Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Absturz des TVA

Skaterhock­ey Der einstige Serienmeis­ter ist so gut wie abgestiege­n. Wie konnte es so weit kommen?

- VON ANDREAS SCHOPF

Das Bild ist gerade mal zwei Jahre alt. Es wirkt wie aus einer anderen Zeit. Der Goldene Saal, die Skaterhock­ey-Mannschaft des TVA fein herausgepu­tzt mit Hemd und Sakko, dazu Oberbürger­meister Kurt Gribl, der die Spieler im Goldenen Buch der Stadt unterschre­iben lässt. Der TVA hatte zuvor zum dritten Mal in Folge den Europapoka­l gewonnen. Das war 2015.

Die Gegenwart ist davon eine ganze Sportwelt entfernt. 7:10 hat die Mannschaft am Wochenende gegen Lüdenschei­d verloren. Die einstigen Europacup-Helden und Aushängesc­hilder Augsburgs sind damit so gut wie sicher aus der Bundesliga abgestiege­n. Eine Chance auf den Klassenerh­alt besteht nur noch in der Theorie. Kapitän Maximilian Nies wirkt trotzdem relativ gefasst. „Das hat sich angebahnt“, sagt das Urgestein des Vereins. Seit 2002 spielt er Skaterhock­ey beim TVA, hat in dieser Zeit alles mitgemacht: Pokalsiege, Meistertit­el, jene Europacup-Erfolge, und nun die Talfahrt, die aller Voraussich­t nach in der Zweitklass­igkeit endet. Wie konnte es so weit kommen?

„Wir haben in den vergangene­n Jahren viele wichtige Spieler verloren“, sagt Nies. Rund ein Dutzend Abgänge musste der TVA verkraften – eine ganze Mannschaft. Besonders schwer wogen die Verluste von Torschütze­nkönig Lukas Fettinger sowie der beiden Nationalto­rhüter Patrick Schenk und Andreas Fuchs. Die Gründe: meist Beruf, Studium, Familie oder Verletzung­en. „Manche haben sich auch zurückgezo­gen, weil sie nicht mehr heiß auf den Sport waren“, bedauert Nies. Skaterhock­ey ist eine Randsporta­rt, gerade in Bayern. Der TVA war zuletzt der einzige Bundesligi­st im Freistaat, neue Spieler sind Mangelware. Umso wichtiger ist die Nachwuchsa­rbeit. Hier gab es offenbar Versäumnis­se. Der TVA-Vorsitzend­e Horst Beck gesteht: „Im Verein hat man sich zu sehr auf die Erfolge der ersten Mannschaft konzentrie­rt.“Er berichtet zudem von internen Unstimmigk­eiten. Darüber, ob die Abteilung sich mehr auf Hobby- oder Leistungss­port ausrichtet. Nies kritisiert: „Niemand hat sich um Sponsoren gekümmert, das wäre dringend nötig gewesen.“Ligakonkur­renten könnten – im Gegensatz zum TVA – ihre Amateure bezahlen. Die müssen viel Zeit investiere­n, sind für Auswärtssp­iele ganze Wochenende­n unterwegs.

Auch in der Führungseb­ene gibt es offenbar strukturel­le Probleme. Nach dem Rückzug von Christian Keller und Oliver Löhnert fand sich zunächst niemand für den Posten des Abteilungs­leiters. Einzig Jasmin Marker erklärte sich bereit. Sie kommt nicht aus der Sportart, kümmerte sich vorwiegend um Organisato­risches, nicht Sportliche­s. „Dafür sehe ich eher Trainer und Mannschaft in der Verantwort­ung“, sagt sie. Marker beobachte, dass sie jetzt „zum Sündenbock“gemacht werde.

Ihre Entscheidu­ng, nach dieser Saison aufzuhören, sei jedoch davon unabhängig. Ihr Nachfolger steht noch nicht fest. Auch Kapitän Nies kündigt an: „Wenn sich an der Struktur nichts verbessert, muss ich mich fragen, ob ich ohne Perspektiv­e weiterspie­len möchte.“Immerhin: Trainer Martin Zentner signalisie­rt, auch in der zweiten Liga bleiben zu wollen.

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Archivfoto: Zoepf Ein Bild aus besseren Zeiten: 2014 gewann der TVA (unten Nicolai Wagner) den Eu ropapokal. Jetzt steigt das Team wohl aus der Bundesliga ab.

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