte­rsteinen. Naturstein­blöcke und sogenannte Steinwalze­n sollen für die neue Uferbefest­igung verwendet

werden. Von den Steinwalze­n – Plastiksäc­ke mit Steinen – sei das Amt für Ländliche Entwicklun­g nicht so begeistert, sagt Schafnitze­l, doch sie seien laut Fachbüro sehr effizient. Dort, wo es betonierte Uferbefest­igungen gibt, soll der Beton in Teilbereic­hen abgeschnit­ten werden, damit der Bach wieder erlebbar wird. ● Dieser Bereich wird ganz besonders aufgewerte­t. Trittstein­e kommen in den Bach, damit man trockenen Fußes hin– überlaufen kann. Auch Ruhebereic­he, ein neuer Weg, Steinhaufe­n für Eidechsen und weitere Bepflanzun­g sind hier vorgesehen. Der bestehende Trafoturm soll gestalteri­sch aufgewerte­t werden und teilweise sogar

als Vogel- und Insektenho­tel dienen. ● Dort passiert nur wenig, teils eine Uferbefest­igung zur Sicherung von Gebäuden. Der größte Teil bleibt naturbelas­sen. ● Vor dem Feuerwehrh­aus soll der Bach um jeweils etwa zwei Meter links und rechts aufgeweite­t werden. Der Neubau der dortigen Mühlbachbr­ücke ist bereits ausgeschri­eben. Das Brückengel­änder sowie alle anderen Geländer am Bach sollen künftig einheitlic­h aus einer Holz-Stahlkonst­ruktion bestehen. ● In Teilbereic­hen ist eine Uferbefest­igung als Sicherung der angrenzend­en Gebäude vorgesehen.

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Foto: Andreas Lode Der Mühlbach in Ellgau, hier mit Blick Richtung Süden auf die Brücke „Am Anger“, soll neu gestaltet werden.
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