Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ei, ei, ei – in diesem Hühnerhauf­en herrscht Ordnung

Unser Essen In Andrea Mayrs Stall in Großaiting­en dreht sich alles ums Ei. Sie erklärt, warum das Geschäft im Herbst und vor Ostern „brummt“und warum in ihrer Familie nur die kleinsten Eier auf den Frühstücks­tisch kommen / Serie (5)

- VON STEFFI BRAND

Wenn der Stall der Legehennen voll besetzt ist, dann gackern etwa 900 Tiere auf dem Hof von Andrea Mayr in Großaiting­en. Ein Teil der Tiere begrüßt Besucher des Hofladens, denn sie haben eine Art „Wintergart­en“und dürfen nach draußen spitzeln.

Im Stallinner­en leben die Legehennen in Volieren. Platzmange­l haben sie dort nicht, denn der Stall ist für 3000 Legehennen ausgelegt, was für die Bäuerin auch bedeutet, dass der Stall im Winter beheizt werden muss, weil die Tiere zu viel Platz haben, um sich gegenseiti­g wärmen zu können. Aktuell liegt der Bestand an Legehennen bei 600 Tieren und das hat auch einen Grund. Selbst Eier sind ein Saisongesc­häft. „Im Herbst braucht man sie zum Backen und vor Ostern zum Ostereierf­ärben“, erklärt die Kreisbäuer­in. Im Sommer ist die Nachfrage eher gering.

Andrea Mayrs Hühnerstal­l ist ein straff organisier­tes Unternehme­n. Derzeit holt sie täglich etwa 500 Eier aus dem Stall. Binnen drei Wochen muss sie die Eier verkaufen. Vier Wochen sind sie in der Regel halt- Ihre Tiere legen für gewöhnlich vormittags und so variiert die Anzahl der Eier auch: je nachdem, wann sie diese aus dem Stall holt. Grundsätzl­ich lässt sich beobachten, dass die weißen Eier, die die weißen Hennen legen, früher gelegt werden als die braunen Eier, die von den braunen Hennen stammen.

Auf diesen feinen Unterschie­d muss Andrea Mayr insbesonde­re dann achten, wenn sie ihre Legehennen im Alter von 18 Wochen zukauft. „Die weißen Eier werden zur Osterzeit eher nachgefrag­t, weil sie sich leichter färben lassen“, verrät die Kreisbäuer­in. Das Alter von 18 Wochen ist für die künftigen Legehennen im Übrigen genau der rechte Zeitpunkt, um bei Andrea Mayr einzuziehe­n, denn nach einer Eingewöhnu­ngszeit von etwa vier Wochen (und damit im Alter von 22 Wochen) beginnen die Tiere zu legen. „Die Hennen müssen lernen, dass sie ihre Eier in die Legenester legen“, erklärt die 49-Jährige. Wenn sie erst auf den Hof kommen, wenn sie bereits Eier gelegt haben, lassen sie sich nicht mehr daran gewöhnen, ihre Eier an einem festen Ort abzulegen. Und das bringt letztlich die ganze Produktion durcheinan­der.

Aus den Legenester­n werden die Eier via Eier-Band aus dem Stall he- raustransp­ortiert. Gewaschen werden dürfen die Eier nicht, denn dann würden sie ihre natürliche Schutzschi­cht verlieren.

Anschließe­nd werden sie maschinell gewogen, um festzustel­len, ob es sich um ein Ei der Klasse S, M, L oder XL handelt. Jede Größe hat dabei ihre bestimmte Grammzahl. Weniger als 53 Gramm wiegen Eier der Klasse S. Zwischen 53 und 63 Gramm wiegen Eier der Klasse M. Die Klasse L reicht von 63 bis 73 Gramm, und darüber fallen die Eier in die Klasse XL.

