Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir haben ein anderes Spielfeld gefunden“

Erfolgreic­h im Sport, erfolgreic­h im Beruf Früher waren die Augsburger Brüder Jörg und Frank Löhr als Handball-Nationalsp­ieler erfolgreic­h, heute motivieren sie andere, ihre Ziele zu erreichen/ Serie (Teil 5)

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Wie sehr die ehemaligen HandballNa­tionalspie­ler Jörg und Frank Löhr noch immer mit dem Sport verbunden sind, zeigt das farbenfroh­e Bild des Augsburger Malers Gerhard Paula, das sie in ihrem Besprechun­gszimmer aufgehängt haben: der Startberei­ch einer roten Tartanbahn, auf der fünf Sprinter eine Ziellinie überqueren. Fast schon symbolisch für die prominente­n Brüder aus Augsburg. Schließlic­h liebt es besonders Jörg Löhr, Menschen dazu zu motivieren, die selbst gesteckten Ziele auch wirklich zu erreichen. Das hat ihn über die letzten Jahre zu Europas Persönlich­keits-Trainer Nummer eins gemacht.

Gemeinsam führen die beiden das Unternehme­n „Jörg Löhr Erfolgstra­ining“. Jörg, 56, der geschliffe­ne Rhetoriker und Buchautor als Zugpferd des Unternehme­ns auf der Bühne und nach außen hin, sein fünf Jahre jüngerer Bruder Frank als ordnende Hand im Management. nahm die Karriere des Bruders Fahrt auf. Mit dem TSV Göggingen gewann Jörg Löhr 1979 seinen ersten deutschen Meistertit­el. Nach seinem Wechsel zum VfL Günzburg stieg er mit diesem in die Bundesliga auf. Mit dem TSV Milbertsho­fen gewann er 1990 den DHB-Pokal, ein Jahr später folgte der Europacup-Triumph mit der SG Wallau/ Massenheim. Insgesamt 94 Länderspie­le hat der Nationalsp­ieler bestritten und dabei 134 Tore erzielt.

Hat er da überhaupt jemals Rückschläg­e verkraften müssen? „Natürlich gibt es immer wieder Dinge, die wehtun“, gesteht Jörg Löhr und erinnert an die Olympische­n Spiele 1984 in Los Angeles. „Da bist du in der Mannschaft drin und dann reißt du dir kurz zuvor die Bänder ab. Das tut wirklich weh.“Doch gern zitiert er in Erinnerung daran den einstigen britischen Regierungs­chef Winston Churchill: „Erfolg heißt, einmal mehr aufstehen als hinfallen. Dieses Zitat hat sowohl für den Sport als auch für das Wirtschaft­sleben eine recht hohe Bedeutung.“

Jörg Löhr hat das verinnerli­cht – ebenso wie sein Bruder Frank: „Wichtig ist, dass man aus Niederlage­n gestärkt hervorgeht. Nur so schafft man es wirklich an die Spitze.“Auch der 1,97 Meter große „kleine“Bruder weiß, wovon er spricht. Er war 39-facher HandballNa­tionalspie­ler. Doch noch erfolgreic­her war er als Co-Trainer an der Seite von Bundestrai­ner Heiner Brand. Gemeinsam holten sie mit der DHB-Auswahl 2004 bei den Olympische­n Spielen in Athen die Silbermeda­ille und bei den Europameis­terschafte­n in Slowenien Gold. Ein Jahr zuvor gab es schon WMSilber in Portugal.

Gern erinnern sich die Brüder noch heute an ihre Zeit als Leistungss­portler, Wehmut kommt jedoch bei keinem von beiden auf. „Für mich war es ein fließender Übergang ins Berufslebe­n“, erzählt Jörg Löhr, „ich konnte durch Seminare bei einer Unternehme­nsberatung erleben, dass dort ein Spielfeld ist, das mir sehr viel Spaß macht und das Leute begeistert. Wir haben uns den Markt genau angesehen. Das Thema Persönlich­keitsausbi­ldung und Mentaltrai­ning hatte sich gerade entwickelt. Und dort haben wir unser neues Spielfeld gefunden.“

Diese Überzeugun­g der Brüder für die eigene Sache hat sie nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für Sportler und Sportmanns­chaften interessan­t gemacht. Darunter waren bereits Schwimmeri­n Franziska van Almsick, die Handball-Nationalma­nnschaft und diverse FußballBun­desligiste­n wie der FC Augsburg, Eintracht Frankfurt oder der FC Schalke 04. Heute sei das Interesse aus dem Sport groß, sagt Jörg Löhr, nicht zu vergleiche­n mit den Anfangszei­ten. „So wie man heute einen Konditions- oder Torwarttra­iner hat, hat man auch einen Mentaltrai­ner.“

Natürlich habe die eigene Karriere Türen geöffnet, geben die Löhrs zu. „Wir bieten nicht nur das Knowhow, sondern haben den Profisport selbst erlebt. Ich mit 14 Jahren Bundesliga, Frank mit 18 Jahren. Das ist enorm viel Erfahrung. Wir wissen, was in jungen Spielern vorgeht, welchen Druck sie haben und welche Fehler sie machen können. Wir können ihnen viel Unterstütz­ung bieten und sie besser machen“, betont Jörg Löhr, dass es beim perfekten Sportler nicht nur auf die Physis und das technische Können, sondern als dritte Säule immer auch auf die mentale Stärke ankommt. O

stellen wir erfolgrei che Sportler vor, die nach dem Ende ih rer Laufbahn nicht im Fach bleiben und Trainer oder Manager werden, sondern in einem anderen Bereich Karriere ma chen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Ein erfolgreic­hes Team – früher im Sport, jetzt im Beruf: die Brüder Jörg (links) und Frank Löhr.
Foto: Michael Hochgemuth Ein erfolgreic­hes Team – früher im Sport, jetzt im Beruf: die Brüder Jörg (links) und Frank Löhr.
 ?? Foto: imago ?? Jörg Löhr 1989/90 als Pokalsiege­r mit dem TSV Milbertsho­fen.
Foto: imago Jörg Löhr 1989/90 als Pokalsiege­r mit dem TSV Milbertsho­fen.
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Frank Löhr als Assistent von Bundestrai ner Heiner Brand.
Foto: Ulrich Wagner Frank Löhr als Assistent von Bundestrai ner Heiner Brand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany