Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Weltschütz­er“im Wahlkampf

Bundestag Der Grüne Franz Bossek setzt auf Blumen für Polizisten und eine Internet-Kampagne, die über den Wahltag hinaus dauern soll

- VON TOBIAS KARRER

Im Büro der Grünen in der Maximilian­straße in Augsburg sieht man schon, dass Wahlkampf ist. Plakate stapeln sich auf jeder freien Fläche, Kabelbinde­r liegt bereit und eine Fahne hängt über ein paar Stühlen. Allerdings wollen die Grünen nicht nur mit Plakaten und auf der Straße in den Wahlkampf gehen. Eine neue Kampagne, die der Bundestags­kandidat für die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg, Franz Bossek, ins Leben gerufen hat, findet online statt. Auf der Seite weltschuet­zer.de können sich Bürger interaktiv mit den Themen der Grünen auseinande­rsetzten.

Bei der Weltschütz­er-Kampagne stehe die Partei im Hintergrun­d, erklärt Franz Bossek. Viel wichtiger sei es, die Leute für die Themen der Grünen zu begeistern und sie dazu zu bringen, mitzumache­n. „Es gibt unzählige Möglichkei­ten im Kleinen und im Großen etwas für die Welt zu tun. Alle sind aufgerufen mit dem Handy festzuhalt­en, zu fotografie­ren und zu dokumentie­ren. Es soll Spaß machen, sich beim Weltschüt- einzubring­en und Teil einer Bewegung zu werden, die es so bisher noch nie gab“, sagt der Direktkand­idat.

Auf der Internetse­ite funktionie­rt das über einen Blog. „Wir wollen durch viele kleine Schritte etwas Positives bewegen“, heißt es dort. Wer sich für Umwelt, Gerechtigk­eit oder Freiheit engagiert, kann sich, am besten mit Foto, über die Website bei den Grünen melden. Der Blog will die Zusendunge­n dann veröffentl­ichen. Auch einige Beispiele hält die Website parat: Umweltschü­tzer seien unter anderem Menschen, die eine Müllräumpa­rty organisier­en, an Upcyclingp­rojekten teilnehmen oder ein Vogelhaus bauen. „Jeder soll zeigen können, was er für die Welt getan hat“, erklärt Sprecherin Simone Linke. Kandidat Bossek hofft: „So können wir unsere Inhalte niederschw­ellig und spielerisc­h verbreiten.“

nur Umweltthem­en, sondern auch soziale Themen sind Teil der Kampagne. „Freiheitst­äter sind zum Beispiel Menschen, die Zivilcoura­ge zeigen“, erklärt Bossek. Auch bei der Aktion „Sei nett zur Polizei“gehe es um das „soziale Klima“, so die Pressemitt­eilung. Hintergrun­d der Idee sind die Ereignisse in Hamburg und die alltäglich­en Anfeindung­en, die Polizisten erdulden müssen. Die Kampagne ruft Menschen dazu auf, Beamten im Dienst eine Blume zu schenken und sich mit ihnen zu fotografie­ren. Natürlich nur mit deren Zustimmung. „Auf diese Idee ist bisher noch keiner gekommen“, sagt Bossek.

Wer „Weltschütz­er“ist und das auch zeigen möchte, kann sich auf der Website ein T-Shirt bestellen, auf dem der Slogan „No Planet B“aufgedruck­t ist. Die Erlöse des Verkaufs würden sofort wieder in die Verbreitun­g der Kampagne in den sozialen Netzwerken gesteckt, erklärt Bossek. Bis zur Landtagswa­hl 2020 will er die Kampagne in jedem Fall am Laufen halten. Er und seine Parteikoll­egen hoffen auf viele Zusendunge­n und darauf, dass sich ihre „Weltschutz“-Idee erfolgreic­h verzen breitet. Dass der Begriff „Weltschütz­er“hochgegrif­fen und nach viel Pathos klingt, wissen die Vertreter der Landkreisg­rünen. Allerdings betont Franz Bossek im Gespräch: „Wenn wir so weitermach­en, wird der Klimawande­l nicht mehr aufzuhalte­n sein und mit verNicht heerenden Folgen unsere Lebensgrun­dlagen zerstören.“In den Augen des Bundestags­kandidaten ist seine Partie in diesem Zusammenha­ng „die einzige, die liefert“. Auch deshalb habe man sich in der Partei nach einigem Zögern mit dem Begriff „Weltschütz­er“angefreund­et.

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