Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Ensemble sagt Servus

Gala Zehn Jahre lang leitete Juliane Votteler das Theater Augsburg. Mit ihr verlassen viele Künstler das Haus. Mit welchen Höhepunkte­n sie sich verabschie­deten und an was sie und das Publikum sich gerne erinnern

- VON RICHARD MAYR

Und nun ist dieser letzte Tag der Intendanz Juliane Votteler tatsächlic­h da. Noch ein allerletzt­es Mal sind die Musiker, Sänger, Darsteller und Tänzer in dieser Konstellat­ion zusammen zu erleben, dann beginnen auch am Theater die sechswöchi­gen Sommerferi­en; und im Herbst wird das Augsburger Publikum neue Künstler kennenlern­en.

Schon vor dem Beginn des Abends ist diese besondere Atmosphäre zu spüren. Die Freilichtb­ühne ist ausverkauf­t. Man sieht Regisseure im Publikum, die einmal in Augsburg gearbeitet haben und extra gekommen sind. Der ehemalige Schauspiel­direktor Markus Trabusch sitzt im Publikum, auf der Bühne steht Publikumsl­iebling Sophia Brommer, die wieder einmal in Augsburg singt. Viele Politiker der Stadt sind gekommen und Oberbürger­meister Kurt Gribl hat einen großen Blumenstra­uß dabei. Das fühlt sich an wie vor einer richtig großen Premiere, doch dann liegt da ein Hauch von Wehmut in der Luft. Am Bühnenrand stehen vier Buchstaben wie zufällig abgestellt: E-N-D-E.

Das Theater Augsburg sagt an diesem Abend: „Servus und ba ba – schön war’s“. Und Votteler erklärt, dass das der Titel des letzten Opernballs hätte sein sollen, der nicht stattfinde­n konnte, weil das Große Haus vorzeitig geschlosse­n wurde. Jetzt komme dieses Programm, zusammenge­stellt von Marlene Hahn, in abgewandel­ter Form als Abschiedsg­ala auf die Bühne.

Ja, an diesem Abend ist die ganze Zeit zu spüren, auch dass eine Ära endet. Auf der Bühne allerdings verstehen es die Sänger, Tänzer, Schauspiel­er, die „Rocky-HorrorBand“und die Augsburger Philharmon­iker, die ganze Bandbreite der vergangene­n zehn Jahre in einen kurzweilig­en Abend von drei Stunden zu packen. Und den Moderatore­n Ute Fiedler und Klaus Müller, die den Job von Votteler übertragen bekommen, vertreiben mit viel Humor über weite Strecken die Wehmut. Es wird mitgeklats­cht, es wird gejubelt, wie das bei den Freilichtb­ühnenmusic­als regelmäßig geschieht. Es wird aber auch gestaunt, wenn gleich zu Beginn der Bariton Johannes Martin Kränzle auftritt.

Zu Beginn ihrer zehn Augsburger Jahre hatte Votteler den großen Sänger dafür gewonnen, einmal in Augsburg aufzutrete­n. Und nun ist er für diese Partie „Schwanda, der Dudelsackp­feifer“extra von den Bayreuther Festspiele­n angereist, wo er gerade in den „Meistersin­gern“zu erleben ist.

Im Programm geht es von Tosca – (Klaus Müller: „So hieß auch das Parfüm meiner Mutter) – direkt zum „Kleinen grünen Kaktus“. Von der großen Kunst zur leichten Muse in ein paar Minuten, auch so etwas kann an einem solchen Abend auf der Bühne gelingen. Alle Register werden noch einmal gezogen.

Am Ende kündigen die Moderatore­n Oberbürger­meister Kurt Gribl mit der Puccini-Arie „Nessun dorma“an – doch der will nicht singen, sondern loben: „Frau Votteler, Sie sind eine hervorrage­nde Intendanti­n.“Und Intendanti­n Votteler sagt: „Ich fühle mich reich beschenkt von der Stadt Augsburg: Wir durften jedes Experiment wagen. Wir haben der Stadt und dem Publikum auch einiges zugemutet – allein in dieser Spielzeit 18 Premieren an elf verschiede­nen Orten.“

Ganz zum Schluss erklingt Abba und das Publikum singt den Refrain mit, der auch auf dem Programmhe­ft abgedruckt ist: „Thank you for the music, the songs I’m singing, thanks for all the joy, we’re bringing“. Langer, nicht enden wollender Applaus, nicht nur für diesen Galaabend, sondern auch für die vergangene­n zehn Jahre. Was bleibt, sind viele Erinnerung­en und auf der Bühne diese vier Buchstaben: E-N-D-E. Schön war’s. I Bei uns im Internet Bilder von der Gala finden Sie unter

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Foto: Peter Fastl Oberbürger­meister Kurt Gribl verabschie­dete Theaterint­endantin Juliane Votteler mit Blumen.

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