Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Viele Deutsche sind Nostalgietouristen auf den Spuren der Eltern
haben am Rand einen Sensenmann aufgestellt. Doch so etwas kann die gute Laune der zumeist älteren Passagiere nicht trüben. Auch Deutsche sind dabei, sie sind mit dem Bus angereist, der Großteil sind NostalgieTouristen auf der Suche nach der Heimat ihrer Eltern oder Großeltern.
Dass Polen auch ein Weinland ist, überrascht selbst diese Touristen. Dabei gab es schon im 10. Jahrhundert Weinberge in Polen. Aber das Wissen um den Weinanbau ging während der Kriege und der Planwirtschaft verloren. Inzwischen freilich sind junge Winzer dabei, die alte Kultur wiederzubeleben. Etwa 1000 Hektar Weinberge gibt es derzeit im Land. Angepflanzt werden besonders widerstandsfähige Sorten, die auch im rauen polnischen Klima gedeihen wie Solaris, Hibernal oder Johanniter für Weißwein und Rondo oder Cabernet Cortis für Rotwein.
Aleksy Wojcik kennt sich aus mit diesen Sorten. Der Wirt des urigen Gasthauses Stare Siolo in Wetlina verdient viel Geld mit Weinverkostungen. In seinem Weinkeller, den er voller Stolz zeigt, lagern Weine aus aller Welt – natürlich auch solche aus Polen. Da passt es, dass immer mehr Touristen auch aus Deutschland in diese einst abgelegene Region kommen.
In der Gegend um den SolinaStausee, den größten Stausee Polens, sieht es aus wie an einem österreichischen See: Hotels, Campingplätze, Ferienanlagen, Spielplätze, Discos, Imbissbuden. Wandern kann man hier auch, hügelauf und hügelab, und zwischendurch hinunterschauen auf den See, auf dem die Boote schaukeln und die Wolken baden. Nur wilde Tiere gibt es rund um die Touristenhochburg Solina schon lange nicht mehr.