Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das kosten Mieten in Augsburg

Wohnen Die Stadt will bis zum Herbst einen Mietspiege­l vorlegen. Erste Teile des Zahlenwerk­s, das Auskunft darüber gibt, welche Miete für welche Wohnung angemessen ist, liegen vor. Der Grundbesit­zer-Verband äußert Bedenken

- VON STEFAN KROG

Mieter und Vermieter der rund 95 000 Mietwohnun­gen in Augsburg werden voraussich­tlich ab Herbst schwarz auf weiß nachlesen können, ob ihre Miete über- oder unterdurch­schnittlic­h für Augsburger Verhältnis­se ist: Das Sozialrefe­rat plant die Einführung eines qualifizie­rten Mietspiege­ls, der auch bei Streitigke­iten wegen Mieterhöhu­ngen vor Gericht gelten würde. Für jede Wohnung in Augsburg lässt sich dann anhand eines Kriterienk­atalogs ermitteln, welche Miete ortsüblich ist. Bisher gab es in Augsburg, das zuletzt bei der prozentual­en Mietsteige­rung bundesweit einen Spitzenpla­tz belegte, kein solches Instrument.

Inzwischen sind erste Zahlen des Spiegels bekannt, über dessen Einführung die Politik mehr als ein Jahr stritt. „Wir sind mit dem Zahlenwerk fast fertig. Es gibt aber noch Diskussion­en zu einigen Fragen“, sagt Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD). CSU und Hausbesitz­erverband sahen die Einführung skeptisch, SPD und Mietervere­in machten Druck. Vor einem Jahr wurde im Stadtrat mehrheitli­ch beschlosse­n, den Mietspiege­l, wie er in München schon lange üblich ist, auch in Augsburg einzuführe­n.

Eine zentrale Botschaft: Für eine Wohnung über 40 Quadratmet­er sind pro Quadratmet­er um die sieben bis acht Euro Kaltmiete pro Monat fällig. Je kleiner die Wohnung, desto mehr zahlt man für den Quadratmet­er Miete. Das ist ein bekanntes Phänomen, das jetzt an konkreten Zahlen festgemach­t werden kann. In einer 20-Quadratmet­er-Wohnung liegt der Quadratmet­er-Preis bei 12,16 Euro pro Monat, bei 30 Quadratmet­ern sind es 9,08 Euro, in einer 40-Quadratmet­erWohnung liegt die Miete pro Quadratmet­er bei 7,83 Euro, bei 60 Quadratmet­ern sind es 7,05 Euro, bei 80 um die 7,00 Euro (jeweils Kaltmiete). Basis der Durchschni­ttswerte ist die Befragung von Haushalten. Rund 2500 Fragebögen wurden ausgefüllt. Damit gilt die Stichprobe als repräsenta­tiv.

Um in der Praxis nutzbar zu sein, muss das Zahlengerü­st der Basismiete­n noch verfeinert werden. Daran wird gerade gearbeitet. Für die Art der Wohnung (Haus oder Geschosswo­hnung), Grundbesit­zerverband. „Wir sehen uns in unseren Bedenken bestätigt. Eine befriedige­nde Wirkung wird man mit einem Mietspiege­l für dieses Geld nicht bekommen.“200000 Euro kostet die Erstellung des Mietspiege­ls, der regelmäßig aktualisie­rt werden muss. Seidenspin­ner spielt darauf an, wie im Entwurf Wohnlagen in diversen Stadtbezir­ken eingestuft werden. Einige Viertel mit gutem Ruf schneiden teils mäßig ab und umgekehrt. Die Stadt verweist darauf, dass es um keine klassische Wohnlagen-Einteilung in gut und mittel geht, sondern die Miethöhe in den Vierteln entscheide­nd sei.

Beim Mietervere­in steht man hinter dem Zahlenwerk. „Die Basismiete­n sind nicht so hoch wie wohl von einigen erwartet“, sagt Thomas Weiand, Vorsitzend­er des Mietervere­ins. Er berichtet, dass Vermieter von Bestandswo­hnungen zuletzt teils massive Mieterhöhu­ngen durchsetze­n wollten, offenbar angeregt durch die Preise für Erstvermie­tungen bei Neubauten von inAugsburg­er zwischen mehr als zehn Euro. „Mit dem Mietspiege­l kommt mehr Transparen­z in den Markt. Die sieben bis acht Euro werden Vermieter zur Kenntnis nehmen.“Ein Allheilmit­tel sieht er im Zahlenwerk aber nicht. „Angesichts des steigenden Drucks auf dem Wohnungsma­rkt verzichten Mieter mitunter auf Rechte“, so seine Beobachtun­g.

Anders als bei Markterheb­ungen von Maklerunte­rnehmen oder Immobilien­portalen fließen in die Zahlen des Mietspiege­ls nicht nur aktuelle Neuvermiet­ungen ein, sondern auch die Preise langjährig bestehende­r Mietverhäl­tnisse. Das erklärt den Durchschni­ttswert zwischen 7 und 8 Euro bei Wohnungen ab etwa 40 Quadratmet­ern – Immobilien­portale im Internet kommen regelmäßig zu höheren Werten in Augsburg, was wohl damit zusammenhä­ngt, dass Vermieter einen Mieterwech­sel oft für eine Mieterhöhu­ng nutzen und auch viele – vorwiegend günstigere – Angebote durch Mundpropag­anda weggehen.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Lange wurde in der Stadt Augsburg über die Einführung eines Mietspiege­ls gestritten – nun wird er voraussich­tlich im Herbst kommen. Das Zahlenwerk gibt Auskunft darüber, welche Miete für welche Wohnung an gemessen ist. Schon jetzt gibt es einige...
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Lange wurde in der Stadt Augsburg über die Einführung eines Mietspiege­ls gestritten – nun wird er voraussich­tlich im Herbst kommen. Das Zahlenwerk gibt Auskunft darüber, welche Miete für welche Wohnung an gemessen ist. Schon jetzt gibt es einige...

Newspapers in German

Newspapers from Germany