Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Stadt rüstet sich für den Schüler Boom

Bildung In Augsburg werden immer mehr Erstklässl­er angemeldet. Wie sich die Zahlen weiter entwickeln, ist schwer vorhersehb­ar. Wie die Fachleute für die Zukunft planen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen

- VON INA KRESSE

Die Zeit drängt, sagt Hermann Köhler. Prognosen zeigen, dass die Schülerzah­len in den nächsten Jahren auch in Augsburg deutlich steigen. Man braucht mehr Platz an den Schulen. Das weiß der Bildungsre­ferent. Das hat auch zuletzt eine Bertelsman­n-Studie unterstric­hen, die für die nächsten Jahre einen Schüler-Boom verzeichne­t. Die Stadt Augsburg rüstet sich für den Ansturm.

An den 30 Grundschul­en in Augsburg werden derzeit 2520 Erstklässl­er unterricht­et. Bis zum Schuljahr 2021/2022 sollen es laut aktueller Prognose dann schon 2789 Schulanfän­ger sein. „Die Geburtensi­tuation hat sich verändert“, sagt der Referent. Was man jetzt schon an den Kitas merke, werde in ein paar Jah- ren an den Schulen greifen. Die Stadt will dann gewappnet sein. Gemeinsam mit Statistik-, Einwohnerm­eldeund Schulverwa­ltungsamt sei man derzeit dabei, einen Schulentwi­cklungspla­n aufzustell­en, berichtet Köhler. Dafür wird zunächst die „Ist-Situation“definiert. „Wir erfassen alle Räume an Schulen und legen die Nutzung jedes Raumes fest.“Daran müssten sich dann auch die Schulen halten. Dann wird der zu erwartende „Soll-Zustand“ausgearbei­tet, also wie viel Platz in den nächsten Jahren erforderli­ch sein wird. Hier sei man in enger Abstimmung mit der Stadtplanu­ng. „Wir können nicht nur von den Kindern ausgehen, die schon da sind. Wir müssen uns die Bautätigke­iten in der Stadt ansehen, die neue Familien mit Kindern nach Augsburg bringen wird.“Beispiel Haunstette­n: Hier soll in ferner Zukunft, wie berichtet, Augsburgs modernstes und größtes Neubauvier­tel entstehen. Dies müsse man laut Köhler beim geplanten Neubau der Johann-Strauß-Grundschul­e mit einkalkuli­eren.

„Die Architekte­n müssen schon heute berücksich­tigen, dass in zehn oder zwölf Jahren an der Schule angebaut werden oder ein weiterer Standort hinzukomme­n könnte.“Auch für andere Stadtteile müsse man diese Perspektiv­en berücksich­tigen. Etwa auch für Kriegshabe­r. „Die Kriegshabe­rgrundschu­le wurde bereits um Räume erweitert. Aber noch ist das Reese-Gelände nicht vollständi­g bebaut“, gibt Köhler zu bedenken. Eine genaue Exaktheit an künftigem Bedarf an Schulplätz­en werden die Planer aber nie errechnen können. Dafür gibt es zu viele Unbekannte, wie etwa die Entwicklun­g der Zuwanderun­g oder Umzüge. Erst jetzt zum aktuellen Schuljahr hin habe es laut Köhler bei den prognostiz­ierten Schülerzah­len eine unerwartet­e Wendung gegeben.

Laut Köhler wurde mit einer, wie er es nennt, „alten Tradition“gebrochen. Denn normalerwe­ise würden letztendli­ch nie so viele Kinder für die ersten Klassen angemeldet, wie eigentlich vorhergesa­gt wurde. „Es gab bislang immer eine Wanderbewe­gung. Nicht alle Kinder, die in Augsburg geboren wurden, gehen hier auch zur Schule.“Viele Familien zögen gerne aufs Land. Im aktuellen Schuljahr war erstmals alles anders. Die Zahl der Anmeldunge­n übertraf die Prognose. 2354 Erstklässl­er wurden im Vorfeld für das Schuljahr 2017/28 vorhergesa­gt. Tatsächlic­h aber wurden 166 Kinder mehr als erwartet angemeldet. „Diesen Sprung können wir uns im Moment noch nicht erklären“, sagt Köhler. Schließlic­h habe das Einwohnerm­eldeamt alle Bürger erfasst. Die Adresslist­en bekommen im Übrigen die Schulen zur Verfügung gestellt. Diese wiederum schreiben nach Weihnachte­n Eltern an und laden sie zur Einschreib­ung ihrer Kinder ein. Nicht nur Grundschul­en, auch weiterführ­ende Schulen müssen laut Köhler für die Zukunft gerüstet werden. „Mitte der 2020er Jahre werden wir hier auch größeren Bedarf haben.“Köhler weiß, dass die Stadt hier vor einer verantwort­ungsvollen Aufgabe steht. „Die Situation hat sich insgesamt innerhalb kurzer Zeit ziemlich verschärft. Es muss uns gelingen, sie zu bewältigen.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Alt und modern ergänzen sich hier gut. Die Grundschul­e Augsburg Kriegshabe­r wurde erweitert, um mehr Schülern Platz zu bieten. Im Hintergrun­d sieht man das alte Gebäude, rechts den Anbau. Die Stadt muss sich weiterhin auf steigende Schülerzah­len...
Foto: Silvio Wyszengrad Alt und modern ergänzen sich hier gut. Die Grundschul­e Augsburg Kriegshabe­r wurde erweitert, um mehr Schülern Platz zu bieten. Im Hintergrun­d sieht man das alte Gebäude, rechts den Anbau. Die Stadt muss sich weiterhin auf steigende Schülerzah­len...

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