Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neusäß lässt „kurze“Straßenbah­n prüfen

Stadtrat Die Stadt will sich an einer Studie zur Verlängeru­ng der Linie 5 beteiligen. Es geht ums Geld und Grundstück­e

- VON REGINE KAHL

Am Ende einer langen Diskussion herrschte überwiegen­d Einigkeit im Neusässer Stadtrat: Die Stadt wird sich mit 25000 Euro an einer Studie beteiligen, die eine Verlängeru­ng der Straßenbah­n vom Augsburger Klinikumsg­elände bis zur Westheimer Straße in Neusäß untersuche­n soll. Voraussetz­ung dafür ist allerdings, dass vorher geklärt wird, ob das Grundstück auf dem Klinikumsg­elände für eine Trasse überhaupt zur Verfügung steht.

Das Thema Verlängeru­ng der Linie 5 taucht in Neusäß seit 2015 immer wieder auf. Frischer Wind kam in die Debatte, als die Stadtwerke Augsburg mehrere Varianten für eine Fahrt der Linie 2 oder 5 bis zum Titania-Bad vorschluge­n. Für Chef Walter Casazza wäre eine Straßenbah­n nach Neusäß einer der Bausteine rund um die Mobilitäts­drehscheib­e am Hauptbahnh­of. Dazu gehören für ihn die Linie 3 nach Stadtberge­n, die 6 bis Friedberg, die neu beschlosse­ne Linie 3 ins Zen- von Königsbrun­n und eine Linie 4 nach Gersthofen. Die Stadt Gersthofen hat bereits eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag gegeben. Hier wird eine Verlängeru­ng der Linie 4 von Oberhausen bis ins Zentrum oder zum Bahnhof geprüft.

Der Tenor im Neusässer Stadtrat war ziemlich eindeutig: Als ersten Schritt will man eine Tram bis zur Westheimer Straße prüfen lassen. Dort könnte die Straßenbah­n wenden. So könnten vor allem die Bewohner des neuen Beethoven-Viertels und Schuster-Areals eine Haltestell­e in der Nähe bekommen.

Bürgermeis­ter Richard Greiner nannte die Verlängeru­ng der Linie 5 zwar eine „super Chance“, sprach aber das Thema Geld an. Förderfähi­g sei allein eine Tram mit einer eigenen Trasse, betonte er. Für eine im Verkehr mitschwimm­ende Straßenbah­n gebe es keinen Zuschuss. Greiner nannte das jährliche Betriebsko­stendefizi­t, das beispielsw­eise für die Straßenbah­n nach Königsbrun­n berechnet wird. Ein Minus von 950 000 Euro im Jahr teilten zu zwei Dritteln der Landkreis und zu einem Drittel die Stadt. Christian Rindsfüßer (SPD) sagte, dass unbedingt geklärt werden müsse, ob eine Stadt wie Neusäß, die ja anders als Königsbrun­n und Stadtberge­n über zwei Bahnhöfe verfüge, ebenfalls mit einer Unterstütz­ung des Landkreise­s rechnen könne. Aussagen wünscht er sich von einer Studie nicht nur zu den Kosten für die Stadt, sondern auch zu den Fahrgastpo­tenzialen. Neusäß dürfe sich finanziell nicht übernehmen. „Sonst sind unsere 20 Millionen Rücklagen gleich weg.“

Nach Überzeugun­g von Rindsfüßer wird die Linie 5 sicher gebaut werden. Für Neusäß gehe es nicht nur um eine Verlängeru­ng dieser Linie, sondern um ein langfristi­g antrum gelegtes Nahverkehr­skonzept. Hier müssten auch die beiden Bahnhöfe in Neusäß und Westheim eingebunde­n werden. „Wir reden ja von einem Zeitraum von vielen Jahren.“Die kurze Variante bis zur Westheimer Straße nannte Rindsfüßer „sehr attraktiv“.

Silvia Daßler von den Grünen sagte, dass ihre Fraktion diese Lösung schon lange favorisier­e. Eine Wendeschle­ife am ehemaligen Hubschraub­erlandespl­atz hält sie für wenig sinnvoll. „Da ist doch weit und breit niemand.“Eine Verlängeru­ng zur Westheimer Straße nannte Daßler „realistisc­h und naheliegen­d“. Die Freien Wähler hätten die Studie lieber breiter und ergebnisof­fener angelegt. „Wo der beste Wendepunkt ist, soll erst die Studie zeigen,“forderte Wolfgang Weiland.

Inge Steinmetz-Maaz kann nicht verstehen, dass die CSU auf die vor 20 Jahren gemachte Studie zur Straßenbah­n Linie 2 nach Neusäß verweist. „Da hat sich doch viel getan, da gab es noch kein Titania und Gesich werbe- und Wohngebiet­e sind auch dazu gekommen.“Das alles gehöre auf den Prüfstand, so SteinmetzM­aaz.

Die Fraktionsv­orsitzende der CSU, Karin Zimmermann, sieht das anders. Der Knackpunkt, dass durch die Stadtmitte keine eigene und damit keine förderfähi­ge Trasse möglich sei, habe sich seit der Studie im Jahr 1999 nicht verändert. Zimmermann sieht eine Verlängeru­ng bis zum Titania daher „sehr kritisch“. Eine eigene Finanzieru­ng der Straßenbah­n könne die Stadt nicht stemmen. Zimmermann warnte auch davor, den Busverkehr zum Beispiel aus Ottmarshau­sen am Stadtrand zu unterbrech­en.

Der Beschluss fiel gegen drei Stimmen der Freien Wähler: Die Stadt will sich an einer Machbarkei­tsstudie beteiligen, die auf den bestehende­n Erkenntnis­sen aufbaut. Stadtbaume­ister Dietmar Krenz erklärte, dass die Stadt bei einer Beteiligun­g auch die ihr wichtigen Fragen und Ziele in die Untersuchu­ng einbringen könne.

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