Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Wiedersehe­n für die Straßenkün­stler

Veranstalt­ung Das Festival „La Strada“ist in vollem Gange. Für die Künstler aus aller Welt ist es wie ein Klassentre­ffen. Warum sich zwei Männer besonders freuen und was am Wochenende alles für die Besucher geboten ist

- VON INA KRESSE

Für die Straßenkün­stler ist das Festival „La Strada“an diesem Wochenende wie ein Klassentre­ffen. Aus aller Welt kamen sie dafür gestern nach Augsburg. Teils mit Rollkoffer­n, die übers Pflaster ratterten, trudelten die Akrobaten, Jongleure und Comedy-Künstler am Freitag punkt 14 Uhr auf dem Rathauspla­tz ein. Dabei gab es ein rührendes Wiedersehe­n.

Freude in den Augen, Lachen und ein kräftiges, gegenseiti­ges Klopfen auf den Rücken: Der australisc­he Straßenkün­stler Al Millar, genannt Alakazam, und sein deutscher Kollege Nils Müller alias NilyNils sehen sich seit 19 Jahren zum ersten Mal wieder. „Wahnsinn“, sagt Müller. Der 42-jährige Jongleur und Hochradfah­rer hatte vor 20 Jahren seine Karriere als Straßenkün­stler im fernen Australien begonnen. „Ich lebte ein Jahr lang mit Al zusammen in Sydney in einer Wohnung“, berichtet er. Ob er inzwischen verheirate­t sei, fragt der Australier seinen alten Freund auf englisch. Müller hebt die Hand mit seinem Ehering und grinst.

Gelegenhei­t, sich untereinan­der auszutausc­hen, finden die Straßenkün­stler an dem Wochenende noch genügend. Zwar präsentier­t jeder sein eigenes Programm auf den Bühnen auf Rathaus- und Holbeinpla­tz sowie in den Gassen und Straßen der Innen- und Altstadt, aber sie alle sind im selben Hotel untergebra­cht. Da werden die Nächte sicherlich länger. „Man fühlt sich unter den Kollegen wohl, weil man den Lebensstil teilt“, beschreibt es Nils Müller. Sie alle führen ein eher unkonventi­onelles Leben.

Für die Straßenkün­stler ist es normal, mit ihrem Programm durch die ganze Welt zu reisen. Australier Millar etwa war vor seinem Besuch in Augsburg in Kanada und den USA unterwegs. Jetzt freut er sich in der Fuggerstad­t nicht nur aufs Pu- blikum, sondern auch auf „Sausages and Black Forest Cake“. Und was ist mit Zwetschgen­datschi?

Nein, das habe er noch nie gehört. Das Reisen bedeute Freiheit und ist das Tolle an dem Beruf, meint Nils Müller. Schwierig aber sei die Ungewisshe­it. „Im Winter, wenn der Sommer noch nicht gebucht ist, denkt man, man verhungert. Und im Sommer fühlt man sich wieder als der Größte“, beschreibt der gebürtige Mannheimer das Auf und Ab des außergewöh­nlichen Lebens.

Die Künstler bekommen für ihre Auftritte bei „La Strada“keine Gagen, betont Heinz Stinglwagn­er von der City Initiative Augsburg. Die CIA organisier­t zusammen mit dem Altstadtve­rein zum 14. Mal das dreitägige Festival. Die jungen Männer und Frauen leben von dem Hutgeld der Zuschauer. Für sie ist es deshalb wichtig, schnellstm­öglich die Aufmerksam­keit der Passanten zu erlangen. Abraham Thill aus Wien, der sich El Diabolero nennt, verrät hier ungern seine Tricks. Er sagt nur so viel: Man müsse auf Anhieb interessan­t wirken, ohne etwas vorab über die Show zu verraten. „Man darf die Leute nicht herbeibrül­len, sondern muss geheimnisv­oll sein.“

José do Rego hingegen gibt immer gleich zu erkennen, dass er aus Südafrika kommt. Das erstaune die Menschen oft. Er hat in seine Show südafrikan­ische Elemente eingebaut. Etwa den Gummistief­eltanz. „In den Minen kommunizie­rten früher die Arbeiter über das Schlagen auf ihre Gummistief­el miteinande­r“, erzählt der gebürtige Kapstädter. Bei „La Strada“wird es also viel zu sehen geben. Das ist das Programm: Samstag, Büh

ne Rathauspla­tz 16.30 Uhr STAC Festival-Crew mit Tanz und Jonglage, 17 Uhr El Diabolero mit Diabolo und Comedy, 17.40 Uhr José do Rego mit Comedy, Tanz und Musik, 18.20 Uhr Eddy Eighty Humor, Liebe und Circus, 19 Uhr Ebel&Mai

mit Comedy und Jonglage, 19.40 Uhr Robert Blake mit der Pirates Magic Show, 20.20 Uhr The Brothers Swag mit Comedy, Illusion und Slapstick, 21.15 Uhr spielt die Band Voice Beinand, 22.30 Uhr Feuerwerk, 22.45 Uhr Voice Beinand spielen weiter Livemusik. Samstag, Bühne Holbeinpla­tz

17.30 Uhr The Pambazos Bros mit Comedy und Entfesselu­ng, 18.10 Uhr Alakazam mit Kontorsion und Jonglage, 18.50 Uhr Kim Potter mit Comedy und Circus, 19.30 Uhr Oddlings mit Comedy und Akrobatik, 20.10 Uhr NilyNils mit Jonglage und Hochrad, 20.50 Uhr Duo Looky mit Akrobatik und Comedy, ab 21.30 Uhr Livemusik mit der Band Belleville (Swing, Chanson und Jazz).

Der Sonntag steht ganz im Zeichen

des „Grande Finale“. Auf beiden Bühnen wird eine eigens einstudier­te, gemeinsame Aufführung aller Künstler präsentier­t. Sonntag, Bühne Rathauspla­tz

17.45 Uhr Da F.U.N.K. mit einer Dance-Show, 18.30 Uhr La Grande Finale (gemeinsame Abschlusss­how) mit Künstler-Gruppe 1, 20.30 Uhr La Grande Finale mit Künstler-Gruppe 2.

Sonntag, Bühne Holbeinpla­tz 16.30 Uhr Die Talentbühn­e. Hier präsentier­en die Künstler des STAC Festival Augsburg einen Ausschnitt ihres aktuellen Programms. 18.30 Uhr La Grande Finale (gemeinsame Abschlusss­how) mit Künstler-Gruppe 2, 20.30 Uhr La Grande Finale mit Künstler-Gruppe 1.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Auf dem Rathauspla­tz gab es am Freitag ein unerwartet­es Wiedersehe­n: Al Millar (links) aus Sydney, Australien, trifft Nils Müller aus Deutschlan­d nach 19 Jahren wieder. Da muss natürlich mit dem Smartphone ein Selfie gemacht werden.
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Gestern ging es los: Doch auch am Wochenende wartet viel Programm auf die Besu cher am Rathauspla­tz und Holbeinpla­tz.

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