Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Keine fünfstöckigen Häuser statt Obi
Zu den Plänen für eine Wohnbebauung auf dem Obi Areal.
Bitte keine fünfstöckigen Wohnhäuser an dieser Stelle, die den Blick auf das historische „Fabrikschloss“erneut versperren würden. Schön wäre es, wenn in der Bauplanung berücksichtigt werden könnte, dass hier vor 120 Jahren noch eine der größten Webereien Europas mit den charakteristischen Shed-Dächern stand. Vielleicht lässt sich diese Form ja architektonisch aufgreifen.
Und schön wäre es auch, wenn am Ufer des Proviantbachs, der allerdings mehr „Kanal“als „Bach“ist, die Bedeutung der Lechkanäle für die Industrialisierung Augsburgs dokumentiert würde, indem etwa auch Jonval-Turbinen ausgestellt würden und die Kraftübertragung auf die Web- und Spinnmaschinen durch ein Transmissionssystem veranschaulicht würde. Auf jeden Fall stehen bleiben sollte das Dampfmaschinenhaus mit dem charakteristischen Kamin gegenüber dem jetzigen Wasserkraftwerk.
Und schließlich könnte auch noch daran erinnert werden, dass der Proviantbach bis um 1900 auch als Wasserstraße für Flöße diente. Idealerweise könnte hier so eine Außenstelle für das Weltkulturerbe „Wasserwirtschaft“und „Textilindustrie“entstehen.
Augsburg hielt. Die Begründung: Die Zugänglichmachung der Bahnbetriebsanlagen für Besucher wird als sogenannte wesentliche Nutzungsänderung ausgelegt, was man zum Anlass genommen hat, ein riesiges Fass in Form eines Planänderungsverfahrens aufzumachen. Mag man mit der Einschätzung, dass stetig steigende Besucherzahlen des Traditionsbetriebswerks auch erweiterte Sicherheitsanforderungen nach sich ziehen, konform gehen, wirft die Einschätzung, dass die Zugänglichmachung von Industrieund Kulturdenkmälern planfestzustellen sei, doch erhebliche Fragen in Bezug auf die Handhabung gleich gelagerter Fälle auf. Was ist mit der Burgruine, die nach ihrer Widmung dem Burgherrn dazu diente, seine Nachbarn mit Steinkugeln zu beschießen? Touristische Nutzung? Auch ein Besucherbergwerk erscheint unter diesem Gesichtspunkt spannend.
Und die Schlösser Ludwig II. waren auch nicht dazu vorgesehen, Millionen von Besuchern zu beherbergen. Sind die als touristisch genutzte Lustschlösser planfestgestellt? Man hat den Eindruck, dass die beteiligten Behörden sich nicht wirklich über die Konsequenzen ihres Handelns im Klaren sind.
Kirchzarten