Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schriftste­ller wollte er wegen seiner schreibend­en Eltern auf keinen Fall werden

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anders gedreht und anders gewendet habe.“So geht es in „Weitlings Sommerfris­che“um einen pensionier­ten Richter, der bei einem Bootsunfal­l auf dem Chiemsee vom Blitz getroffen und mit einer zweiten Identität als spät berufener Schriftste­ller konfrontie­rt wird.

Viel schimmert hier vom „echten“Autor durch: Als Sohn des Schriftste­ller-Ehepaares Isabella und Burkhard Nadolny im brandenbur­gischen Zehdenick an der Havel geboren, wurde der Junge am Chiemsee groß, wo er heute noch – gemeinsam mit seiner Frau – das Haus seiner Mutter bewohnt.

„Ich bin praktisch zweisprach­ig aufgewachs­en“, erzählt Nadolny. Schriftste­ller wollte er wegen seiner Eltern auf keinen Fall werden. Also startete er zunächst als Geschichts­lehrer, wechselte aber mit Zwischenst­ationen als Taxifahrer und Vollzugshe­lfer „zum Film“. Erst über die Arbeit an einem Drehbuch („Netzkarte“) kam er schließlic­h doch noch zum Schriftste­llern – „ein Beruf, der weder auf Gott noch den Teufel ganz verzichten kann“, wie Nadolny in einem späteren Nachwort zu seinem Bestseller schreibt.

Dass ihm auch die Schattense­iten des Autorendas­eins, Selbstzwei­fel und Durchhänge­r, nicht unbekannt sind, klingt darin ebenfalls an: „Ich wusste ja damals noch nicht, wie viel Scheitern ein Mensch überleben kann.“Das Älterwerde­n sieht Nadolny wie eine „Gewitterfr­ont“, die langsam auf einen zukommt: „Man muss sich halt darauf einstellen, dass dann ab und zu die Blitze zucken und der Donner etwas lauter wird – oder man eben im Regen steht.“

Nada Weigelt, dpa

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