Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Geheimnis, alt zu werden
Geburtstag Josef Benz feierte seinen 95. Geburtstag in Gersthofen
Ein Funkeln in den Augen, das breite Lächeln. Diese Lebensfreude, die man ihm ansehen kann, bleibt unvergessen. Und fit ist er auch noch, kann sogar ohne Rollator kurze Strecken laufen und schafft die engen und steilen Treppen in seinem Haus ganz alleine. Dabei hat Josef Benz jetzt seinen 95. Geburtstag in Gersthofen gefeiert.
Eigentlich hatte Josef Benz gar nicht viel Glück während seines Lebens. So wurde er nach seiner Ausbildung zum Eisendreher bei der Firma MAN direkt in den Krieg eingezogen. Er diente der Reichswehr ab 1940 als Gebirgsjäger in Mittenwald.
Noch dazu war er von August 1945 bis Juni 1946 in Kriegsgefangenschaft in Italien. Wobei er dabei sogar Glück im Unglück hatte, denn er wurde durch eine Handgranate schwer verletzt und ins Lazarett gebracht, wo er nach drei Jahren endlich einmal Urlaub antreten durfte, sodass er nicht nach Russland, sondern nach Italien in Kriegsgefangenschaft musste. „Das war viel ange- nehmer“, erzählte er, „wir mussten dort nur leichte Arbeiten erledigen, zum Beispiel die Kasernenböden von Zigarettenstummeln säubern, während die Gefangenen in Russland in Bergwerken hart arbeiten mussten.“
Nach der Gefangenschaft lebte er in einer Notunterkunft in Augsburg und lernte seine Frau beim Tanzen in einem Gasthof kennen. 66 Jahre lang waren sie verheiratet, bis sie an Osteoporose erkrankte und an einer Lungenentzündung starb.
Doch trotz der Schicksalsschläge lebt er seit 2009 glücklich und zufrieden mit seiner Tochter und deren Mann in einem gemeinsamen Haus, die sich liebevoll um ihn kümmern. „Es ist schön, bei meiner Familie zu sein, und ich bin dankbar für die wunderbare Verpflegung. Ich bin froh, dass es mir so gut geht“, sagt Josef Benz.
Viele Kontakte hat er in Gersthofen geknüpft, als seine Frau aufgrund von Demenz und Osteoporose in das Paul-Gerhardt-Haus in Gersthofen kam und er sie oft besuchte.
Mit 59 Jahren kündigte er seinen Job bei der MAN und ist seitdem in Rente und verbringt seine Zeit mit Spielenachmittagen mit alten Bekannten im Paul-Gerhardt-Haus. Noch immer interessiert er sich für Sport und hat als FC-Bayern-Fan von seinem Enkel eine VereinsWeste zum Geburtstag geschenkt bekommen. Die Augsburger Allgemeine liest er auch noch jeden Tag, und das, so sagt er, „eigentlich schon immer“.
Ein Geheimnis für sein hohes Alter gibt es nicht, meint er, aber mögliche Faktoren: Es sei der viele Sport, den er früher leidenschaftlich gern ausübte. Ob Fußball, Handball oder Faustball. Er war sogar Trainer in vielen verschiedenen Vereinen. Auch hilft ihm das Gedächtnistraining, das er regelmäßig macht. Vielleicht liegt es sogar auch an dem täglichen Bier, das er trinkt, oder daran, dass er in den meisten Situationen die Ruhe selbst ist.
Dieses Jahr freute sich er nicht nur über den Besuch des Bürgermeisters Michael Wörle zum 95. Geburtstag, sondern auch über sein 40. Jubiläum als IG-Metall-Gewerkschaftsmitglied.