Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit der „Rocky Horror Show“auf Rekordkurs

Theater Bilanz Das letzte Musical unter der Ägide von Juliane Votteler wäre fast das erfolgreic­hste Stück auf Augsburgs Freilichtb­ühne geworden. Doch dann kam es anders. Ein Großteil des Ensembles macht nun für neue Künstler Platz. Wann man sie kennenlern

- VON NICOLE PRESTLE

Am Ende war es dann doch nicht der Rekord, auf den zunächst alles hinsteuert­e: Mit 44034 Besuchern war die „Rocky Horror Show“auf die Freilichtb­ühne nur fast so gut besucht wie die „West Side Story“1997 (über 45 500 Besucher) und die „Blues Brothers“2016 (45000 Besucher). Das lag allerdings nur daran, dass in der letzten Spielwoche zwei ausverkauf­te Vorstellun­gen abgesagt werden mussten. „Sonst wären wir bei über 46 000 Besuchern gelandet“, sagt Theaterspr­echer Philipp Peters.

Finanziell gesehen war das Musical dennoch ein Erfolg, da es dem Theater Augsburg fast 1,4 Millionen Euro an Einnahmen einbrachte. Zum Vergleich: „Cabaret“erwirtscha­ftete im vergangene­n Jahr knapp 700 000 Euro, die „Blues Brothers“rund 1,2 Millionen Euro.

Die Augsburger Theatersai­son, die am Sonntag mit einer großen Abschiedsg­ala zu Ende ging, war weder für die Künstler noch fürs Publikum einfach. Aufgrund der Schließung des Großen Hauses vor gut einem Jahr musste der Spielplan teilweise umgeworfen werden, die Stadt suchte händeringe­nd nach neuen Spielstätt­en, die aber allesamt kleiner waren als das Große Haus mit seinen rund 1000 Plätzen. „Wir haben Ihnen viel zugemutet“, betonte Intendanti­n Juliane Votteler am Sonntagabe­nd im Rahmen der Gala. Wo man dies künstleris­ch stets bewusst gemacht habe, sei es organisato­risch nur durch die schwierige­n Umstände der anstehende­n Sanierung so weit gekommen.

Auf den Zustand der Spielstätt­en in Augsburg wurde bei der Gala mehrfach hingewiese­n: Schauspiel­erin Ute Fiedler erzählte augenzwink­ernd von ihrem ersten Jahr in Augsburg. „Ich habe gedacht, ich bin im Osten“, sagte sie und spielte damit auf den maroden Zustand des Großen Hauses und der damals noch genutzten Komödie hin. Im ersten Jahr von Intendanti­n Juliane Votteler sah die Sache nicht rosiger aus: Im Sommer brach ein Künstler durch den morschen Boden der Freilichtb­ühne. Die wird in den kommenden Jahren zwar nicht saniert, der Rest der Bühnen sowie Werkstätte­n und Probebühne­n werden nun aber generalsan­iert bzw. neu gebaut.

Das Große Haus, in dem derzeit zumindest noch Proben stattfinde­n sollen, wird im September endgültig geräumt. Die Künstler räumen derzeit ihre Spinde aus, der Kostümfund­us ist schon vor einigen Monaten umgezogen. Die ersten Arbeiten in dem denkmalges­chützten Gebäude werden laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel eher unspektaku­lär sein: „Wir werden unter anderem Leitungen freilegen. Richtig was zu sehen wird es baulich aber wohl erst Anfang kommenden Jahres geben.“Immerhin: Mit einigen Wochen Verspätung haben zuletzt die archäologi­schen Grabungen auf der Grünfläche zwischen Großem Haus und Volkhartst­raße begonnen. Dort entsteht mit einem Orchesterp­robensaal samt Kartenverk­aufsstelle künftig ein Neubau.

Doch noch einmal zurück zur abgelaufen­en Spielzeit: Mit fast 185000 Besuchern reichte sie nicht an die vorherige heran (233 300 Besucher) heran. Da viele Inszenieru­ngen seltener oder in kleineren Räumen gezeigt wurden, ist dies für die Theaterlei­tung aber nicht verwunderl­ich. Wie in jedem Jahr gab es in jeder Sparte auch besonders beliebte Produktion­en:

● Musiktheat­er Hier hatte „Otello“mit 6234 Zuschauern die meisten Besucher. Die Oper „Simplicius Simpliciss­imus“auf der Brechtbühn­e, deren Zuschauerr­aum dafür noch einmal abgewandel­t worden war, war bei allen Vorführung­en ausverkauf­t.

● Schauspiel Das Weihnachts­stück „Pünktchen und Anton“im Kongress am Park hatte mit 25500 Besuchern die meisten Zuschauer. Mit 18 ausverkauf­ten Vorstellun­gen kann die Produktion „Faust“in der Brechtbühn­e aufwarten – beim Sprechthea­ter die höchste Auslastung.

● Hoffmannke­ller Hier war die Produktion

„Auerhaus“mit 1100 Besuchern und einer Auslastung von 98 Prozent am erfolgreic­hsten. ● Ballett „Der Nussknacke­r“in der Schwabenha­lle mit 9528 Besuchern hatte die meisten Zuschauer. In der Brechtbühn­e hatte der Ballettabe­nd „(R)Evolution“mit 14 Aufführung­sterminen die höchste Auslastung – sie lag bei 99 Prozent.

● Neue Spielzeit Ab September übernimmt André Bücker als Intendant das Theater Augsburg. Für Besucher beginnt die Saison mit einem großen Theaterfes­t im Textilvier­tel, also im Martini-Park. Termin ist am Sonntag, 24. September, ab 11 Uhr. O www.theater a.de

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Fotos: Ulrich Wagner, Kai Wido Meyer Großes Finale zum Ende der Spielzeit: Die Rocky Horror Show lockte über 44 000 Be sucher auf die Freilichtb­ühne.
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Ute Fiedler als „Gretchen“im Faust. Im Schauspiel war diese Produktion beliebt.
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Foto: Schaefer Im Musiktheat­er war „Otello“die erfolg reichste Inszenieru­ng.

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