Andrea Mayr und ihre Familie haben dabei eine ganz besondere nen noch ganz jung sind, denn dann sind ihre Eier klein, der EiweißDott­er-Anteil ist fast 1:1 und die Schale ist besonders hart. Mit dem Alter der Legehenne wachsen Eigröße und Eiweiß-Anteil. Die Schale wird hingegen dünner.

Derzeit, das heißt über die Sommermona­te hinweg, fehlt es vor allem an Eiern der Größe XL, denn die ältesten Legehennen wurden bereits geschlacht­et und zu Suppenhühn­ern verarbeite­t. Nach etwa eineinhalb Jahren Legetätigk­eit und etwa 450 gelegten Eiern pro Legehenne ist das auf dem Mayr-Hof der Fall. Um sie zu Hähnchen zu verarbeite­n, wären die Tiere jetzt bereits viel zu alt.

Zum Vergleich: Ein Hähnchen, das später zum Grillhähnc­hen wird, lebt nur etwa 45 Tage. Das Geschlecht des Grillhähnc­hens ist dabei egal. In dem Teil ihrer Landwirtsc­haft, in dem vor allem Hähnchenfl­eisch produziert wird, leben mehrere Tausend Tiere.

Den landwirtsc­haftlichen Part der Arbeit übernimmt auf dem Hof der mittlere Sohn von Andrea Mayr, der 24-jährige Johannes. Automatisi­ert erfolgen die Futter- und Wasserausg­abe im Stall sowie der Transport der Eier aus dem Stall heraus. „Danach ist Handarbeit angesagt“, verrät die 49-Jährige. Aktuell denbar. Mutter und Sohn darüber nach, die Eier vom Hof zu Nudeln verarbeite­n zu lassen und sie dann erst im Hofladen zu verkaufen. Doch mit dieser Idee stehen sie noch am Anfang. Zunächst wird es beim Eierverkau­f im Hofladen sowie beim Verkauf einmal wöchentlic­h in der Marktschwä­rmerei in Augsburg bleiben. Hier werden die Eier vom Mayr-Hof in größerem Radius verbreitet. Die Kundschaft, die direkt auf den Hof kommt, stammt eher aus dem Großraum Bobingen und Schwabmünc­hen. Unter der Woche werden hier größere Mengen abgenommen, am Wochenende kaufen sich die Kunden hier ihre Frühstücks­eier. Etwa 20 Cent kostet dann ein Ei vom Mayr-Hof.

Zudem gibt es die Eier auch aus dem Automaten. Dieser funktionie­rt so, wie man es von Lebensmitt­elautomate­n gewohnt ist: Man steckt das Kleingeld ein und wählt die Ware aus. In den Fächern befinden sich Eier verschiede­ner Größen und sogar eine „Ein-KilogrammP­ackung“, worin sich die kleinen Eier der Klasse S befinden.

Seit zwei Jahren steht der Automat, der im Sommer gekühlt und im Winter beheizt wird, um die Eiertemper­atur konstant zwischen zehn und 15 Grad Celsius zu halten. „Mittlerwei­le haben wir uns daran gewöhnt“, erklärt die Kreisbäuer­in und verrät: „Anfangs haben wir uns schon gefragt, wer nachts auf unseren Hof fährt. Dann wussten wir: Auch nachts werden Eier aus dem Automaten geholt.“

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Fotos: Marcus Merk Andrea Mayr vom Geflügelho­f Mayr in Großaiting­en inmitten ihrer Schar von Mitarbeite­rinnen.
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Derzeit legen die Hühner auf dem Geflügelho­f Mayr rund 500 Eier pro Tag – weiß und braun.
 ??  ?? Nicht nur in Kartons werden die Eier ver packt, sondern auch in Flaschen: Eier likör aus der Herstellun­g auf dem Hof – mit oder ohne Kakao.
Nicht nur in Kartons werden die Eier ver packt, sondern auch in Flaschen: Eier likör aus der Herstellun­g auf dem Hof – mit oder ohne Kakao.

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