Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Weshalb der neue Bücherbus so lange stillsteht

Bildung Die Türen des Gefährtes sind kaputt. Seit Wochen wird mit dem Hersteller diskutiert. Gibt es bald eine Lösung?

- VON INA KRESSE

Seit drei Monaten wird der neue Augsburger Bücherbus (Kosten: 500 000 Euro) nicht mehr benutzt. Wie berichtet, sind defekte Türen der Grund. Dafür ist sein Vorgänger jetzt in Ebersberg überrasche­nd im Einsatz.

„Die Situation ist nicht gerade prickelnd“, fasst es Bildungsre­ferent Hermann Köhler zusammen. Er hofft, dass die Hersteller in die Gänge kommen. Wie berichtet, hatte ein Gutachten, von der Stadt in Auftrag gegeben, die Betriebsun­sicherheit der Türen bestätigt. Vertragspa­rtner Volvo stünde derzeit mit dem finnischen Subunterne­hmen Kiitokori, das für die automatisc­hen Türen verantwort­lich ist, in Verbindung. In dieser Woche soll ein Gespräch zwischen Vertretern von Volvo und der Stadt stattfinde­n. Bislang hätten sämtliche Nachbesser­ungen an den Türen nichts gebracht. Neue Mängel seien entstanden. „Auch die Busfahrer wollen das Risiko nicht eingehen“, sagt Köhler.

Währenddes­sen laufen bei der Stadtbüche­rei Anfragen ein, wann denn der Bus wieder auf Tour geht, berichtet Leiter Manfred Lutzenberg­er. Natürlich hat auch er keine Antwort parat. 4500 Medien sind in dem Gefährt untergebra­cht. Es versorgt die Bürger mit Lesestoff, die nicht in der Nähe der Stadtbüche­rei oder einer ihrer vier Filialen leben.

Die fahrende Einrichtun­g an sich gibt es seit über 60 Jahren. Der neue Bücherbus wurde bis zu seinem baldigen Stillstand gut angenommen. Lutzenberg­er befürchtet nun, dass durch die Zwangspaus­e die Nachfrage zurückgehe­n wird. Diese Beobachtun­g habe er gemacht, als vor Jahren die Zweigstell­e Haunstette­n längere Zeit schließen musste.

Gibt es denn keine Möglichkei­ten, den Bücherbus doch zu nutzen? Schließlic­h ist er nicht mit einem Linienbus vergleichb­ar. Unter der Fahrt halten sich keine Kunden in ihm auf. Erst wenn er an seinem Zielort steht. Könnte man also nicht Warnschild­er an den Türen anbringen, die darauf hinweisen, dass sich die Doppeltür unvorherge­sehen öffnen kann? Oder ein Mitarbeite­r passt an der Tür auf, dass sich niemand einen Finger in der Tür einklemmt? Sowohl Köhler als auch Lutzenberg­er sagen Nein. Das Restrisiko, dass sich hier jemand verletzen könnte, bliebe dennoch.

Die beiden Fahrer und eine Fachkraft, die für den Bus zuständig sind, werden übrigens vorübergeh­end alternativ in der Bücherei eingesetzt. Wie es nun weitergeht? Bei der Stadt erhofft man sich ein erfolgreic­hes Gespräch mit Volvo. Dem Hersteller wurden unlängst das Gutachten und ein Mahnschrei­ben mit Frist bis Ende September zugestellt. Ein Problem aber ist, dass das Subunterne­hmen keine Mängel an den automatisc­hen Türen sieht. Für Kiitokori könnte es weitreiche­nde Folgen haben, müsste es komplett neue Türen konstruier­en. Andere Kommunen, die vielleicht auch derartige Probleme haben, könnten ebenfalls einen Austausch geltend machen, so Köhler.

Ob sich andere Städte auch mit Bücherbus-Türen herumärger­n, kann der Referent nicht sagen. „Wir haben uns noch nicht mit anderen kurzgeschl­ossen. So lange wir in guter Atmosphäre Gespräche mit dem Auftragneh­mer führen, wollen wir ihn nicht in Bredouille bringen.“Der neue Bücherbus steht also erst mal weiter still. Dafür ist sein Vorgänger unlängst auf Tour gegangen.

Augsburgs alter Bücherbus, „Fridolin“genannt, steht seit knapp zwei Wochen im oberbayris­chen Ebersberg. Der dortige Buchhändle­r Sebastian Otter hat ihn sich vorübergeh­end als Hilfe geholt. Sein Geschäft wird gerade saniert. Bücher verkauft er kurzfristi­g in Fridolin, der vor seinem Laden parkt. Mit einem Überführun­gskennzeic­hen wurde der alte Augsburger Bus, der keinen TÜV mehr hat, nach Ebersberg gefahren.

Buchhändle­r Otter hat das Geschehen in Augsburg verfolgt. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Bustüren so gefährlich sein können. „Ich finde es komisch, dass der neue Bus nicht eingesetzt wird.“

 ?? Archivfoto: Anne Wall ?? 4500 Medien sind im neuen Bücherbus der Stadt untergebra­cht. Wegen defekter Tü ren steht die mobile Bücherei derzeit aber still.
Archivfoto: Anne Wall 4500 Medien sind im neuen Bücherbus der Stadt untergebra­cht. Wegen defekter Tü ren steht die mobile Bücherei derzeit aber still.

Newspapers in German

Newspapers from Germany