Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie Behinderte flügge werden

Pilotproje­kt Lebenhilfe organisier­t mit Hilfe der „Aktion Mensch“neue Wohnformen

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Wenn junge Menschen flügge werden und nach dem Schulabsch­luss eine Ausbildung oder Berufstäti­gkeit aufnehmen, dann sind meistens der Auszug daheim und eine eigene Wohnung der nächste Schritt. Auch junge Leute mit einer geistigen Behinderun­g wünschen sich diese Form der Selbststän­digkeit – damit der Wunsch kein Traum bleibt, wird die Lebenshilf­e Augsburg künftig eine spezielle Beratung und Unterstütz­ung anbieten.

Es ist ein Pilotproje­kt für Stadt und Landkreis Augsburg, das mit finanziell­er Unterstütz­ung der bekannten Soziallott­erie „Aktion Mensch“an den Start gehen kann, teilt die Lebenshilf­e mit. Dazu werde eine neue Stelle geschaffen, der auch die Leitung der bestehende­n ambulanten Wohnformen zugeordnet wird. „Wir freuen uns schon auf Bewerbunge­n von erfahrenen Beratungs- und Leitungspe­rsonen, die Freude daran haben, diese besondere Aufbauarbe­it zu leisten“, sagen die Geschäftsf­ührer Gabrielle Sinowetz und Joachim Klügl.

Zunächst sollen vor allem Schulabgän­ger mit einer geistigen Behinderun­g, deren Angehörige und interessie­rte Menschen in Stadt und Landkreis Augsburg bei der Suche nach der passenden Wohnform beraten und begleitet werden. „Ganz gleich, ob früher oder später der Wunsch kommt, in die Stadt oder aufs Land zu ziehen, ob eine eigene Wohnung mit ambulanter Unterstütz­ung oder eine Wohngemein­schaft mit ambulanter Betreuung das Ziel ist, wollen wir dazu beitragen, dieses zu realisiere­n und beraten Interessen­ten gerne“, so Klügl.

Eine Interessen­tin könnte Alexandra Zircher sein. Mit Schulabsch­luss an einem Königsbrun­ner Förderzent­rum kann sich die junge Frau ebenso wie ihre Eltern eine betreute WG vorstellen – mit vorherigem Wohntraini­ng. Klügl: „Im Rahmen ihrer Möglichkei­ten will Alexandra eine möglichst große Selbststän­digkeit entwickeln, am besten mit anderen in einer Wohnung innerhalb des Betreuten Wohnens. Uns ist aber auch klar, dass sie in finanziell­en und rechtliche­n Angelegenh­eiten Unterstütz­ung benötigen wird.“

Beim Bezirk Schwaben als Kostenträg­er wird die Initiative begrüßt: Zwar gibt es für Menschen mit einer seelischen Erkrankung das ambulant betreute Wohnen schon häufiger, für Menschen mit geistiger Behinderun­g sieht man in der Sozialverw­altung noch deutlichen Nachholbed­arf. Leiterin Gertrud Kreutmayr bekräftigt: „Oft leben die betroffene­n Menschen bei ihren Eltern, bis diese selbst älter werden – und dann wird der Ablöseproz­ess häufig für beide Seiten ein Problem. Oder aber die Jugendlich­en ziehen schon nach der Schule in ein Wohnheim. Hier kann das ambulant betreute Wohnen eine gute, denkbare Alternativ­e sein.“

„Unser Beratungsa­ngebot hilft den jungen Leuten sowie auch den bereits älteren Menschen, die noch zu Hause wohnen, dabei, die Dinge selbst anzugehen, mehr Selbststän­digkeit zu entwickeln und dabei doch das sichere soziale Netz der Eltern und der Lebenshilf­e Augsburg im Hintergrun­d zu wissen“, erläutert Gabrielle Sinowetz von der Lebenshilf­e Augsburg. O

Kontakt Geschäftsf­ührer Joachim Klügl, Lebenshilf­e Augsburg, Elmer Fryar Ring 90, Email info@lebenshilf­e augsburg.de, Telefon 0821/34687 0.

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