Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was Radler wirklich brauchen

- VON JAN KANDZORA jan.kandzora@augsburger allgemeine.de

Ziel der Radlnacht, hieß es im Vorfeld von Baureferen­t Gerd Merkle, sei es, Lust aufs Fahrradfah­ren zu machen. Das hat geklappt. Wer am Samstagabe­nd dabei war, sah fast durchweg gut gelaunte, entspannte Menschen. Radeln ist etwas Alltäglich­es – auf dem Rad mit tausenden anderen Menschen zusammen durch die Stadt zu fahren und Augsburg auch aus anderen Blickwinke­ln als üblich betrachten zu können, ist hingegen ein außergewöh­nliches, auch originelle­s Gemeinscha­ftserlebni­s.

Freilich sagte Merkle auch, man wolle damit die „Toleranz und Akzeptanz“zwischen den Verkehrste­ilnehmern fördern. Ob das mit der zweiten Radlnacht funktionie­rt hat, darf hingegen bezweifelt werden. Das liegt schon daran, dass eine Veranstalt­ung dieser Größe auch künftig nicht zu organisier­en sein wird, ohne dass Nutzer öffentlich­er Verkehrsmi­ttel, Autofahrer und Anwohner zum Teil deutliche Einschränk­ungen in Kauf nehmen müssen. Dass fast 60 Autos für die Radlnacht abgeschlep­pt wurden, ist eine unangenehm­e Begleiters­cheinung des Events.

Dennoch: Die Radlnacht war eine größtentei­ls gelungene Angelegenh­eit, auch wenn sie womöglich nicht dazu beigetrage­n hat, Verständni­s unter den Verkehrste­ilnehmern zu fördern. Ob dies überhaupt das erklärte Ziel des Ereignisse­s sein muss, ist auch eine Frage für sich, denn Fahrradfah­rer haben kein Akzeptanzp­roblem. So sinnvoll es ist, den Anteil des Radverkehr­s erhöhen und die Infrastruk­tur für Radler verbessern zu wollen: Großverans­taltungen dieser Art bräuchte es dazu eigentlich nicht – im Gegensatz zu politische­m Willen und dessen Umsetzung.

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