Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Mann mit dem „brutalen Schlegel“

FCA So nennt Michael Gregoritsc­h seinen linken Fuß. Mit dem erzielt er gegen Tokyo das 1:0. Warum sich der Neuzugang vom Hamburger SV als Glücksgrif­f erweisen könnte

- VON ROBERT GÖTZ

Die Manndeckun­g von FCA-Mittelfeld­spieler Michael Gregoritsc­h funktionie­rte nach dem Abpfiff in Buchloe besser als während des Spiels. Während der Augsburger Neuzugang beim 2:1 (0:0)-Sieg gegen den FC Tokyo fast ungedeckt den 1:0-Führungstr­effer (51.) erzielen konnte, belagerten ihn die jugendlich­en Autogrammj­äger nach Spielschlu­ss am Mittelkrei­s unerbittli­ch und ließen ihn auch beim Interview nicht aus den Augen.

Schließlic­h könnte ein Autogramm des österreich­ischen Nationalsp­ielers bald einiges wert sein. Zwar hatte FCA-Trainer Manuel Baum vor der Partie gegen den japanische­n Erstligist­en am Vormittag noch über zwei Stunden trainieren lassen. Darum ist das mit der Relevanz solcher Spiele auch so eine Sache, doch ein paar Dinge sind immer zu erkennen. Zum Beispiel, dass die Mannschaft der ersten Hälfte die Partie sehr routiniert abwickelte. Zwar stimmten die Laufwerte, die mittels digitalem Zubehör am Körper der Spieler ermittelt wird, doch damit war es auch gut.

Mehr Engagement zeigte die Mannschaft der zweiten 45 Minuten, zu der auch Gregoritsc­h gehörte. Der 23-jährige Neuzugang vom Hamburger SV zeigte, warum er beim FCA durchaus eine Hauptrolle spielen könnte. Beim 1:0 befreite er sich mit einem feinen Laufweg von seinem Bewacher, so wie es FCATrainer Baum immer wieder üben lässt, und auch am Siegtreffe­r von Christoph Janker in der Schlusssek­unde war er mitbeteili­gt. Er war gefoult worden, und die Freistoßfl­anke von Erik Thommy, der übrigens auch Gregoritsc­hs Tor vorbereite­t hatte, köpfte Janker zum späten 2:1 (90.) ein. Trainer Manuel Baum war mit Gregoritsc­h zufrieden. „Er hat ein Tor erzielt und vor dem 2:1 den Freistoß gezogen. Alles ist gut.“Der schussstar­ke Mittelfeld­spieler bezeichnet seinen linken Fuß selbst als „brutalen Schlegel“.

Der könnte in der Bundesliga für den FCA vielleicht sehr wichtig werdenn. Denn Gregoritsc­h wird wohl die Zehner-Position direkt hinter der Sturmspitz­e einnehmen. Seine Lieblingsp­osition. „Das Spiel im Zentrum liegt mir mehr als auf dem Flügel“, erklärte Gregoritsc­h nach der Partie. An den Rand des Spiels hatte ihn zuletzt in Hamburg Trainer Markus Gisdol versetzt und nur noch als Teilzeitar­beiter beschäftig­t. Doch Gregoritsc­h ist lieber mittendrin anstatt nur dabei. Deswegen forcierte er seinen Wechsel vom HSV („In Hamburg waren sie nicht happy“) zum FCA. Der gab Gregoritsc­h einen Vertrag bis 2022 und überwies geschätzte fünf Millionen Euro Richtung Elbe. Wenn der erste Eindruck nicht ganz täuscht, könnte es ein lohnendes Investment werden.

Auch Gregoritsc­h selbst ist nach den ersten 14 Tagen in Augsburg durchaus angetan. „Wir haben eine sehr intakte Mannschaft mit einer sehr guten Trainingsq­ualität.“Auch der Spaß käme nicht zu kurz: „Es ist wichtig, dass wir einen guten Teamgeist entwickeln.“

Die Namen seiner neuen Mitspieler hat er sich auch schon eingeprägt, auch wenn das bei teilweise 40 Kollegen nicht ganz so einfach ist. „Die Nummern der einzelnen Spieler kenn ich jetzt noch nicht, aber die Namen schon. Bei aller Liebe, wer das nach 14 Tagen nicht kann, ist selbst schuld.“

Ihm macht das vom Trainersta­b gut organisier­te Gedränge auf dem Trainingsp­latz nichts aus. Im Gegenteil: „Das ist cool. Jeder Spieler hat seine Eigenheite­n und speziellen Eigenschaf­ten. Von jedem kann ich mir da was abschauen.“Gregoritsc­h ist keiner, der lange fremdelt.

Auch die Enge in der Umkleideka­bine ist für ihn kein Problem. Denn das könnte sich bald gelöst haben. Zwar sitzt links neben ihm Daniel Baier. Doch es ist gar nicht so unwahrsche­inlich, dass seine rechtsnach­barlichen Kollegen Shawn Parker und Takashi Usami in ein paar Wochen nicht mehr zum Profikader gehören.

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Michael Gregoritsc­h erzielte gegen Tokyo mit seinem linken Fuß das 1:0. Der Neuzugang aus Hamburg überzeugte beim 2:1 Test spielsieg in Buchloe.
Foto: Christian Kolbert Michael Gregoritsc­h erzielte gegen Tokyo mit seinem linken Fuß das 1:0. Der Neuzugang aus Hamburg überzeugte beim 2:1 Test spielsieg in Buchloe.

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